Berlin. Erst schlitterte die Silicon Valley Bank in die Pleite, nun taumelt die Credit Suisse. Was die Entwicklung für das eigene Geld heißt.

Die Sorgen vor einer neuen Bankenkrise wachsen. Nachdem am vergangenen Wochenende in den USA die Silicon Valley Bank (SVB) sowie die kleineren Signature Bank und Silvergate Capital in die Pleite gerutscht waren, geriet nun die Schweizer Großbank Credit Suisse in Turbulenzen und musste auf eine milliardenschwere Kreditlinie der Schweizer Notenbank zurückgreifen. Manche fühlen sich angesichts dieser Entwicklung an die Finanzkrise 2008 erinnert, als die Bank Lehmann Brothers in die Insolvenz geschlittert war und einen Dominoeffekt ausgelöst hatte.

Was bedeuten die Turbulenzen für Sparer und Anleger? Und wie sicher ist das eigene Geld? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Wie hängen die betroffenen Banken zusammen?

„Es sind nach wie vor nicht vergleichbare Einzelfälle“, sagt Christian Kahler, Geschäftsführender Gesellschafter von Kahler & Kurz Capital im Gespräch mit unserer Redaktion.

Die Silicon Valley Bank (SVB) hatte vor allem in langlaufende Staatsanleihen investiert. Im Zuge der Zinswende passte sie ihre Konditionen langsamer als andere Banken an, die Kunden zogen ihr Geld ab. Um liquide zu bleiben, musste die SVB ihre Wertpapiere verkaufen – mit hohen Verlusten. Investoren verloren das Vertrauen und leerten in Windeseile ihre Konten. „Es ist durch die Digitalisierung nicht mehr wie früher, wo sich Schlangen vor den Automaten bilden. Bei der Silicon Valley Bank wurden 42 Milliarden Dollar binnen eines Tages abgezogen“, erläutert Kahler. Die Bank ging pleite.

Die Signature Bank und Silvergate Capital hatte stark auf Geschäfte mit Krypto-Währungen gesetzt, die im vergangenen Jahr kräftig unter die Räder gekommen waren. Auch hier zogen die Kunden ab.

In der Folge waren die Finanzmärkte nervös. Mitten in diese Phase hinein äußerte ein Großinvestor der Credit Suisse den Satz, der seit Jahren kriselnden Bank kein frisches Kapital zukommen lassen zu wollen. „Viele Verbraucher werfen die Fälle in einen Topf“, meint Kahler. „Das ist dann problematisch, wenn das Vertrauen schwindet und es einen Bankenansturm gibt.

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Kommt es zu einer neuen Bankenkrise?

„Man weiß vorher nie, wie sich die Lage weiter entwickeln wird. Auch die Finanzkrise 2008 hat langsam angefangen“, meint Silke Tober, Referatsleiterin für Geldpolitik am Institut für Makroökonomik und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. „Aber: Zum jetzigen Zeitpunkt sieht es nicht so aus, als würde es eine systemische Krise geben.“

In den USA sei unter Präsident Donald Trump die Regulierung zurückgeschraubt worden. In Europa seien die Vorschriften für Banken strenger. Entsprechend gebe es derzeit keine Anzeichen für eine europäische Bankenkrise. „Das Risiko allerdings steigt, wenn die Zinsen weiter stark angehoben werden“, sagte Tobler.

Auch Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), warnt: „Eine Bankenkrise würde mittelfristig auch die Preisstabilität gefährden. Daher kann die EZB mit ihrer Geldpolitik die Probleme bei vielen Finanzinstituten nicht ignorieren und darf den Bogen nicht überspannen.“ Es sei wahrscheinlich, dass auch im Euroraum und in Deutschland einige Banken durch den starken Zinsanstieg große Verluste realisieren würden. Am Donnerstag hatte die Europäische Zentralbank die Zinsen um 0,5 Prozentpunkte kräftig angehoben.

Immerhin würde dieses Mal entgegen der Krise 2008 das Geld im System bleiben, merkt Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln an. Deshalb sei eine systemische Krise unwahrscheinlich. „Wir erleben eine Unruhe am Markt, aber keine Bankenkrise, die vergleichbar mit 2008 wäre“, sagt Hüther.

Die Branche selbst sieht sich gerüstet: „Die deutschen Banken sind robust, stabil und widerstandsfähig. Sie haben ihr Kapital seit 2008 massiv aufgestockt“, sagte Hilmar Zettel, Geschäftsbereichsleiter Bankenaufsicht und Einlagensicherung beim Bundesverband deutscher Banken (BdB) unserer Redaktion.

