Ein Karriereknick schmerzt. Doch wer sich mit den Gründen beschäftigt, kann ihn ins Positive wenden, sagen Experten. Wie genau das geht, erfahren Sie hier.

"Was Karriere ist, entscheidet jeder für sich selbst", sagt Managementberaterin Simone Vera Kenski. "Es muss nicht immer der Aufstieg sein - es gibt auch vertikale Fachkarrieren." Gemeinsam ist ihnen in der Regel die Verbundenheit des Beschäftigten zum Arbeitgeber. "Gerade in Deutschland identifizieren sich Mitarbeiter sehr stark mit ihrem Unternehmen", sagt die Karriereexpertin.

Umso größer sind Enttäuschung und Kränkung, wenn der Arbeitgeber seinen Mitarbeiter entlässt oder ihm die erhoffte Beförderung vorenthält. Was dann? "Diese Situation als Chance zu sehen, was sie tatsächlich auch ist, erscheint den Betroffenen im ersten Moment so gut wie unmöglich", sagt Karriereberaterin Kenski.

Dennoch raten Experten zum möglichst raschen Perspektivwechsel. "Als Betroffener sollte ich mir unbedingt beide Seiten anschauen", sagt Karriereberaterin Sabine Schultz von Schultz & Partner. "Habe ich zum Beispiel deutlich kommuniziert, dass ich die Beförderung will? Und wäre ich denn wirklich schon für den nächsten Schritt bereit gewesen?"

+++Immer schön loyal bleiben+++

Auch bei der - noch schmerzhafteren - Entlassung heißt es Fragen stellen. Woran hat es gelegen? Habe ich mich genug engagiert? War ich richtig in dem Job oder habe ich mir zu viel zugetraut? "Die Trennung bietet eine Perspektive", sagt Sabine Schultz. "Auch wenn der Schock erst einmal groß ist: Eine Tür schließt sich, eine andere öffnet sich."

"Was ist mein eigener Anteil an der Geschichte?", lässt Managementtrainer Rolf Kauke seine Coachingteilnehmer sich selbst fragen. Und geht es um eine personenbezogene Kündigung: "Welche meiner Persönlichkeitsmuster haben dazu beigetragen, dass ich gekündigt wurde?" Erst wenn man seinen eigenen Anteil erkennt, könne etwas Neues entstehen, sagt der Leiter des Weiterbildungsinstituts Systhema. Denn es sei nie so, dass nur die anderen Schuld haben. "Jeder ist Teil des Systems", sagt Kauke. "Erst wenn man das versteht, kommt man wieder in die Eigenverantwortung."

Karriereberaterin Simone Vera Kenski plädiert ebenso für den sachlichen und zielführenden Umgang mit dem Knick. Wutausbrüche und Anklagen helfen nicht weiter. "Sicher, es ist schwer, sich in einer so emotionalen Situation auf seine Stärken zu besinnen, dennoch sollte man es unbedingt versuchen", sagt sie. Mit solchen Fragen: "Worin war ich erfolgreich? Welche Aufgaben liegen mir, welche nicht? Und nicht zuletzt: Was fällt mir leicht? "Denn genau das sind meist die Stärken einer Person."

+++Gute Selbstvermarktung auf dem Arbeitsmarkt +++

Einen Boxenstopp machen, nennt Karriereexpertin Sabine Schultz die-ses Besinnen auf die eigenen Fähigkeiten und Werte. Um dann mit dem Gefühl durchzustarten: "Bestimmt gibt es 'da draußen' noch etwas Besseres für mich."

Was lernt man nun aus einem Karriereknick? Zum Beispiel über sich selbst und seinen beruflichen Weg zu reflektieren, sich auf seine eigentlichen Werte zu besinnen, zu erkennen, was die eigene Persönlichkeit ausmacht und in welcher Art von Unternehmen man am besten aufgehoben ist. "Und zu verstehen, dass Karrierewege einfach nicht so planbar sind, wie mancher sich das wünscht", sagt Simone Kenski.

Wie gut oder schlecht gekündigte Mitarbeiter mit einem Karriereknick zurechtkommen, hängt übrigens auch stark damit zusammen, wie ihr Unternehmen den Trennungsprozess gestaltet hat. "Das erlebe ich leider immer wieder: Unsere Klienten sind besonders niedergeschlagen, wenn die Kündigung nicht verantwortungsvoll und auf Augenhöhe vermittelt worden ist", sagt Sabine Schultz.