Wem ein Interview bevorsteht, der sollte an seiner Selbstsicherheit arbeiten. Jobinterviews sind Verkaufs-und Kennenlerngespräche.

"Die beste Vorbereitung aufs Bewerbungsgespräch ist: sicher auf beiden Beinen stehen, mit klarem Kopf und gutem Bauchgefühl", sagt Karriereberaterin und Coach Karolin Sommer-Baum. Dabei helfen Bewerbungsratgeber nur bedingt. "Wie ziehe ich mich an, wie verhalte ich mich? Das sind alles Themen, die man in Büchern nachlesen kann", sagt die Trainerin. "Aber selbstsicher in seiner Person zu sein, das braucht mehr."

Dafür sollten Bewerber zunächst noch einmal ihren Lebenslauf "innerlich durchlebt haben". Sommer-Baum: "Was hat mir an welchem Job besonders gefallen, was habe ich dort gelernt?" Die Antworten sollten dem Kandidaten leicht von den Lippen gehen. "Denn das sind Fragen, wie sie auch von den Unternehmensvertretern im Bewerbungsgespräch gestellt werden", sagt die Karriereexpertin. Wer nicht nur Sätze auswendig gelernt, sondern die Erfahrungen tatsächlich verinnerlicht hat, dem fällt das leichter.

"Doch man sollte nicht nur seinen Lebenslauf kennen", sagt Karolin Sommer-Baum. "Sondern auch sich selbst." Wer zum Beispiel weiß, dass er schnell nervös wird, probiert vorher Methoden aus, um sich zu erden. "Die Füße auf dem Boden spüren", gibt die Beraterin ein Beispiel. "Fühlen, dass sie einen tragen, genauso wie die Sitzfläche, oder spüren, dass einen die Armlehnen stützen", sagt sie. Am besten, Bewerber probieren vorher zu Hause aus, wie sie bequem und selbstsicher sitzen. "Denn je besser ich mich fühle, desto besser fühlt sich mein Gegenüber auch", sagt Sommer-Baum. "Und dazu muss man noch wissen, dass Personalentscheidungen oft auch Bauchentscheidungen sind."

+++Bewerbungsgespräch: Wenn der Arbeitgeber anruft+++

Um sich gut zu fühlen, braucht man eine hilfreiche innere Haltung: "Ich sollte versuchen, nicht ängstlich zu denken, 'Jetzt habe ich einen Test vor mir'", rät die Karriereexpertin. "Sondern ich sage mir: ,Ich bin eine gute Wahl und lerne nun ein Unternehmen kennen, das an mir interessiert ist.'"

Das Gefühl, Bittsteller zu sein, will Karolin Sommer-Baum den Bewerbern nehmen: "Jobinterviews sind für beide Seiten Kennenlern- und Verkaufsgespräche. Das Unternehmen hat kein Interesse daran, jemanden herunterzumachen, wenn es ihn schon eingeladen hat", sagt sie. "Die Personalentscheider wollen mit möglichst wenigen Gesprächen eine möglichst ideale Besetzung für den Job finden."

Wer es schafft, dementsprechend optimistisch in ein Bewerbungsgespräch zugehen, kann auch entspannt Rollenspielen entgegensehen. Sommer-Baum. "Da wird dann zum Beispiel gesagt: Stellen Sie sich vor, ich sei Ihre Chefin, und Sie sollen mich überzeugen, Ihnen einen Tag frei zu geben." Nimmt man an einem Assessment Center teil, gehören solche Rollenspiele zum Standard, aber auch im Jobinterview werden Bewerber inzwischen häufig dazu aufgefordert, aus dem Stegreif in eine Situation des Berufsalltags zu schlüpfen. Sich vor dem Traumjob bei ein paar anderen Firmen zu bewerben, um Gespräche zu üben, findet Karriereberaterin Sommer-Baum übrigens legitim. "Oft führt das sogar zu einem Jobangebot - gerade weil man so lockerer da hineingeht."

Parallel zu all den mentalen Lockerungsübungen sollten sich Bewerber überlegen, wo sie sich beruflich in fünf bis zehn Jahren sehen, denn Unternehmen möchten wissen, wie erfolgs- und karriereorientiert zukünftige Mitarbeiter sind. "Eine gedankliche Zeitreise in die eigene Berufs- und Lebensplanung lohnt sich, um sicherer im Bewerbungsgespräch aufzutreten und um sich über die eigene Zukunft klar zu werden", sagt Karolin Sommer-Baum.