Berlin. Die Verbraucherorganisation Foodwatch ist entsetzt: Das Schicksal von 9 Millionen männlichen Küken ist ungeklärt. Die Hintergründe.

Das Verbot zum Kükenschreddern hat laut Verbraucherorganisation Foodwatch nicht zu mehr Tierwohl in den Geflügelställen geführt. „Fast 9 Millionen männliche Küken sind in den ersten neun Monaten des Jahres in Deutschland geschlüpft – und niemand weiß oder will wissen, was mit den Tieren passiert“, zieht Foodwatch-Geschäftsführer Chris Methmann eine traurige Bilanz: „Das Gesetz gegen das Kükentöten hat kaum mehr Tierschutz gebracht.“ Männliche Küken dürfen seit Januar nach dem Schlüpfen nicht mehr getötet werden.

Nach Foodwatch-Recherchen wissen selbst die Behörden nicht, was mit den Küken passiert. „Entsprechende Kontrollen finden bisher offenbar nicht statt“, berichtet Methmann. „Selbst der Zentralverband der Geflügelindustrie kann über den Verbleib der Tiere nur spekulieren.“

Kükentöten: Brüterei bringt Tiere ins Ausland

Mehrere Brütereien in Nordrhein-Westfalen haben 2022 mindestens 337.000 männliche Küken ins Ausland gebracht haben, berichtet das zuständige Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV). Wie viele davon dort getötet wurden, wollte das LANUV nicht sagen. Zumindest eine Brüterei hatte angegeben, dass die Tiere im Ausland getötet würden.

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Scharfe Kritik übt Foodwatch auch an den Aufzuchtbedingungen von Legehennen. „Die weiblichen Tiere leiden weiter unter qualvollen Haltungsbedingungen, Schmerzen und Krankheiten“, so Methmann. 97 Prozent aller Legehennen hätten gebrochene Brustbeine, wie eine Studie der Uni Bern zeige. „Den auf Hochleistung getrimmten Tieren brechen die Knochen, weil die vielen Eier ihnen alles Kalzium entziehen.“

Auch wenn Verbraucher mit dem Versprechen ‚Ohne Kükentöten‘ auf Eierpackungen eine heile Tierhaltungswelt suggeriert werde, warnt der Foodwatch-Chef: „Das Leiden der Legehennen geht unvermindert weiter.“

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