Den Techniknachwuchs erwarten sichere Jobs. In Hamburg fehlen vor allem Maschinen- und Fahrzeugbauer sowie Elektrotechniker.

"Ingenieure haben den besten Arbeitsmarkt, den es momentan gibt", sagt Unternehmensberater Jürgen Feider aus Boostedt. Und das werde in den nächsten zehn, 15 Jahren so bleiben. "Wer heute anfängt, Ingenieurwissenschaften zu studieren, findet nach dem Abschluss auch einen Job." Ob Elektrotechnik, Maschinenbau, Kunststoff- oder Verfahrenstechnik, Wirtschafts- oder Agraringenieurwesen: "Ich sehe keine Spezialisierung, die nicht gefragt ist", sagt Feider.

Bundesweit zählt der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) 99 000 offene Stellen. "Der größte Bedarf herrscht in Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen", sagt Peter Dibowski, Vorstand des Hamburger VDI-Bezirksvereins. Aber auch in Hamburg könnten aktuell 6400 Ingenieur-Jobs nicht besetzt werden. Dibowski: "50 Prozent davon sind Stellen für Fachleute aus dem Maschinen- und Fahrzeugbau." Groß sei auch der Mangel in der Elektrotechnik: Dort fehlen Hamburg etwa 1300 Ingenieure.

Junge Akademiker zieht es eher zu Konzernen als kleineren Mittelständlern

Die Zahl der Ingenieurstudenten steigt zwar, doch es reicht nicht, was da aus den Unis und Fachhochschulen strömt. Die Absolventen werden schon an der Hochschule von Unternehmen abgeholt, sagt Peter Dibowski. Konzerne mit großen Namen und professionellem Hochschul-Marketing - wie Airbus, Lufthansa Technik, Daimler - tun sich bei der Nachwuchsrekrutierung leichter als eher unbekannte Mittelständler.

Unternehmensberater Jürgen Feider bricht indes eine Lanze für den Mittelstand: "Dort lässt sich einfacher Karriere machen als in Großunternehmen", sagt er. Viele Absolventen hätten das inzwischen auch erkannt. "Sie wollen nicht mehr nur eine Nummer im Konzern sein. Darum suchen sie sich mitunter schon gezielt Firmen aus dem Mittelstand aus."

Die Aufgaben im Ingenieurwesen seien extrem spannend, sagt Jürgen Ganter, Niederlassungsleiter von Orange Engineering Hamburg. "Vor allem sind es die Herausforderungen der zu konstruierenden Technik und den eingesetzten CAD-Tools, die oft auch Profis mit ihrem 'Eigenleben' überraschen." Gerade das müsse Jugendlichen stärker vermittelt werden. "Es geht zum Beispiel darum, Maschinen und Anlagen bedienfreundlicher zu machen, sie an aktuelle Erfordernisse anzupassen, Fehler zu finden und zu beseitigen, dafür zu sorgen, dass in der Fertigung reibungsfrei und kostengünstig gearbeitet werden kann", zählt er auf.

Peter Dibowski vom VDI bedauert ebenfalls, dass es noch nicht gelungen sei, "den Beruf des Ingenieurs in seiner Vielfalt ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken". Die Arbeit von Ärzten oder Piloten werde schließlich erst möglich durch den Ingenieur dahinter, der die Geräte entwickele. Doch daran werde gearbeitet, zum Beispiel mit Projekten wie der Nacht der Industrie, Lehrerpraktika oder TecTV ( www.tectv.de ), einem Online-Magazin des VDI.

"Wer seinen Weg im Ingenieurwesen machen will, findet in einer Ausbildung eine gute Grundlage", sagt Jürgen Ganter. Zum Beispiel als Technischer Produktdesigner - der ehemalige Technische Zeichner - oder als Maschinenmechaniker oder Mechatroniker. "Da erkennt man schon mal im Berufsalltag, was man später als Konstrukteur alles an der Technik verbessern kann."

Wer eine "Antenne für Mathe" hat, wie Jürgen Feider sagt, ist auch als Haupt- und Realschüler gut mit einer technischen Ausbildung bedient. "Danach kann man gucken, was man draufhat - und eventuell ein Studium an der Fachhochschule anstreben." Abiturienten rät Peter Dibowski zum Dualen Studium. "Das dauert nur ein Jahr länger als die dreijährige Ausbildung - und dann hat man zum Facharbeiterbrief gleich noch einen Bachelorabschluss." Diese Fachleute seien sehr gesucht.

Karrierechancen allein sollten aber nicht Grund fürs Ingenieurstudium sein. "Vor allem braucht man technische Neugier", sagt Dibowski. Dann sei es nicht so wichtig, durchgängig beste Schulnoten zu haben. "Es muss einem Spaß machen, Funktionalitäten zu hinterfragen", sagt er. Die Frage, was an der Technik noch verbessert werden könne, müsse einen umtreiben. Bringt man noch dazu Kreativität, Teamfähigkeit und eine gewisse Extrovertiertheit mit, seien das optimale Voraussetzungen.

Karrieren sind als Spezialist oder als Führungskraft möglich. "Wer sich in Richtung Teamleitung und Projektmanagement entwickeln will, braucht mehr und mehr kommunikative und kaufmännische Fähigkeiten", sagt Jürgen Ganter. Ihren Arbeitgeber wechseln, um den Aufstieg zu beschleunigen, sollten Ingenieure aber nicht zu häufig. "Junge Kollegen wechseln oft nach zwei, drei Jahren, wenn sie in Richtung Teamleitung gehen wollen", sagt Jürgen Feider. Das sei in Ordnung. "Mit dem zweiten Schritt sollte man aber ein paar Jahre warten." Das sei im Ingenieurwesen anders als in der Gastronomie oder im Marketing: "In den ersten zehn Jahren sollten Ingenieure für maximal drei Unternehmen arbeiten."