Restaurant Beefsteak nach Strindberg-Art & Co.: Grundsolide Küche zu äußerst fairen Preisen in angenehmer Atmosphäre bietet täglich das Kesselhaus am Alsterdorfer Markt

Die Suppen aus der Gulaschkanone im Herbstmanöver: Das war mir dann doch zu wenig Anreiz, deshalb bin ich nicht zu den Soldaten gegangen, sondern in die Alsterdorfer Anstalten, um Zivildienst zu machen, und noch heute bringe ich meine Altkleider in die Lernstätten der Behinderten - früher sind die Anstalten kein Sperrbezirk gewesen, das nicht, aber viele Bürger blieben dennoch weg, da sie das Gefühl hatten, eine verbotene Zone zu betreten

Jetzt nicht mehr, denn seit vier Jahren steht hier der Alsterdorfer Markt, ein Stadtteiltreff, ein Viertel im Viertel für die Behinderten und Begünstigten - wohnen und einkaufen, viel Kultur; das Restaurant heißt Kesselhaus, ein hoher Raum, zwei Ebenen, die Gäste aus mindestens drei Generationen. Der Dichter August Strindberg hat meist so geschrieben und fast immer so geguckt, als würde er sich von hart gekochten Eiern mit Zitrone und Essig ernähren, aber um nicht ganz am Leben und besonders an den Frauen zu verzweifeln, brauchte er gelegentlich sein Beefsteak mit Zwiebeln, Senf, Bratkartoffeln und Roter Bete; das Gericht trägt Strindbergs Namen, im Kesselhaus kostet es 15,50 Euro. Gern gegessen habe ich auch die Speisen ohne Genieverweis, so das Tatar vom Fjordlachs auf Gurkenscheiben (9,50 Euro), das Schweinekotelett mit Rahmsauerkraut (etwas zu salzig, 11,90 Euro), die Büsumer Krabben mit Rührei und Vollkornbrot (5,90 Euro), die Hühnchenspieße mit Ananas und Glasnudel-Mangosalat (5,80 Euro), das Red-Snapper-Filet mit einem Schaum aus Kokos und Zitronengras, dazu Couscous (12,60 Euro), die Lachswürfel mit Gemüse und Kokos-Zitronen-Sauce: Da wird der Kessel im Haus zum Wok.

Das Menü des Monats hat drei Gänge und kostet 32,90 Euro inklusive Wein, den wie für viele Lokale der Händler Rindchen aufspürt und ankarrt. Im Glas gibt es beispielsweise einen Roten aus der Bodegas Lozano (La Mancha), und ich dachte, der Preis von nur 4,80 Euro wäre ein Druckfehler auf der Karte, aber nein, stimmt - da hat der Rindchen mal wieder ein Viech rausgehauen! Voll bei der Sache ebenso die Serviceleute, eine Kellnerin war an einem Sonntagabend leider etwas allein gelassen und bediente beinahe im Laufschritt: Einige Gäste bemerkten die Not der Frau und legten beim Trinkgeld noch ein bisschen drauf.

Die ersten Frühstücker sind um 9 Uhr am Brötchen, später folgt der Mittagstisch, manche Männer trinken nachmittags ein Bier, die Kinder schlürfen ihren Kakao, und Oma nascht Kuchen. Das ist alles ziemlich erfreulich im Kesselhaus, nun bin ich öfter hier - und nicht nur, wenn ich zweimal pro Jahr vorbeifahre, weil ich zum Ohlsdorfer Friedhof will, um das Aroma der Ewigkeit zu schnuppern.


Kesselhaus täglich 9.00-23.00, Alsterdorfer Markt 14 (U Sengelmannstraße, Bus 26, 179), T. 50 77 50 77; Infos im Internet unter www.restaurant-kesselhaus.de