Auch Christoph Kutt von der DZ Bank erwartet „keine umfassende Systemkrise“. Wenn die Probleme bei einzelnen Instituten nicht zu einem Flächenbrand führen würden, beruhige sich die Lage wieder, sagte er.

Wie sicher ist das eigene Geld?

Sollte eine Bank mit Sitz in der EU pleite gehen, sind Einlagen von bis zu 100.000 Euro je Einleger und Bank gesetzlich geschützt. „In Deutschland haben wir für die privaten Banken ein doppeltes Sicherungsnetz“, sagt Bankenverbandsvertreter Zettler. 114 private Banken sind Teil der freiwilligen Einlagensicherung des Bankenverbandes. „Dieser schützt private Sparer bis zu einer Höhe von mindestens 750.000 Euro und reicht bis zu 5 Millionen für Privat- und 50 Millionen Euro für Unternehmenskunden“, erklärt Zettler. „Damit bieten wir in Deutschland ein Sicherheitsnetz, dass weltweit einzigartig ist.“

Die Genossenschaftsbanken wie Volks- und Raiffeisenbanken sowie die Sparkassen setzen dagegen auf das Prinzip der Institutssicherung. „Sie helfen sich im Krisenfall gegenseitig und sagen daher zu, dass das Spargeld in unbegrenzter Höhe geschützt ist“, erläutert Katharina Lawrence, Finanz-Expertin der Verbraucherzentrale Hessen.

Zudem sind Einlagen bis zu 500.000 Euro geschützt, wenn nachgewiesen werden kann, dass das Geld nur vorübergehend bei einer Bank geparkt wurde, etwa weil man es für den Immobilienerwerb nutzen wollte oder weil es sich um ein Erbe handelt. „Geld ist immer Vertrauen. Und wir haben Vertrauen in die gesetzliche Einlagensicherung“, sagt Lawrence.

Was gilt es zu beachten?

„Ehepaare sollten darauf achten, ob sie beide Kontoinhaber sind oder ob einer lediglich über eine Vollmacht verfügt. Sind beide Kontoinhaber, sind ihre Einlagen in Höhe von 200.000 Euro gesetzlich geschützt. Ist nur einer Kontoinhaber, liegt die gesetzliche Grenze bei 100.000 Euro“, sagt Lawrence.

Die Einlagensicherung umfasse alle Gelder auf dem Girokonto, dem Tages- und Festgeldkonto sowie dem Sparbuch, nicht aber beispielsweise Sparbriefe, die als nachrangig gekennzeichnet sind. „Ist das Vermögen höher, sollte es auf mehrere Banken verteilt werden, um im Insolvenzfall abgesichert zu sein“, rät die Verbraucherschützerin.

Was ist mit Angeboten im Ausland?

Wer sich über Vergleichsportalen wie „Zinspilot“ oder „Weltsparen“ Zinsen vergleicht, stößt oft auf vermeintlich lukrative Angebote im Ausland. „Wer sein Geld bei einer Bank mit Sitz im EU-Ausland anlegt, sollte auf die Wirtschaftskraft des Landes achten und zudem berücksichtigen, ob in dem Land der Euro als Währung gilt. Ansonsten ergeben sich zusätzliche Währungsrisiken. Im würde empfehlen, immer Direktkunde einer solchen Bank zu werden, das ist im Insolvenzfall transparenter“, sagt Verbraucherschützerin Lawrence.

Die europäische Einlagensicherung sage zu, dass im Insolvenzfall binnen sieben – in manchen Ländern auch 20 – Bankarbeitstagen das Geld in Höhe von 100.000 Euro bei den Kunden ankommen soll. „Allerdings ist für die Durchsetzung der Einlagensicherung das jeweilige Land selbst verantwortlich. Entsprechend bieten wirtschaftsstarke Länder eine höhere Sicherheit.“

Wie sind Aktien, Fonds und ETFs abgesichert?

Aktien und Fonds, auch sowohl aktive als auch passive („ETFs“), gelten als Sondervermögen. Im Insolvenzfall hat die Bank keinen Zugriff auf diese Werte, sie zählen nicht zur Insolvenzmasse und sind entsprechend geschützt.

Was sollten Anleger beachten?

An der Börse geht es derzeit turbulent zu. „Wer ETFs hat muss wissen, dass er einen langen Atem braucht. Jetzt wird getestet, ob man das Risiko aushält“, sagt Verbraucherschützerin Lawrence. „Als Anleger ändert sich das Spielbrett“, sagt Kahler. „Die Zinsen werden wohl nicht weiter angehoben, vielleicht sogar gesenkt. Die Konjunktur läuft gut. Ich blicke für den Zeitraum der nächsten ein bis zwei Jahre positiv auf die Börsen.“