Jetzt drängt die Generation Y auf den Arbeitsmarkt. Sie ist leistungsfähig und immer online. Aber manche wissen alles besser und können nichts.

Hamburg. "Flexibel, belastbar, teamfähig - und ohne Handy und Online-Accounts." Es gibt immer noch Betriebe, die am liebsten Mitarbeiter ohne digitale Kommunikationsgeräte und -kenntnisse einstellen würden. "Wir erlauben keine private Nutzung des Internets im Büro", sagte der Personalleiter eines Hamburger Mittelständlers während einer Diskussionsrunde zum Thema "Neue Medien am Arbeitsplatz".

"Manche Auszubildenden oder jungen Mitarbeiter übertreiben es sicher mit dem privaten Telefonieren im Job", meint der Rendsburger Unternehmensberater Andreas von Studnitz. "Doch wer sich als Arbeitgeber der neuen Technik völlig verweigert, wird für Bewerber künftig nicht mehr attraktiv sein." Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen immer mehr. Permanent online zu sein, ist für die Generation der nach 1980 Geborenen so selbstverständlich wie Pommes zur Currywurst.

Diese sogenannte Generation Y bezeichnet weit gefasst die Geburtsjahrgänge 1980 bis 2000. Deren Vertreter drängen jetzt massiv ins Arbeitsleben und erfordern ein neues Denken im Personalmanagement.

"Die jungen Leute arbeiten anders als die Babyboomer und die Generation X nach 1968. Das ist für uns gewöhnungsbedürftig. Sie arbeiten bewusster und zielgerichteter, als wir das selbst in jungen Jahren getan haben", sagt Jörg Zühlke, Personalleiter der Commerzbank für die Region Nord. Er stellt den Frischlingen im Betrieb ein positives Gesamtzeugnis aus, räumt aber ein, dass es bei manchem mit dem Grundwissen in Deutsch und Mathematik hapere. "Dennoch sind es interessante Typen, die sich gut und überzeugend verkaufen können. Manche Bewerber setzen sich eher wegen ihrer Persönlichkeit bei uns durch. Nicht nur die Noten zählen", erklärt Zühlke. Der Personalleiter attestiert den jungen Mitarbeitern eine oft erstaunliche Reife.

Generation Rücksitz: Die Eltern chauffieren sie seit dem Kindergarten

Rund 80 Prozent gute und zehn Prozent exzellente Kandidaten macht auch Jörg Meier, Kanzler der Nordakademie in Elmshorn, unter den Absolventen der privaten Hochschule aus. Die Studenten werden von den Firmen ausgewählt, um das duale Studium an der Nordakademie aufzunehmen. "Bei den verbleibenden zehn Prozent handelt es sich um intelligente Problemfälle. Sie werden auf Dauer Schwierigkeiten haben, sich in Organisationen einzufügen", meint Meier. Warum das so ist, erklärt Berater von Studnitz: "Solche Kandidaten tauchen in allen Unternehmen auf. Sie verstehen sich als Freigeister, sind aber nicht unabhängig, sondern erfordern intensive Betreuung." Von Studnitz zählt diese Leute zur "Generation Rücksitz": "Seit dem Kindergarten wurden sie von den Eltern überallhin mit dem Auto gebracht und rundherum gepampert. Das geht so weit, dass sich die Eltern bei Hochschullehrern oder Ausbildern über vermeintlich ungerechte Noten beschweren." Leistungsbeurteilungen würden nur bei optimalem Ergebnis akzeptiert, ansonsten werde massiv mit dem Vorgesetzten oder Dozenten über die ungerechte Note diskutiert. "Die Schuld haben dann immer die anderen", sagt von Studnitz.

Früher waren zehn Prozent der Kandidaten anders unfähig

Solchen Typen falle es schwer, verbindliche Regeln für alle zu akzeptieren, zum Beispiel Bewerbungsfristen, erzählt der Leiter einer norddeutschen Hochschule, der anonym bleiben möchte. Auf die Frage, warum er sein Auto in der Feuereinfahrt der Hochschule parke, entgegnete ihm ein Student allen Ernstes: "Wieso? Da kam doch gar keine Feuerwehr."

Über die Jahre gesehen bleibe die Qualität der Studenten ungefähr gleich, urteilt Nordakademie-Kanzler Meier. "Früher waren zehn Prozent anders unfähig", sagt Andreas von Studnitz: "Heute sind auch die Nieten sehr selbstbewusst. Die sehen sich zwar selbst als extrem leistungsbereit, sind aber nicht leistungsfähig. Dennoch hinterfragen sie alles und sind dadurch extrem anstrengend. Ich nenne sie ,Ja, aber'-Kandidaten." Insgesamt aber sieht auch der Unternehmensberater vorwiegend gut qualifizierte Kandidaten auf den Arbeitsmarkt drängen.

Bei den meisten jungen Bewerbern hat sich durch die immerwährende digitale Verfügbarkeit das Arbeitsverhalten geändert. "Die funken permanent auf allen verfügbaren Kanälen - SMS, Mail, Twitter und Facebook", sagt Jörg Meier. Im Unterschied zu den meisten älteren Jahrgängen empfinden jüngere Menschen das nicht als belastend, weil sie es nicht anders kennen. An einer Sache konzentriert zu arbeiten, fällt ihnen aber deshalb oft schwer.

Verändert hat sich auch die Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber: "Immer weniger junge Menschen wollen ein Arbeitsleben lang bei ein und demselben Unternehmen arbeiten", sagt der Stockholmer Unternehmensberater Anders Parment, der das Verhalten der Generation Y empirisch untersucht hat (siehe Kasten).

Den Arbeitgebern müsse der Spagat gelingen, Datensicherheit einerseits und flexible Arbeitsmodelle andererseits zu verbinden, sagt Commerzbank-Personalleiter Zühlke: "Nur wer das schafft, bleibt für junge Bewerber überhaupt attraktiv."