Heute beginnt der Winterschlussverkauf. Verbraucherschützer raten, nicht die Prozente im Blick zu haben, sondern den konkreten Preis.

Hamburg. Die Hamburger Einzelhändler rufen die Schnäppchensaison aus: Heute beginnt der Winterschlussverkauf, im sprachlichen Kauderwelsch vielerorts "Sale" genannt. Schlangen an den Kassen, durchwühlte Regale und Schilder mit Prozentzeichen in aufdringlichen Farben werden in den kommenden zwei Wochen viele Geschäfte aus den Branchen Kleidung, Textilien, Schuhe, Sport- und Lederwaren dominieren. "Unsere Umsatzerwartungen liegen bei 90 Millionen Euro", sagte Ulf Kalkmann, Geschäftsführer des Hamburger Einzelhandelsverbands, dem Abendblatt. Preissenkungen von 70 Prozent seien möglich, Einzelteile würden sogar unter dem Einstandspreis verkauft. Deshalb werden nach Kalkmanns Schätzung mit bis zu 300 000 Menschen pro Tag etwa doppelt so viele Konsumenten aus dem Hamburger Umland die Einkaufsmeilen der Hansestadt bevölkern.

Dabei ist die Saison der Prozentejäger längst eröffnet, Preissenkungen werden bereits in allen Läden beworben. Denn seit der Abschaffung des gesetzlich geregelten Winterschlussverkaufs im Jahr 2004 dürfen die Händler rund ums Jahr Rabatte einräumen. "Wir haben gleich nach Weihnachten viele Artikel um 50 Prozent reduziert", sagt Adolf Slana, der die Filiale von Galeria Kaufhof an der Mönckebergstraße leitet. "Jetzt legen wir bei den Rabatten aber noch einmal nach, um das Lager komplett zu leeren." Auch wenn er keinen Ansturm wie in früheren Jahren erwartet, habe der inoffizielle Winterschlussverkauf doch immer noch eine gewisse Signalwirkung.

Das wissen nicht nur die traditionell am Schlussverkauf beteiligten Branchen wie Schuh-, Mode- und Sporthandel zu schätzen, in denen nach Angaben des Hamburger Einzelhandelsverbands etwa 60 Prozent der Geschäfte teilnehmen. Auch Händler aus anderen Bereichen wollen von der angefachten Kauflaune der Verbraucher profitieren. In den Wochen nach dem weihnachtlichen Konsumrausch macht sich schließlich in vielen Läden die Umsatzflaute bemerkbar. "Der Winterschlussverkauf wird als Marketinginstrument genutzt", sagt Kalkmann. "Weil die Verbraucher in dieser Zeit für Preise und Aktionen sensibilisiert sind, gesellen sich nun auch Möbel, Bau- und Technikmärkte dazu."

So bot die Hamburger Baumarktkette Max Bahr schon in der vergangenen Woche Rabatte auf Kamine und Gartenmöbel der Vorsaison. Obwohl auf dem Prospekt in großen Lettern die Werbebotschaft "WSV" prangte, war die Rabattaktion von Max Bahr aber schon vor dem vom Handelsverband empfohlenen Beginn der Rotstiftwochen ab dem heutigen Montag wieder vorbei.

Der Hamburger Schuhhändler Görtz verkauft ebenfalls schon seit Wochen reduzierte Ware in den Läden sowie im Internetportal. "Wir richten unser Angebot nach dem Wetter und den Erwartungen unserer Kunden", sagt Christian Orlow, Leiter der 35 Görtz-Filialen in der Hansestadt. "Bis Mitte oder Ende Februar wird es bei uns sicherlich Rabatte geben."

Die Händler hoffen auf Impulskäufe bei nicht reduzierter Kleidung

Die erhöhte Kundenfrequenz während der Rabattwochen hat einen weiteren angenehmen Nebeneffekt: "Die Händler hoffen auf Impulskäufe bei der nicht reduzierten Frühjahrskollektion", sagt Kalkmann. Verbraucherschützer warnen allerdings davor, angesichts der Prozentzeichen in den Schaufenstern in einen Kaufrausch zu verfallen. "Die Konsumenten sollten auf den Endpreis achten, nicht auf die Höhe des Rabatts", rät Günter Hörmann, Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Hamburg. "Auch die Qualität sollte eine Rolle bei der Kaufentscheidung spielen."

Er weist darauf hin, dass die Verbraucher im Schlussverkauf dieselben Rechte haben wie immer: Bei Mängeln kann der Kunde sein Gewährleistungsrecht geltend machen - außer der Artikel war bereits als fehlerhaft oder zweite Wahl ausgezeichnet. Ein normaler Umtausch hängt im stationären Handel - anders als im Internet - hingegen von der Kulanz des Händlers ab.