Einstiegsqualifizierung ist das Zauberwort, wenn es Absagen hagelt. In sechs- bis zwölfmonatigen Praktika zeigen die Jugendlichen, was sie können

Flinke Hände richten Salat mit Schafskäse an und verteilen Rucola auf knusprige Baguette-Hälften. Alles wird frisch zubereitet bei Prima Pane am Großen Burstah. Die flinken Hände hier gehören zu Marianna Diallo, Sarah Mosenbach und Yasemin Yazbahar. Die drei haben ein mehrmonatiges Praktikum in dem Sandwich-Bistro durchlaufen. Und alle drei wurden nach der so genannten Einstiegsqualifizierung (EQ) in die Ausbildung übernommen.

Marianna und Sarah lernen Fachfrau für Systemgastronomie, Yasemin Fachkraft im Gastgewerbe - dabei hatten sie nach dem Schulabschluss erst keinen Ausbildungsplatz gefunden.

"Alle drei sind absolute Erfolgsgeschichten", freut sich Christina Block, Inhaberin der Prima-Pane-Filiale. Wenn nämlich die 20-jährige Sarah im Herbst auslernt, "wird sie quasi zu meiner rechten Hand, ich übernehme sie als Shopmanagerin". Block hat mit der EQ gute Erfahrungen gemacht. Auch wenn es manchmal Probleme gibt. "Nach einem Dreivierteljahr kommt es oft zu einer Art Ausbildungsmüdigkeit. Aber da können wir in unserem kleinen Team schnell gegensteuern."

Tatsächlich haben sich die sechs- bis zwölfmonatigen EQ-Praktika als erfolgreiche Einstiegshilfe bei Berufsbeginn erwiesen. "Die Einstiegsqualifizierung gibt jungen Menschen eine Chance, im Arbeitsalltag ihren Leistungswillen und ihre Leistungsfähigkeit jenseits von Schulnoten unter Beweis zu stellen", sagt Handelskammer-Präses Frank Horch. Die Übernahmequote liegt bei mehr als 80 Prozent.

Die Gründe für anfängliche Probleme bei der Ausbildungsplatzsuche sind vielfältig. Bei Sarah Mosenbach, der künftigen Shopmanagerin, war es Antriebschwäche. "Nach meinem Realschulabschluss hatte ich einen Durchhänger und auch keine rechte Idee, was ich machen könnte. Mein Vater hat mich dann praktisch zur EQ gezwungen - zu meinem Glück, denn nun habe ich genau den richtigen Beruf für mich gefunden", strahlt sie.

Für Cicek Can, heute Auszubildende im InterCityHotel am Glockengießerwall, wurde vielleicht ihr Notendurchschnitt von 3,1 beim Realschulabschluss zum Hindernis. Hätte sie die Schule mit dem Hauptschulabschluss verlassen, wäre sie mit einer 1,7 in die Bewerbungen gestartet. Der stellvertretende Geschäftsführer der Abteilung "Berufsbildung" bei der Handelskammer, Fin Mohaupt, sieht in der Tat die Gefahr, dass ein schlechterer Notendurchschnitt die Chancen verringert, obwohl ein höherer Bildungsabschuss erzielt wurde. "Vielen ist vielleicht auch gar nicht bewusst, dass eine abgeschlossene Berufsausbildung automatisch den Realschulabschluss beinhaltet."

Cicek jedenfalls hat sich von den Absagen, die sie auf ihre Bewerbungen erhielt, nicht entmutigen lassen. "Ich war mir immer sicher, ich schaffe das schon", sagt die 20-Jährige. Schließlich hatte sie auch immer ein klares Ziel vor Augen: das Hotelfach. "Eine ausgebildete Hotelfachfrau kann auf See oder in der Luft als Flugbegleiterin oder auch im Büro arbeiten. So steht mir alles offen." Als es auf dem üblichen Wege nicht klappte, informierte sie sich bei der Handelskammer über Alternativen. So kam sie über eine EQ ins InterCityHotel und Direktorin Anja Bantle zu einer, wie sie sagt, "brillanten Auszubildenden". Im Herbst 2009 wurde Cicek in ein reguläres Ausbildungsverhältnis als Hotelfachfrau übernommen.

Dieses glückliche Ende steht bei Harri Glamsch noch aus. Der 17-Jährige absolviert derzeit seine EQ beim Einzelhändler Thevs in der Europapassage. Sein Ziel: "Die Ausbildung zum Kaufmann im Einzelhandel". Prokurist Markus Frank ist auch recht zuversichtlich, Glamsch übernehmen zu können, "allerdings hat es Leistungsschwankungen gegeben, da gibt es noch Gesprächsbedarf." Ernste Schwierigkeiten sieht er jedoch nicht: "Das kommt manchmal vor, ist aber oft schlicht altersbedingt und wächst sich quasi aus." Harri jedenfalls, der gerade ein Regal mit Vasen sorgfältig neu dekoriert, hat in den letzten Monaten kräftig Gas gegeben. Vielleicht wird die EQ also auch für ihn bald zur Erfolgsgeschichte.

Quelle: www.berufe.tv