Es gibt Ereignisse im Berufsleben, die den Joballtag belanglos werden lassen. Dazu gehört die Trauer und der richtige Umgang mit ihr.

Es gibt Momente, in denen bleibt das Berufsleben stehen. Momente, in denen das Unfassbare plötzlich wahr wird. Mit einem Mal sind alle Termine, Kunden, Projekte und Zahlen belanglos. Der überraschende Tod eines Kollegen ist solch ein Moment. Je länger wir im Berufsleben stehen, desto häufiger wird uns dies passieren. Normal wird es aber niemals sein.

In solchen Momenten wechselt trauernde Leere mit Erinnerungen. An gemeinsame Momente, an Dinge, die man mit dem Verstorbenen erlebt hat. An unsere Versäumnisse: Habe ich dem Kollegen jemals gesagt, wie angenehm es ist, mit ihm zusammenzuarbeiten?

Was für ein feiner Mensch sie oder er ist? Wann waren wir zuletzt mal gemeinsam in der Kantine? Haben wir jemals bei einem Glas Wein nach Feierabend über Persönliches gesprochen? Was weiß ich überhaupt über den Kollegen?

Natürlich kann ich nicht mit allen befreundet sein. Wir arbeiten, um gemeinsam das bestmögliche Ergebnis für ein Unternehmen oder eine Organisation zu erzielen und uns damit ein Einkommen zu sichern. Doch die Zeit, die wir am Arbeitsplatz verbringen, ist ungeheuer wertvoll. Weil wir viel Zeit dort verbringen. So werden die Kollegen zu einem wichtigen Teil unseres Lebens, zu einer zweiten Familie. Mit allen guten und schlechten Seiten.

Diese oft verdrängte Erkenntnis explodiert mit schrecklicher Brutalität, wenn uns klar wird, dass ein Kollege niemals wiederkehrt, dass wir nie wieder eine Mail von ihm lesen, ihn sehen oder mit ihm sprechen können.

Es stellen sich Fragen: Wie geht man mit den Unterlagen des Kollegen um? Wer geht sie durch, sortiert und entsorgt sie? Was geschieht mit seinem persönlichen Dingen im Schreibtisch oder im Spind? Mit seinen Mails im Postfach. Wie signalisiert man der Außenwelt, dass dieser Empfänger nie wieder antworten wird?

Diese im Moment der Trauer so banalen Fragen müssen geklärt werden. Und sie können ein Ritual sein für das Team, das sich gemeinsam dieser schwierigen Aufgabe widmet und so Abschied nimmt. Entscheidend ist, dass Führungskräfte diese Impulse geben und mit den Kollegen sensibel und offen besprechen, wie man damit umgehen will.