Schon Trainees verdienen 50 000 Euro im Jahr. Doch der Job hat an Attraktivität eingebüßt

Vom Saulus zum Paulus? Während Gordon Gekko im ersten "Wall Street"-Film noch als gewissenloser Börsenhai auftritt, entdeckt er in Teil zwei Moral und Familie. Der eiskalte Zocker menschelt. "Dieser Gekko könnte dem Image des Investmentbankers wieder zu mehr Glanz verhelfen, insbesondere bei den Talenten von morgen", glaubt Gesa Bartels vom Beratungsunternehmen Trendence in Berlin.

Nötig wäre es, denn der Ruf ist ramponiert. Skrupellose Spekulationen, maßlose Boni und die Mitschuld an der Wirtschafts- und Finanzkrise trüben das Bild der Finanzjongleure. Das wirkt sich auch auf die Beliebtheit des Berufs aus. Laut einer Umfrage von Trendence und dem Karrierenetzwerk e-fellows. net finden nur noch 24 Prozent der Wirtschaftsabsolventen einen Job im Investmentbanking sehr interessant, zwei Jahre zuvor waren es 30 Prozent.

Die schnelle Karriere lockt, aber wer Projekte an die Wand fährt, ist raus

"Viele überlegen, ob sie sich dem extremen Druck aussetzen sollen", hat Max Scholz beobachtet, Partner bei Kienbaum Consultants und Experte für die Finanzbranche. Im Investmentbanking lockt zwar die schnelle Karriere. Läuft ein Projekt schief, ist man aber auch schnell raus. Freizeit ist beim üblichen Zwölf-Stunden-Tag ohnehin rar.

"Der Pool der Anwärter ist in den vergangenen Jahren geschrumpft", sagt Scholz. Trotzdem die Krise vorerst ausgestanden scheint. "Die Unternehmen verdienen wieder gutes Geld mit dem Investmentbanking." Damit ziehen auch die Gehälter an. An der realen Wall Street streichen Manager von Neuem stattliche Boni ein. Insgesamt 144 Milliarden Dollar zahlen die wichtigsten New Yorker Finanzfirmen laut "Wall Street Journal" an ihre Mitarbeiter, vor der Krise waren es 135 Milliarden.

Das Einstiegsgehalt für Trainees im Investmentbanking liegt hierzulande zwischen 50 000 und 60 000 Euro. "In zwei Jahren lässt sich das leicht verdoppeln", betont Scholz. Schnell langt man bei 200 000, 300 000 oder gar 600 000 Euro an. In den obersten Etagen gibt es kaum noch ein Limit. "Solch ein Aufstieg lässt sich jedoch nicht planen, die Auslesequote ist hoch", sagt Scholz.

Boni sollen in Europa stärker an einen langfristigen Erfolg geknüpft werden

Einen spürbaren Teil der Vergütung machen immer noch die Boni aus. Allerdings sollen sie in Europa stärker an einen langfristigen Erfolg gekoppelt werden als bisher. "Wir haben früher als von den Aufsichtsbehörden gefordert die variablen Gehaltsbestandteile entsprechend zurückgeführt", sagt Christoph Blumenthal, Pressesprecher bei der Deutschen Bank. Ein erheblicher Anteil des variablen Gehalts werde in Unternehmensaktien ausgezahlt und ist damit an den Erfolg der Deutschen Bank insgesamt gekoppelt - und kann auch zurückgefordert werden.

"Das Investmentbanking gilt immer noch als einer der attraktivsten Berufe der Finanzbranche", sagt Jan-Oliver Dahl, zuständig für die Personalentwicklung bei der Berenberg Bank. Investmentbanker agieren als Vermittler zwischen Investor und Unternehmen. Sie prüfen Risiken und Chancen von Investitionen, erstellen Geschäftspläne und analysieren, kaufen und verkaufen Unternehmen und Finanzprodukte, das Auf und Ab der Märkte und Zinsen dabei stets im Auge. Meist sind schnelle Entscheidungen gefragt.

Die Arbeitsbereiche haben sich durch die Krise wenig gewandelt. "Wertpapiergeschäfte und Kapitalmarkttransaktionen machen wir unverändert", sagt Blumenthal. Bei der Deutschen Bank wurde jedoch der Eigenhandel mit Aktien und festverzinslichen Papieren stark zurückgefahren, um das Risiko zu senken. Zudem baut man stabilere Felder, wie den Bereich Privat- und Geschäftskunden aus. Einige Geschäftsmodelle sind heute ohnehin nicht mehr möglich. "Der Markt wird immer stärker reguliert", erklärt Martin Wehrle, Leiter Personal und Kommunikation bei der Privatbank M.M. Warburg & Co. So sind etwa spekulative Wetten auf fallende Kurse, sogenannte ungedeckte Leerverkäufe, in Deutschland nicht mehr erlaubt.

Brillante Talente sucht man mehr denn je. "Rekrutierung ist wieder ein wichtiges Thema im Investmentbanking", sagt Gesa Bartels vom Beratungsunternehmen Trendence. Den klassischen Ausbildungsweg gibt es nicht. Bevorzugt eingestellt werden in vielen Unternehmen Wirtschaftswissenschaftler, aber auch Mathematiker oder Juristen.

"Wir nehmen auch gerne Naturwissenschaftler oder Geisteswissenschaftler, ausschlaggebend ist das überdurchschnittliche Talent", sagt Martin Wehrle von M.M. Warburg. Vorausgesetzt werden analytisches Denken, hohe Leistungsbereitschaft und Flexibilität. "Man muss schnell und gleichzeitig sehr exakt arbeiten."

Hochschulabsolventen werden als Trainees nach London geschickt

Um die Besten zu bekommen, hat die Berenberg Bank ein Trainee-Programm für angehende Investmentbanker entwickelt. Drei ihrer zwölf Monate verbringen die Trainees in London. Dort dürfen sie an Projekten mitarbeiten, bei denen es auch mal um Millionen geht. "Solche Beträge, die hohe Verantwortung und Kontakte bis in die Vorstandsetagen machen für viele die Faszination am Job aus", sagt Personalentwickler Dahl. Außer dem Trainee-Programm bietet die Berenberg Bank nach dem Studium den Direkteinstieg in eine Juniorstelle oder über ein Praktikum an.

Ähnliche Möglichkeiten eröffnen auch andere Geldhäuser. M.M. Warburg legt Wert auf breite Ausbildung. "Wir betrachten das Investmentbanking nicht als isolierten Teil unserer Bank", sagt Martin Wehrle. Ein spezielles Trainee-Programm für Investmentbanker gibt es bei M.M. Warburg nicht. Zudem sei der Weg ins Investmentbanking auch über eine Ausbildung zum Bankkaufmann möglich. "Wir möchten Generalisten und keine Spezialisten." Über die Zukunft der Branche sagt Wehrle: "Gesetze und Ethikkurse allein werden das Investmentbanking nicht verändern." Die Grundwerte einer Bank müssten stimmen.