Das Wort Schnäppchen ist hierzulande erschreckend positiv besetzt, nicht nur zu Zeiten des Winterschlussverkaufs. Als "vorteilhaften Kauf" definiert sogar der Duden das Phänomen des "Kauf ich, weil es so billig ist". Für wen die Schnäppchenjagd Vorteile hat, lässt die deutsche Rechtschreib-Instanz allerdings offen.

Viele kennen es ja auch, dieses gewisse Leuchten in den Augen (im Comic symbolisiert durch ein Dollarzeichen), das Schnäppchenjäger nach erfolgreicher Hatz überkommt. Wenn sie von ihrem Für-60-Euro-durch-Deutschland-Bahnticket schwärmen, für das sie beim Discounter nur drei Stunden anstehen mussten. Oder wenn sie mit ihrem online ersteigerten Smartphone prahlen, das nach zwei Tagen nicht mehr funktioniert. Oder sich sehnsüchtig auf die Werbebeilagen im Briefkasten stürzen, um die Angebote zu studieren - und sich dann vor Sonnenaufgang anstellen, um fünf Euro zu sparen.

Der Duden hat leider auch für die Warnung vor Schnäppchen keine Zeile übrig. Dabei bergen Zeiten wie der Winterschlussverkauf, die Hochphase der Billigkäufer, unterschätzte Gefahren. Wie die Mordlust, wenn man das Wettziehen um den letzten Blazer in Größe M am Grabbeltisch verliert. Oder den Frust, wenn die teuer erstandene Jeans plötzlich um die Hälfte reduziert am Ständer hängt. Oder die Schuldgefühle gegenüber den Verkäufern, die zu Feierabend in verwüsteten Läden stehen. Während der Kundin schon auf der Heimfahrt dämmert, dass sie dieses oder jenes Teil niemals tragen wird. Aber egal, es war ja ein Schnäppchen.