Berlin. Egal ob biologischer oder konventioneller Bauernhof: Viele Kühe und Schweine sind krank im Stall. Sie müssen besser geschützt werden.

Wer beim Metzger oder Supermarkt zu Bio-Fleisch greift, macht dies in der Regel ganz bewusst. Die Kundinnen und Kunden wünschen sich, dass das Tier, dessen Fleisch sie essen, ein artgerechtes und gesundes Leben geführt hat.

Doch Gesundheit in deutschen Ställen ist keine Selbstverständlichkeit. Wie Studien zeigen, sind dort zahlreiche Tiere krank – und zwar unabhängig davon, ob sie auf ökologischen oder konventionellen Höfen, in großen oder kleinen Ställen gehalten werden. Diese Tatsache wirkt verstörend und kratzt an unserem Glauben, dass alles gut ist, was teurer ist.

Tierschutz: Fundamentales Defizit im System der Nutztierhaltung

Beate Kranz ist Wirtschaftsredakteurin der Funke Medien Gruppe
Beate Kranz ist Wirtschaftsredakteurin der Funke Medien Gruppe © Reto Klar

Doch Vorsicht: Es geht nicht darum, Bio grundsätzlich in Frage zu stellen. Vielmehr geht es darum, dass manche Bauern – auch Öko-Bauern – ihr Gesundheitsmanagement nicht im Griff haben. Kranken Tieren im eigenen Stall zu helfen, sie zu kurieren, müsste eigentlich für jeden Tierhalter eine Selbstverständlichkeit sein. Doch dies ist es offenbar nicht der Fall.

Schlimmer noch: Es gibt bisher kein Gesetz, das Tierhalter dazu verpflichtet, die Gesundheit ihrer Tiere zu schützen. Gezielte Kontrollen durch Veterinärämter gibt es deshalb nicht.

Hier besteht ein fundamentales Defizit im System der Nutztierhaltung. Diese Lücke muss der Gesetzgeber dringend schließen. Es darf nicht sein, dass das Tierwohl vom individuellen guten Willen der Tierhalter abhängig ist.

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Tierschutz ist als Staatsziel im Grundgesetz verankert. Als zivilisierte Gesellschaft sollten wir auch mit unseren Tieren zivilisiert umgehen. Auch das geplante staatliche Tierhaltungskennzeichen greift hier noch nicht weit genug. Die Verbraucher müssen aber ein Recht darauf haben, mit gutem Gewissen Fleisch von gesunden Tieren zu kaufen – in allen Haltungsformen.