Wie zieht man die besten Talente an und wie behält man sie? Geld ist nicht die erste Wahl – es sind Handlungs- und Gestaltungsfreiräume.

Der Kampf um die besten Talente bewegt seit Jahren nicht nur Personalverantwortliche, sondern die Unternehmensleitung insgesamt. Was also zieht die besten Talente an?

Zunächst: Es ist nicht das Geld! Zwar kann eine zu schlechte Bezahlung negative Wirkungen haben, aber der Umkehrschluss gilt nicht: Kein Chef, der seine Leute mit noch so großen Gehaltsschecks füttert, wird damit ein so wertvolles Gut wie Identifikation oder gar Bindung erreichen. Und: Wer wegen des Geldes zu einem Unternehmen geht, gaukelt Bindung vor, die fragil und sinnentleert ist.

Noch weniger anziehend ist das Einpeitscher-Geschrei über Motivation. Kurzfristiges Aufputschen hat mit langfristig belastbareren Beziehungen, die auch und gerade in Krisenzeiten stabil sind, rein gar nichts zu tun. Es ist eher schädlich und wird von klugen Köpfen mitleidig belächelt.

Genauso wenig zieht die besten Talente das Sonntagsgerede über die "Mitarbeiter als das wichtigste Asset und die zentrale Ressource" an. Man beachte die interessante Sprachwahl: Assets werden in der Bilanz aktiviert und über die Jahre hinweg abgeschrieben. Und Ressourcen werden verbraucht. Sicherheit? Nein, auch nicht. Wer mit Sicherheit wirbt, der bekommt auch sicherheitsorientierten Durchschnitt, der nicht weiter auffällt. Das aber auch mit Sicherheit.

Was dann? Es sind Handlungs- und Gestaltungsmöglichkeiten. Erstens: Führen Sie über Ergebnisse und lassen Sie Ihren Mitarbeitern möglichst viele Wahlmöglichkeiten auf dem Weg dorthin. Zweitens: Schaffen Sie all die überflüssigen Reglementierungsinstrumente ab, die Wahlmöglichkeiten einschränken. Ach, Sie haben das schon gemacht? Dann haben Sie also Ihre Zeiterfassung abgeschafft, die Organisationshandbücher, die im Schrank verstaubt waren, vernichtet, und auf Reisekostenverordnungen verzichten Sie bewusst. Das ist erst der Anfang der Streichliste.

Bedenken Sie: Die besten Talente finden diese Unternehmen, die individuelle Freiräume gewähren und das Zwangskorsett unnötiger Reglementierungen konsequent abgewählt haben.

Torsten Schumacher ist Unternehmensberater und Bestseller-Autor. www.schumacherbaumanns.com