Studenten entdecken neue Perspektiven in Kunstworkshops oder beim Beachvolleyball. Die Erfahrungen können bei der Jobsuche helfen.

Hamburg. Ardalan Razavieh hat sich für den Umgang mit Farbe, Pinsel und Spachtel entschieden. "Wir lernen an der TU viel Theorie, aber man braucht auch mal Abwechslung", sagt der Master-Student im Bauingenieurwesen. Ihm gefällt, dass im Kunstworkshop der Technischen Uni Hamburg-Harburg deutsche und ausländische Studenten zusammenkommen und malen. "Oder sie kommen, erzählen, lachen und haben eine schöne Zeit", sagt Razavieh.

Die internationale Zusammensetzung ist Programm, denn der Workshop "Ich + Kunst" findet im Rahmen von "Welcome@TUHH" statt, einem Integrationsangebot an neue Studenten aus dem Ausland. Es soll den interkulturellen Austausch und Dialog zwischen den Studenten stärken.

"Es funktioniert", freut sich Initiatorin Malgorzata Safari vom International Office der Technischen Hochschule. "Die Teilnehmer kommen aus China, Indien, Skandinavien, Frankreich, Polen, Iran und natürlich aus Deutschland. Kunst ist schon immer grenzübergreifend gewesen und führt Menschen aus unterschiedlichsten Kulturen zusammen."

Die Teilnehmer am Workshop verständigen sich auf Deutsch und Englisch. Es entstehen Einzelwerke, aber auch Gruppenarbeiten. Wenn zwölf Studenten gemeinsam an einem einzigen Kunstwerk arbeiten - auch wenn es stolze zwei mal drei Meter misst -, ist schon einiges an Teamwork, Kooperationsbereitschaft und Kommunikationsfähigkeit gefragt. Und natürlich Ideenreichtum. Aber lässt sich diese künstlerische Kreativität auch auf den Berufsalltag übertragen? Unbedingt, findet Initiatorin Malgorzata Safari. "Die Studenten lernen hier, dass es nicht nur einen Lösungsweg gibt, sondern viele unterschiedliche Wege."

Catharina Ruppel wiederum übt sich beim Bau eines Rennwagens in berufsrelevanter Kompetenz. Rund 50 weitere Studenten der Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) engagieren sich mit ihr gemeinsam im Projekt "HAWKS Racing", einem virtuellen Motorsportunternehmen. Die Studenten entwickeln, bauen und vermarkten einen kompletten Rennwagen in Eigenregie ( www.hawksracing.de ). "Das Besondere ist die Interdisziplinarität", sagt die 24-Jährige. "Die Studenten kommen aus Fachbereichen wie Fahrzeugbau, Wirtschaft, Elektrotechnik, Maschinenbau oder Informatik." Catharina Ruppel sieht darin eine gute Vorbereitung auf ihr Berufsleben.

Denn als Technische Betriebswirtin versteht sie sich als Mittlerin zwischen zwei Disziplinen. "Den Ingenieuren ist das Betriebswirtschaftliche oft eher fern. Ich dagegen muss das Budget im Blick behalten und die Ingenieure auch mal bremsen, wenn sie ein tolles Detail nach dem anderen entwickeln."

Das sei "gar nicht so einfach, wenn die richtig Feuer und Flamme sind". Aber genau so etwas werde später wahrscheinlich ihren Job ausmachen. "Und so ist HAWKS eine super Vorbereitung." Und außerdem, fügt Catharina Ruppel hinzu, mache ihr das Projekt einfach unheimlich viel Spaß.

Wie hilfreich Hochschulsport für die Bewerbung sein kann, erklärt Jürgen Hesse, Geschäftsführer und Karriereexperte des "Büro für Berufsstrategie". "Mit den Angaben zu Hobbys und Interessen lässt sich ein Bild kreieren, da mit verschiedenen Sportarten oft ganz bestimmte Assoziationen verbunden sind." Zu einem Bewerber, der an der Uni Beachvolleyball gespielt hat, fällt ihm Folgendes ein: "Das ist ein eher gröberes Spiel, die Sportler haben keine Angst sich in den Sand zu werfen. Es sind Macher, die an- und zupacken und die etwas bewegen wollen. Aber vielleicht nicht die richtigen, wenn es um einen Posten als Geschäftsführer eines Etikette-Instituts geht."

Und was sagt ihm Argentinischer Tango? "Das ist außergewöhnlich und sorgt allein dadurch für Interesse. Darüber hinaus denke ich an Rhythmus, Gefühl und eine Ausstrahlung in Richtung Sex-Appeal. Ich würde also überlegen: Wir wirkt dieser Mensch auf mich, und wie wirkt er auf andere? Besonders interessant wäre diese Überlegung, wenn es um eine Position im Vertrieb ginge."

Für eine solche Position könne sich auch ein Bewerber empfehlen, der Golf als Hochschulsport gewählt hat. "Geschäfte werden ja durchaus auch auf dem Golfplatz eingefädelt, und ein geschickter Verkäufer könnte sich da auf der Jagd nach guten Kontakten tummeln", meint der Experte. "Vor allem aber ist Golf ein Spiel, das strategisches und räumliches Denken erfordert, kombiniert mit manueller Geschicklichkeit, hoher Konzentration und Körperbeherrschung. Hier offenbart sich somit eine besondere Form der Intelligenz, die sicher nicht uninteressant ist."