Der schlechte Ruf ist passé: Wie Personaldienstleistungskaufleute Bewerber und Unternehmen unterstützen können, lernen Azubis in der Leiharbeitsbranche.

Zugegeben, das Wort Personaldienstleistungskauffrau bzw. -mann geht nicht leicht über die Lippen. Doch der sperrige Begriff bezeichnet ein interessantes Berufsbild. "Mich fasziniert die Vielzahl der verschiedenen Berufe allein im kaufmännischen Umfeld und die Möglichkeit, mit ganz unterschiedlichen Menschen umzugehen", erklärt Isabelle Bitterling, Auszubildende bei der auf kaufmännische Berufe spezialisierten Zeitarbeit und Arbeitsvermittlung "Arbeit und Mehr" .

Personaldienstleistungskaufleute - kurz PDK - suchen Mitarbeiter. Ihre Kunden sind Unternehmen mit schwankendem Personalbedarf, die spezifische Fachkräfte für einen zeitlich befristeten Einsatz oder zur Festanstellung suchen. Um diese Mitarbeiter zu finden, sichten PDK den Stellen- und Bewerbermarkt oder veröffentlichen Stellenanzeigen. Und sie führen Bewerbungs-, Beratungs- und Vertragsgespräche, denn bei passendem Profil werden die Kandidaten von "Arbeit und Mehr" eingestellt. Auf mehr als 300 Kandidaten kann Isabelle so zurückgreifen, wenn sie im Kundenauftrag den Mitarbeiter-Pool nach den gesuchten Kompetenzen "filtert".

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"Wenn ich einen Auftrag entgegengenommen und eigenständig einen passenden Kandidaten gefunden habe, ist das ein richtig gutes Gefühl", betont die 21-Jährige, die im zweiten Ausbildungsjahr ist. Umgekehrt liegt hier auch das Frustpotenzial, mit dem sie umgehen muss. "Es kommt durchaus vor, dass ich einen Vorstellungstermin beim Kunden vereinbart habe, der Kandidat dann aber aus unterschiedlichsten Gründen absagt. Das muss man schnell abhaken und zu Plan B übergehen." Dann allerdings unter wachsendem Zeitdruck, denn die Kunden-Unternehmen warten nicht gern auf den meist akut benötigten Mitarbeiter.

Angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels gewinnt die Mitarbeiter-Akquise an Bedeutung. Dass die Branche immer noch mit Imageproblemen zu kämpfen hat, macht es nicht leichter. "Aber wir haben gute Argumente", betont Isabelle. "Zeitarbeit bietet Berufsanfängern, Quer- oder Wiedereinsteigern interessante Möglichkeiten, spannende Unternehmen kennenzulernen. Im besten Fall besteht die Option auf eine Übernahme beim Kundenunternehmen, und ich finde, das ist ein großer Vorteil gegenüber dem 'normalen' Bewerbungsweg."

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Um das zu transportieren, ist "Arbeit und Mehr" online bei Facebook und Twitter vertreten, reale Marktpräsenz zeigen gerade auch die Azubis auf Messen oder bei Promotion-Veranstaltungen. "Einmal waren drei S-Bahn-Waggons komplett in unserem Design gestaltet, wir haben Flyer verteilt und über unser Angebot informiert. Ein anderes Mal waren wir an der Uni", erzählt Isabelle. Dort hat sie Handy-Accessoires unter den Studenten verteilt, um ins Gespräch zu kommen.

Kontaktfreude, Kommunikationsgeschick, Offenheit und Neugierde sollten angehende PDK auf jeden Fall mitbringen, sagt Marlis Krause, die zusammen mit ihrer Kollegin Karin Pitschel das Unternehmen vor elf Jahren gegründet hat. Menschenkenntnis sei ebenfalls nützlich. "Dabei helfen die berufliche Erfahrung - und unser Bewertungssystem. Anhand eines internen Gesprächsleitfadens werden Informationen zur fachlichen Qualifikation und Motivation der Kandidaten zusammengetragen und eingeordnet", sagt die Geschäftsführerin.

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Ziel sei es immer, den optimal passenden Kandidaten zu finden. "Dazu müssen wir natürlich auch den Kunden kennen. Besuche in den Unternehmen gehören deshalb ebenfalls zu unserem Alltag", sagt Isabelle. Denn ob Kandidat und Unternehmen zusammenpassen, hängt neben der fachlichen Kompetenz von verschiedenen Faktoren ab. Wird ein Einzelkämpfer oder Teamplayer gesucht? Für ein junges, hippes oder ein gemischtes, konservatives Team? In einem Konzern oder einem mittelständischen Unternehmen? All das muss Isabelle wissen.

Und ein Stück weit die Wirtschaft im Blick behalten, ergänzt Marlis Krause. "Wir spüren Veränderungen am Markt immer als Erstes. Geht es mit der Wirtschaft bergab, verstummen bei uns die Telefone. Zieht die Wirtschaft wieder an, suchen die Unternehmen bei uns nach kurzfristig zur Verfügung stehenden Mitarbeitern, und wir füllen die Lücken."

Ausbildung für Personaldiensteistungs-Kaufleute (PDK)

Voraussetzungen: Abitur oder Realschulabschluss

Ausbildungszeit: drei Jahre

Vergütung: zwischen 650 und 780 Euro

Perspektive: sehr gut

Weiterbildung: PDK können als Personaldisponent, als Personalreferent oder als Personalleiter arbeiten. Seit Januar 2011 gibt es die Weiterbildung zum Personaldienstleistungsfachwirt sowie verschiedene Bachelor- und Masterstudiengänge speziell für die Branche, die allerdings bundesweit variieren.

Weitere Informationen: www.alle-achtung.info