Eine Erinnerung von Mark Hübner-Weinhold

Kennen Sie das? Die Ausgaben Ihrer Abteilung sprengen plötzlich aus unerklärlichen Gründen Ihren Budgetrahmen. Oder: Mitten in der Urlaubszeit werden in Ihrem zehnköpfigen Team drei Kollegen krank. Oder: Sie brauchen dringend eine Entscheidung Ihres Vorgesetzten, aber er oder sie reagiert nicht auf E-Mails und ist tagelang nicht ansprechbar, weil wichtige Termine anstehen. Oder: Mehrere große Kunden ignorieren die Zahlungsfrist, und Sie als Unternehmer können die Büromiete oder gar die Gehälter nicht mehr zahlen.

Vier Szenarien, die Alltag sind im Berufsleben. Die für einen massiv erhöhten Adrenalinpegel sorgen, graue Haare verursachen und so manchem schlaflose Nächte bereiten. Es läuft einfach nicht nach Plan. "Houston, we've had a problem", ist mein Mantra für solche Momente.

Sie erinnern sicher dieses geflügelte Wort der "Apollo 13"-Mission. Am 14. April 1970, knapp 56 Stunden nach dem Start, mehr als 300 000 Kilometer von der Erde entfernt, explodierte einer der beiden Sauerstofftanks des Raumschiffs. Auf Nachfrage des Kontrollzentrums bestätigte Kommandant Jim Lovell den Vorfall mit dem inzwischen legendären Satz. Angesichts dieser Situation relativieren sich die irdischen Krisen unseres Arbeitsalltags sehr schnell.

Vor allem aber führt mich ein kurzes Durchatmen mit dem Satz "Houston, we've had a problem" zu einer zweiten, noch wichtigeren Aussage: "Failure is not an option" (Versagen ist ausgeschlossen). Mit diesen Worten motivierte Flugdirektor Gene Kranz in Houston die Nasa-Wissenschaftler und -Ingenieure zu einer beispiellosen Rettungsaktion.

Kranz definierte nur ein einziges Ziel: die drei Astronauten wieder heil zur Erde zu bringen. Dem wurde alles untergeordnet. Die Botschaft hinter Kranz' markigen Worten: Erzählt mir nicht, was nicht geht, sondern findet heraus, wie wir es schaffen können.

Mit dieser entschlossenen Führung brachte er das Team dazu, außerhalb der üblichen Verfahrensweisen zu denken und zu improvisieren. Die Rettung gelang. Weil alle Energie und Zeit auf die kreative Lösung des Problems konzentriert wurden.

+++ Zum Nachlesen: Kompass +++