Große Unternehmen lassen Bewerber Online-Fragebogen ausfüllen. Worauf müssen die Kandidaten achten, um dort guten Eindruck zu machen?

"Online zeigen Bewerber oft eine gewisse Nachlässigkeit", sagt Nina Zahm, Personalreferentin beim Dienstleister Worksource in Hamburg. Dabei dürften sie Online-Bewerbungen keinesfalls weniger ernst nehmen als Unterlagen, die per Post ans Unternehmen verschickt werden. Arbeitgeber tun dies auch nicht. Das gilt für Unterlagen, die per E-Mail auf den Weg gebracht werden. Aber genauso fürs Ausfüllen der zahlreicher werdenden Online-Fragebogen, die Unternehmen auf ihre Internetseiten stellen, und über die sich Jobsucher initiativ oder auf ausgeschriebene Stellen bewerben können. "Bei großen Unternehmen ist das heute für alle Positionen gang und gäbe", sagt Zahm.

Doch mal eben ein paar Felder im Bewerbungsformular ausfüllen, während man fernsieht oder bei Facebook unterwegs ist - das kann danebengehen. "Erstellen Sie Ihre Unterlagen erst einmal ganz klassisch in Bezug auf die konkrete Stellenausschreibung", sagt Karrierecoach Anne-Rose Sieland. "Und dann nehmen Sie in Ruhe die Eingabe im Bewerbungsformular vor." Vor einem lockeren Ton, wie viele ihn im Internet gewohnt sind, rät Sieland dringend ab. "Denken Sie daran, dass Sie gerade Ihre erste Arbeitsprobe für das Unternehmen anfertigen."

+++Der Anhang darf nicht zu groß sein+++

Die meisten Online-Fragebogen haben inzwischen einen ganz ordentlichen Umfang. "Da erwarten die Bewerber meist sechs bis sieben Seiten", sagt Sabine Neumaier, Inhaberin des Ambitio Bewerbungsservice in Berlin. "Man trägt seine persönlichen Daten ein, beantwortet Ankreuzfragen, füllt freie Textfelder aus und lädt anschließend Lebenslauf und die angeforderten Zeugnisse hoch." Neumaier rät dazu, das Bewerbungsprofil nie sofort nach dem Ausfüllen abzuschicken. "Speichern, eine Weile sacken lassen und noch einmal durchlesen", sagt sie. In der Regel können Bewerber immer wieder an ihren Antworten feilen - bis sie meinen, endgültig fertig zu sein und den "Senden"-Button am Ende klicken.

Auslassen sollten Bewerber kein einziges Feld im Formular. "Auch solche sollten beantwortet werden, die nicht als Pflichtfelder gekennzeichnet sind", sagt Alexandra Wenzig, Bewerbungsexpertin der Jobbörse StepStone. "Das vergrößert die Chancen der Bewerber, gefunden zu werden." Denn die Formulare funktionierten ein bisschen wie Suchmaschinen im Internet. "Der Personaler im Unternehmen gibt Suchbegriffe an, nach denen der Datenpool, in den die Bewerbungen eingeflossen sind, durchkämmt wird", erklärt sie. "Bewerbungen, die dem Gesuchten am meisten entsprechen, landen oben - wie bei Google." Ihr Tipp: mit Schlagworten arbeiten. "Wird zum Beispiel ein Projektmanager gesucht, erzählen Sie, welche Projekte Sie erfolgreich abgeschlossen haben." Auch gut: sowohl ausgeschriebene Begriffe als auch ihre Abkürzungen verwenden (IT sowie Informationstechnologie). "Man weiß nie, nach welchen Begriffen der Personaler sucht", sagt Wenzig.

Grober Fehler: Das Feld „persönliche Nachricht“ mit einer Grußformel füllen

Klassische Freitextfelder wollen eine "persönliche Nachricht" (alternativ: "Ihre Notizen" o. Ä.) und Info zur "beruflichen Erfahrung". "Es kann darin auch nach der Ausbildung oder nach Hobbys gefragt werden", sagt Alexandra Wenzig. Typischer Fehler vieler Bewerber: Sie füllen die "persönliche Nachricht" mit einer freundlichen Grußformel. "Falsch", sagt Wenzig. "Das ist der Platz, wo ich das Anschreiben hineinkopiere." Ihr Tipp: stets die Hilfefunktion des Fragebogens nutzen. "Die Programme sind alle unterschiedlich. Doch so erfahren Bewerber konkret, was sie an einer bestimmten Stelle tun sollen."

Das Anschreiben sollte übrigens nicht weniger durchdacht und individuell sein als ein "richtiges" Anschreiben in der Mappe aus Papier. "Wiederholen Sie nicht einfach nur Ihren Lebenslauf in Prosa", warnt Anne-Rose Sieland. Im Anschreiben müsse man Punkte betonen, die eben gerade nicht aus dem Lebenslauf hervorgehen. "Berichten Sie, was Sie in Ihrem Arbeitsleben an Besonderem geleistet haben."

+++Todsünden bei der Online-Bewerbung+++

Dem Ausfüllen des Fragebogens folgt in der Regel die Aufforderung, Belege im PDF-Format hochzuladen. "Gut ist es, wenn man dann genau das liefert, was das Unternehmen will", sagt Nina Zahm. Wird nur das jüngste Arbeitszeugnis angefordert, sollten Bewerber nicht noch zwei weitere schicken, weil sie meinen, damit einen besseren Eindruck zu machen. "Und achten Sie darauf, dass die Datenmenge nicht zu groß wird", sagt Zahm. Maximal zwei Megabyte (MB) sollten es sein.

Unternehmen, die in Stellenanzeigen oder auf Karriereseiten darauf hinweisen, dass sie keine anderen Bewerbungen als über ihr Formular erhalten wollen, meinen das übrigens ernst. "Dann sollte man sich darauf einstellen, dass andere Bewerbungsformen nicht mehr akzeptiert werden, und sich auch daran halten", sagte Anne-Rose Sieland. Sonst riskiert der Bewerber, von vornherein ausgemustert zu werden.

Was vom Umgang mit den persönlichen Daten in Firmen zu halten ist, schätzen Experten unterschiedlich ein. Bei Großunternehmen könne man vom seriösen Umgang damit ausgehen, sagt Sabine Neumaier. Anne-Rose Sieland dagegen berichtet von Formularen, bei denen der Kandidat der Weitergabe seiner Daten an nicht näher benannte Dritte zustimmen muss. "Mir würde das gegen den Strich gehen", sagt sie. Aber immerhin bekomme der Bewerber so einen Eindruck von der Firmenkultur seines potenziellen Arbeitgebers.