Hamburg/Essen. Tausende Mitarbeiter von Galeria Karstadt Kaufhof haben am Samstag (8.04.) ihre Arbeit niedergelegt. Hamburg war besonders betroffen.

Am Samstag (8. April 2023) beteiligten sich Beschäftigte von Galeria Karstadt Kaufhof in 19 Kaufhäusern an ganztägigen Warnstreiks in Hamburg, Baden-Württemberg und Hessen. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hatte zu den Arbeitsniederlegungen aufgerufen, um auf festgefahrene Tarifverhandlungen und die geplanten Schließungen von 47 der 129 Filialen des insolventen Konzerns aufmerksam zu machen. In Hamburg wurden alle fünf Warenhäuser bestreikt – in Baden-Württemberg sechs und in Hessen acht.

Galeria Kaufhof: Warnstreiks in mehreren Bundesländern – um diese Themen geht es

Galeria Karstadt Kaufhof gehört zu den größten Warenhausketten in Deutschland und beschäftigt über 17.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im Zuge der Insolvenz des Unternehmens im April 2020 wurden Sanierungsmaßnahmen beschlossen, die unter anderem die Schließung von 47 Filialen vorsehen. Die Gewerkschaft Verdi kritisiert jedoch nicht nur die geplanten Schließungen, sondern auch die festgefahrenen Tarifverhandlungen sowie die Forderungen des Managements nach einer Flexibilisierung der Arbeitszeiten.

UnternehmenGaleria Kaufhof GmbH
CEOMiguel Müllenbach (seit Okt. 2020)
GründerLeonhard Tietz
Gründung1879 in Stralsund (Mecklenburg-Vorpommern)
Mitarbeiterzahlrund 21.500 in Deutschland und Belgien (2019)

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Die Warnstreiks seien ein deutliches Signal der Beschäftigten an das Unternehmen und die Öffentlichkeit, heißt es von der Gewerkschaft. Insgesamt beteiligten sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus 19 Kaufhäusern an den Protestaktionen. Diese führten jedoch nicht zur Schließung der betroffenen Filialen. "Sämtliche Filialen sind geöffnet – und das wird so bleiben", sagte ein Unternehmenssprecher am Samstag in Essen. Zuvor hatte der Vorstand von Galeria die Protestaktionen der Mitarbeiter als rechtswidrig bezeichnet.

Streikende Mitarbeiter stehen während einer Kundgebung vor einem Galeria-Karstadt-Kaufhaus in Hamburg-Harburg zusammen.
Streikende Mitarbeiter stehen während einer Kundgebung vor einem Galeria-Karstadt-Kaufhaus in Hamburg-Harburg zusammen. © Bodo Marks/dpa

Management von Galeria kritisiert Warnstreiks scharf und warnt vor ruinösen Schäden

Verdi begründete die Arbeitsniederlegungen wiederum damit, dass die Beschäftigten seit Jahren Geld in die Sanierung des Unternehmens stecken und auf bis zu 5.500 Euro pro Jahr verzichten. Die Forderungen der Gewerkschaft nach der Anerkennung der regionalen Flächentarifverträge des Einzelhandels und einem fairen Tarifabschluss werden von den Beschäftigten unterstützt. Die Wut und Enttäuschung der Beschäftigten seien sehr groß. Das Management habe zuletzt eine Rückkehr zum Flächentarifvertrag ausgeschlossen.

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Das Management von Galeria Karstadt Kaufhof reagierte verärgert auf die bundesweiten Warnstreiks am Samstag. In einem Schreiben an die Verdi-Spitze warnten Konzernchef Miguel Müllenbach und der Galeria-Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz vor ruinösen Schäden – für welche die Gewerkschaft und die streikenden Arbeitnehmer persönlich haftbar gemacht würden. Die Galeria-Manager betonten, dass sich das Unternehmen nach wie vor in einer existenziellen Krisensituation befinde und der Streik gegen den Integrations- und Überleitungstarifvertrag verstoße.

Andreas Dressel (SPD), Senator für Finanzen in Hamburg, spricht bei Kundgebung vor einem Galeria-Karstadt-Kaufhaus in Hamburg-Harburg. Beschäftigte aller Hamburger Galeria-Warenhäuser sind am Samstag in einen ganztägigen Warnstreik getreten.
Andreas Dressel (SPD), Senator für Finanzen in Hamburg, spricht bei Kundgebung vor einem Galeria-Karstadt-Kaufhaus in Hamburg-Harburg. Beschäftigte aller Hamburger Galeria-Warenhäuser sind am Samstag in einen ganztägigen Warnstreik getreten. © Bodo Marks/dpa

Verdi bezeichnet Forderungen der Arbeitnehmer als "unverschämt" – worum es geht

Der Brief liegt "Business Insider" vor. Geiwitz und Müllenbach warnten darin zudem vor einer Benachteiligung der Gläubiger und eine Begünstigung der Arbeitnehmer "durch kurzfristige Vereinnahmung von Mitteln aus der Insolvenzmasse abzielen." Die Warnstreiks aber zeigen: Die rund 17.000 Beschäftigten sind bereit, für ihre Rechte und Forderungen einzustehen. Die Hintergründe der Protestaktionen der Galeria-Mitarbeiter sind komplex und betreffen nicht nur die Tarifverhandlungen.

Auch die Zukunft der Warenhauskette und die Arbeitsplätze der Beschäftigten schwingen als Themen im Protest mit. Unklar ist aber nach wie vor, wie die Verhandlungen zwischen der Gewerkschaft und dem Management weiter verlaufen und ob es zu weiteren Protestaktionen kommt. Verdi jedenfalls bezeichnet die Forderungen der Arbeitgeber nach flexiblen Arbeitszeiten und die Ablehnung zum Flächentarifvertrag als "unverschämt". Die ersten regionalen Proteste seien die Antwort, sagte Hamburgs Verdi-Vizevorsitzende Heike Lattekamp. (jsn/dpa)