Headhunter Thomas Wilde sucht im Auftrag Fach- und Führungskräfte. Er besetzt für seine Kunden vor allem anspruchsvolle Stellen im Technik-Bereich.

Für Thomas Wilde liegt der Reiz seines Berufs in der Vielfalt: Er muss erfassen, wie Menschen ticken, ihr berufliches Potenzial einschätzen, ihre Ziele erkunden. Auf der anderen Seite muss er aber auch Firmenstrukturen durchschauen und begreifen, welche Unternehmenskultur bei seinen Auftragebern herrscht. Der 47-Jährige ist Management-Partner bei der Topos Personalberatung in Hamburg - ein Headhunter, der Kandidaten für Stellen bei seinen Auftraggebern, den Unternehmen, sucht. Gegen den Begriff Headhunter hat Wilde nichts einzuwenden. Den aggressiven Ansatz, der im Begriff "Kopf-Jäger" steckt, lehnt er aber ab. "Aggressives Auftreten bringt gar nichts. Das führt nur zu Ablehnung. Eine gewisse Beharrlichkeit gepaart mit guten Argumenten ist in unserem Beruf hingegen gefragt."

Menschen richtig einzuschätzen, zwischen den Zeilen zu lesen und, wenn etwas nicht ganz stimmig erscheint, nachzuhaken und Referenzen einzuholen, darin liegt das Geheimnis eines erfolgreichen Headhunters. "Wir sind Mittler zwischen dem suchenden Unternehmen und dem Kandidaten", sagt Wilde. "Wenn ich die beiden Parteien zusammenführe, frage ich mich immer: Passt das auch wirklich?" Immerhin setzt ein Kandidat eine oft sichere Position aufs Spiel. "Wenn sich nach einiger Zeit herausstellt, es hat doch nicht gepasst, ist das auch für mich eine Niederlage", sagt Wilde. Das habe er in seinen 14 Jahren als Headhunter bislang jedoch erst einmal erlebt.

Den Weg in die Personalberatung hat Thomas Wilde eher zufällig eingeschlagen. Zum Ende seiner Offizierslaufbahn und dem Studium zum Diplom-Volkswirt an der Universität der Bundeswehr Hamburg (heute Helmut-Schmidt-Uni) besuchte er ein Seminar "Von der Bundeswehr ins Management", angeboten von einer Personalberatung. Mehr als der Inhalt interessierte ihn das Prozedere: wie die Teilnehmer ihre Profile erstellten und wie Auswahltage ("Assessment-Center") gestaltet wurden. Da zudem seine Ergebnisse in diese Richtung wiesen, sei er also in die Personalberatung gegangen.

Am Anfang der Karriere ist ein Headhunter in der Recherche tätig. Erst mit der Zeit werden die Aufgaben umfangreicher. Wilde: "Ein Berater muss Lebens- und Berufserfahrung mitbringen, um mit Kandidaten auf Augenhöhe umgehen zu können."

"Zu interessieren sind die Kandidaten am besten über Perspektiven", sagt Wilde. Außer monetären Aspekten seien das vor allem Karriereaussichten, spannende Aufgaben, eine räumliche Veränderung. Wenn trotz bester Argumente ein vermeintlich idealer Kandidat abwinkt, sei Frustresistenz gefragt.

Topos ist über alle Branchen hinweg tätig. Wilde selbst hat sich auf Fachleute aus dem Technik-Bereich spezialisiert. Gezielt ruft er infrage kommende Experten an und fragt: "Haben Sie heute Abend Zeit, um über einen neuen Job zu sprechen?" Mehr als ein Termin werde nicht abgemacht, solange der Kandidat an seinem Arbeitsplatz sei. Bei Interesse aber folgen mehrere Telefonate. Der Kandidat schickt seinen Lebenslauf an Wilde, dieser versendet Infos zur Stelle. Passt alles, kommt es zum persönlichen Treffen und zum Vorstellungsgespräch beim Unternehmen.

"Für eine Position kommen drei bis vier Kandidaten in die engere Auswahl", sagt Wilde. Das bedeute aber auch bis zu drei Anrufe mit der Aussage: "Es hat nicht geklappt." Absagen zu kommunizieren gehört zum Alltag eines Headhunters. "In der Regel nehmen die Kandidaten das professionell auf, erwarten allerdings auch offenes Feedback." Die Klienten hingegen sind nicht selten ungeduldig. "Es gibt Projekte, da läuft es schlicht toll. Andere sind schwieriger, etwa wenn eine sehr spezielle Position besetzt werden soll, für die es nur eine begrenzte Anzahl von Kandidaten gibt, oder wenn eine Schlüsselposition kurzfristig neu besetzt werden muss."

Thomas Wilde sucht in ganz Deutschland. Reisen und teils extreme Arbeitszeiten gehören zum Job. Als Ausgleich fotografiert er, geht laufen, spielt Tischtennis. Für den TSV Elstorf hat Wilde das Jugendtraining aufgebaut. Und da ist die Familie: Der Headhunter ist seit 20 Jahren verheiratet und Vater von zwei Kindern. Headhunter sei ein anspruchsvoller Beruf, der vollen Einsatz fordert, sagt er. "Aber es bleibt immer noch Zeit für ein Privatleben, so ist es nicht."