Berlin. Nur noch jeder zweite Arbeitgeber in Deutschland bezahlt Urlaubsgeld. In welchen Branchen bekommen die Arbeitnehmer am meisten Geld?

Die Ferienzeit naht. Doch nicht einmal jeder zweite Beschäftigte erhält in diesem Jahr einen Zuschuss seines Arbeitgebers dafür. Nur 46 Prozent aller Arbeitnehmer in Deutschland bekommen Urlaubsgeld. Wer Urlaubsgeld erhält, hängt stark davon ab, ob man tariflich bezahlt wird, im Westen oder Osten wohnt und in welcher Branche man arbeitet.

Dies hat eine Online-Umfrage des Internet-Portals Lohnspiegel.de ergeben, das vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung betreut wird. In jeder zweiten Branche hat sich das Urlaubsgeld zwischen 1,5 und 3 Prozent erhöht.

„Angesichts der hohen Inflationsraten ist das Urlaubsgeld für viele Beschäftigte in diesem Jahr ein Segen“, sagt der Leiter des WSI-Tarifarchivs Thorsten Schulten. „Es schafft ein bisschen Luft, um die deutlich gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreise zu tragen, auch wenn dies wohlmöglich auf Kosten der Urlaubskasse gehen könnte.“ Gerade im Niedriglohnsektor, wo diese Sonderzahlung derzeit am nötigsten gebraucht würde, werde sie am seltensten ausgezahlt.

Urlaub & Geld: Ostdeutsche bekommen seltener Urlaubsgeld

Die größten Chancen auf Urlaubsgeld haben Menschen, die nach Tariflöhnen bezahlt werden. 74 Prozent aller Tarifbeschäftigten bekommen Urlaubsgeld, während dies nur für 36 Prozent der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ohne Tariflohn gilt. Zudem gibt es ein Ost-West-Gefälle: So erhalten 48 Prozent der Westdeutschen Urlaubsgeld, aber nur 32 Prozent im Osten. Zudem erhalten mit 49 Prozent mehr Männer ein Urlaubsgeld als Frauen mit 41 Prozent.

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Die Höhe des Urlaubsgeld hängt stark von der Branche ab, in der man arbeitet. Hier liegt die Spanne zwischen 180 Euro und 2627 Euro, wie die Umfrage ergab. Das höchste Urlaubsgeld erhalten demnach Beschäftigte der Holz- und Kunststoffverarbeitenden Industrie in Westdeutschland und das niedrigste in der ostdeutschen Landwirtschaft. Hohe Urlaubsgelder werden auch in der Papier verarbeitenden Industrie (West: 2369 Euro – Ost: 2201), in der Metallindustrie (West: 2235 Euro – Ost: 1978 Euro), Druckindustrie (1978 Euro) und im Kfz-Gewerbe (West: 1910 Euro – Ost: 1822 Euro) bezahlt.

Urlaub & Geld: Wo es besonders wenig Urlaubsgeld gibt

Deutlich niedrige fallen die Zahlungen im Hotel- und Gaststättengewerbe aus, wo im Osten 195 Euro bezahlt werden und im Westen 240 Euro. Auch in der Süßwarenindustrie sind die Urlaubsgelder vergleichsweise bescheiden (West: 414 Euro – Ost: 267 Euro), im Großhandel liegen sie bei 644 Euro (Ost: 409 Euro), in der Textilindustrie bei 826 Euro (Ost: 675 Euro).

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Manche Unternehmen legen das Urlaubsgeld auch auf die Gehälter um. So gibt es beispielsweise im öffentlichen Dienst und in der Eisen- und Stahlindustrie kein gesondertes tarifliches Urlaubsgeld. Es wird mit dem Weihnachtsgeld zu einer einheitlichen Sonderzahlung zusammengefasst. Bei der Deutschen Bahn wird es in das Jahrestabellenentgelt eingerechnet.

Wichtig: Arbeitsrecht: Darf mein Chef das Urlaubsgeld streichen?