Jacob Schmitz, Rechtsanwalt in der Kanzlei Streich & Partner, über „Bossing“ am Arbeitsplatz. So können Sie sich gegen den Chef wehren.

Ich fühle mich von meinem Chef gemobbt. „Bossing“ heißt das neudeutsch, wie ich neulich gehört habe. Was soll ich tun, wenn es niemanden mehr „über ihm“ gibt, bei dem ich mich beschweren kann?

Wenn Sie von Ihrem Chef wiederholt, also über einen längeren Zeitraum systematisch, das heißt zielgerichtet, schikaniert werden, dann könnte es sich hierbei um Bossing handeln. Ratsam wäre es zunächst, Mittel zu nutzen, die auf der zwischenmenschlichen Ebene ansetzen. Denkbar ist, das direkte Gespräch mit dem Chef zu suchen, in dem Sie möglichst sachlich Ihren Eindruck der Geschehnisse schildern.

Schlagen Sie unter Umständen eine Mediation vor, wenn sich das Gespräch zu zweit als zu schwierig gestaltet. Arbeiten Sie in einem Betrieb, in dem es einen Betriebsrat gibt, können Sie sich an diesen wenden. Eine Beschwerde dort ermöglicht es dem Betriebsrat, sich aktiv für Sie einzusetzen.

Auch eine Beratung durch einen Anwalt kommt in Betracht

Sollten die vorgenannten Mittel nicht helfen, kommt auch eine anwaltliche Beratung in Betracht. Wer gegen das Bossing am Arbeitsplatz klagen und vor den Arbeitsgerichten ein Schmerzensgeld erstreiten will, sollte bedenken, dass hier die Hürden sehr hoch sind.

Denn es ist oft problematisch, die Frage zu beantworten, was Bossing ist und wo es beginnt. Problematisch deshalb, weil es sich in einem oft schwer fassbaren zwischen­mensch­lichen Bereich abspielt und sehr subtil sein kann.

Tagebuch mit Beweisen anlegen

Die Darlegungs- und Beweislast für das Bossing liegt bei Ihnen. Wichtig ist daher, dass Sie über die gesamte Zeit Beweise sammeln und die Schikanen dokumentieren, beispielsweise in einem Tagebuch.

Sie sollten in dem Tagebuch sehr genau notieren, was Ihnen wann an Schikanen am Arbeitsplatz widerfahren ist und wer dies gegebenenfalls als Zeuge bestätigen kann. Auch Fotos können hilfreich sein.

Nicht zuletzt sollten Sie gegebenenfalls eine Versetzung oder einen Arbeits­platz­wechsel in Betracht ziehen, insbesondere dann, wenn die Schikanen dazu führen, dass Sie davon krank werden.