Wer seinen Master-Abschluss im Ausland absolviert, hat anschließend gute Chancen auf einen internationalen Job

Nüchtern und grau wirken die Campusgebäude der Sheffield Hallam University. Dennoch bereut Aida Ashraf-Nobari keinen Tag, dass sie ihren Master in International Marketing in der britischen Provinzstadt absolviert. Seit Januar 2010 wohnt die Absolventin der Lüneburger Leuphana Universität in England. "Man muss hier leben, um es zu lieben", sagt die 25-Jährige. Sheffield ist geprägt von Stahl und Industrie - doch gleichzeitig eine sehr lebendige Studentenstadt. Ashraf-Nobari gefällt die internationale Atmosphäre. Die Betreuung sei gut, sagt sie, mit Professoren könne man sich sogar zum Kaffee verabreden, um Fragen zu klären.

Das komplette Studium im Ausland zu absolvieren, das heißt, sich in der Fremde durchzubeißen. Wer international arbeiten möchte, hat es damit schwarz auf weiß, dass ihn die Berührung mit einer fremden Sprache oder Kultur nicht umhaut. Dennoch gibt es bei der Planung einiges zu bedenken.

Alexandra Michel berät Studenten bei der Planung ihres Auslandsstudiums. Sie arbeitet bei College Contact. Die Organisation repräsentiert rund 200 Universitäten aus dem Ausland. Michel gibt Tipps, wenn es darum geht, Sprachtests zu absolvieren, Visa-Angelegenheiten zu klären. Sie berät auch bei der Finanzierung des Aufenthalts und bei der Wohnungssuche.

Die Ansprüche, mit denen Studenten und Absolventen an sie herantreten, sind unterschiedlich. "Manchen ist es total egal, wohin es gehen soll, Hauptsache der Platz der Uni im Ranking stimmt", sagt Alexandra Michel. Andere wiederum machen ihre Entscheidung vom Umfeld abhängig. "Wer etwa Finance and Banking studieren möchte, orientiert sich dann vielleicht eher zum Finanzzentrum London." Doch der Studienplatz muss bestimmten Mindestanforderungen genügen. Innerhalb der Europäischen Union ist die Anerkennung zwar mit der Bologna-Reform leichter geworden. Aber einheitlich sind die Abschlüsse auch heute nicht. Außerhalb der EU kommt es noch mehr auf den Einzelfall an.

Gute Voraussetzungen, dass später auch einmal der Abschluss in Deutschland anerkannt wird, sind eine staatliche Anerkennung und die Akkreditierung durch eine unabhängige, seriöse Agentur. Doch um böse Überraschungen zu verhindern, sollte der Absolvent zuerst die Datenbank zur Anerkennung und Bewertung ausländischer Bildungsnachweise, kurz "Anabin" genannt, bemühen. Dort sind Universitäten aus der ganzen Welt gelistet, und ihre Abschlüsse werden mit dem System in Deutschland verglichen.

Die Benotung reicht von H+, also einer Gleichwertigkeit der Abschlüsse, bis H-. Dann werden die Titel in Deutschland nicht anerkannt. Möchte man später wieder in Deutschland arbeiten, sollte man von diesen Abschlüssen besser die Finger lassen. Nur bei einem H+ besteht auch die Chance, dass das Auslandsstudium mit BAföG gefördert wird. Die Bewertung bedeutet letztlich aber nicht, dass das Studium auch etwas taugt. Um dies festzustellen, kann man sich an Rankings und Akkreditierungen orientieren.

Doch nicht jede akkreditierende Organisation ist seriös. Orientieren kann man sich unter anderem am Siegel der Foundation for International Business Administration Accreditation (FIBAA), die Zertifizierungen im Auftrag des Deutschen Akkreditierungsrates übernimmt, und an dem European Quality Improvement System (EQUIS), dessen Entwicklung von der Europäischen Kommission unterstützt wurde.

"Ungefähr ein Jahr im Voraus sollte man beginnen, sein Masterstudium im Ausland zu planen", rät Rebecca Fischer von GOstralia, einer Organisation, die australische Universitäten in Deutschland vertritt und Studenten mit Informationen versorgt.

Vor allem die angelsächsischen Unis verlangen bei einer Bewerbung ein persönliches Empfehlungsschreiben von einem Dozenten oder Professor. Gerade wenn die Note nicht so überwältigend ist, kann dieses Schreiben helfen, den Studienplatz zu bekommen. Englischsprachige Universitäten verlangen bei betriebswirtschaftlichen Studiengängen neben dem Toefl-Test häufig auch noch ein GMAT-Zertifikat, für das außer der Sprache auch Intelligenz und Mathematikkenntnisse geprüft sowie allgemeine Fragen gestellt werden. Ist die Bewerbung angenommen, bleibt noch Zeit, sich um Flug, Versicherung und Wohnung zu kümmern.

Das Leben in Sheffield ist für Aida Ashraf-Nobari teurer als in einer vergleichbaren Stadt in Deutschland - obwohl sie in einem Studentenwohnheim lebt. Das liegt auch an den Studiengebühren, welche die Studentin bezahlen muss. In diesem Studienjahr liegen sie bei umgerechnet rund 5100 Euro.