Berlin/Essen. Für Beschäftige von fünf Galeria-Standorten gibt es heute gute Nachrichten. Weitere Teile der Belegschaft haben Grund für Hoffnung.

Aufatmen bei Galeria Karstadt Kaufhof. Die taumelnde Warenhauskette will fünf Häuser weniger schließen als zuletzt angekündigt. Die Standorte in Bayreuth, Erlangen, Oldenburg, Rostock und Leipzig könnten dank weiterer Zugeständnisse der Vermieter erhalten bleiben, sagte ein Sprecher am Donnerstag. Damit verringert sich die Zahl der geplanten Schließungen auf 57. 82 Häuser will der Konzern weiter betreiben.

Beschäftige des Konzerns können zudem aus weiteren Gründen Mut fassen. Der Geschäftsführer der Modekette Aachener, Friedrich-Wilhelm Göbel, sagte der Deutschen Presse-Agentur, er interessiere sich für mehrere von der Schließung bedrohte Standorte. Eine vertragliche Regelung mit Galeria gebe es zwar im Moment nicht. Dafür aber beidseitig unterschriebene Verträge mit Vermietern, sagte der Manager. Diese greifen laut Göbel, sobald eine Kündigung von Galeria eingeht. Das sei bislang aber noch nicht passiert.

Göbel versprach, man werde „allen Mitarbeitern der betroffenen Filialen ein Angebot machen, für uns zu arbeiten. Ohne Ausnahme.“ Zur Anzahl der Häuser, die zu Aachener-Filialen werden sollen, sagte Göbel: „Ich glaube, es werden zehn. Es könnten auch 25 werden.“ Seiner Aussage nach geht es um Filialen in ganz Deutschland. Aachener betreibt bislang sieben Filialen in Rheinland-Pfalz, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein. Göbel war vorher Chef der Modekette Sinn.

Tausende Arbeitsplätze bei Galeria bedroht

Galeria hatte am Montag angekündigt, 52 der zuletzt noch 192 Warenhäuser zu schließen. Auch tausende Arbeitsplätze sollen im Zuge des laufenden Insolvenzverfahrens gestrichen werden. Der Warenhauskonzern hatte Ende Oktober die Rettung in einem Schutzschirm-Insolvenzverfahren suchen müssen. Als Grund für die bedrohliche Lage des Unternehmens nannte Konzernchef Miguel Müllenbach damals die explodierenden Energiepreise und die Konsumflaute in Deutschland. Der Gesamtbetriebsrat machte allerdings auch Managementfehler mitverantwortlich für die Krise des Konzerns.

Nach den Plänen des Warenhauskonzerns sollen die verbleibenden Filialen in den kommenden drei Jahren allesamt umfassend modernisiert werden. In Zukunft will sich der Konzern bei seinem Angebot vor allem auf die Bereiche Bekleidung, Schönheitspflege und Wohn-Accessoires konzentrieren. Bei der Gestaltung ihres Sortiments sollen die Filialen außerdem mehr Eigenständigkeit erhalten.

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Mit Blick auf das geplante Maßnahmenpaket sagte Galeria-Chef Miguel Müllenbach: „Das Warenhaus in Deutschland hat damit eine Zukunft.“ Allerdings muss vor dem Neustart noch die Gläubigerversammlung am 27. März in Essen grünes Licht dafür geben. Lehnt sie den Insolvenzplan ab, droht dem Unternehmen das sofortige Aus.

Es ist bereits der zweite Versuch, den Handelsriesen durch ein Schutzschirmverfahren und den damit verbundenen Schuldenschnitt wieder dauerhaft auf Erfolgskurs zu bringen. Ein erster Anlauf, der 2020 während des ersten Corona-Lockdowns gestartet worden war, hatte dem Unternehmen trotz der Schließung von rund 40 Filialen, dem Abbau von etwa 4000 Stellen und der Streichung von mehr als zwei Milliarden Euro an Schulden nur vorübergehende Entlastung gebracht. (pcl/dpa)