Berlin. Verbraucher sollen Gebühren für Girokonten vergleichen können. Die von der EU geforderte Vergleichswebsite kommt nicht an den Start.

Der Gebührendschungel bei Girokonten ist für Verbraucher nur schwer zu durchschauen – die Banken werden immer kreativer, wenn es um zusätzliche Gebühren für Dienstleistungen geht. Die EU will hier mehr Durchblick schaffen: Mit einer objektiven Vergleichswebsite im Internet. Doch auch ein Jahr nach Inkrafttreten einer entsprechenden Richtlinie ist noch nichts passiert.

Über die Untätigkeit des Staats beschweren sich nun Verbraucherschützer. „Ein Jahr nach Inkrafttreten der Vorschriften gibt es die kostenlose und objektive Vergleichswebsite immer noch nicht. Ich sehe hier das Bundesfinanzministerium in der Verantwortung“, sagt die Leiterin des Finanzmarktteams des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (VZBV), Dorothea Mohn.

Für den Gebührenvergleich bei Girokonten hätte die am 31. Oktober 2018 in Kraft getretene Richtlinie eine öffentlich-rechtliche Webseite zugelassen. „Die Politik hat sich jedoch für die private Variante entschieden“, sagt Mohn.

Vergleich für Girokonto-Gebühr: Kompliziertes Zulassungsverfahren läuft

Das Bundesfinanzministerium betont, die Bundesregierung habe rechtzeitig die rechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen. Es sei ihr ein wichtiges Anliegen, „dass zeitnah eine zertifizierte Vergleichswebseite in Deutschland angeboten wird.“

Allerdings sei das komplizierte Zulassungsverfahren noch nicht abgeschlossen. Bislang habe keine Prüforganisation das Verfahren bei der Deutschen Akkreditierungsstelle abschließend durchlaufen. Erst danach Prüfer Anbieter von Vergleichswebseiten unter die Lupe nehmen und entsprechend zertifizieren. Aktuell befindet sich der TÜV Saarland nach eigenen Angaben in dem Verfahren.

Immer weniger kostenlose Girokonten

In der anhaltenden Zinsflaute erhöhen viele Kreditinstitute derzeit die Gebühren. Das eigentliche Geschäftsmodell, mehr Zinsen für Kredite zu kassieren, als sie Sparern für ihr Guthaben zahlen, funktioniert nicht mehr: Die Differenz aus beidem, der sogenannte Zinsüberschuss, ist in den vergangenen Jahren stark geschrumpft.

Lange Zeit hatten Banken und einige Sparkassen Gratiskonten gezielt zur Kundenwerbung eingesetzt. Heute zwingen höhere Kosten und auch ihre teuren Filialen die Geldhäuser zum Umdenken.

Nur noch 22 kostenlose Kontomodelle

Nach einer jüngst veröffentlichten Auswertung der Zeitschrift „Finanztest“ sind nur noch 22 von rund 290 Kontomodellen gratis, die die Tester bei 122 Geldhäusern untersucht haben. Vorausgesetzt: Kunden führen dieses Konto online und nutzen es als Gehalts- oder Rentenkonto.

Bei den Gratiskonten gibt es keinen monatlichen Grundpreis, alle Onlinebuchungen sind inklusive, die Girocard ist kostenlos. (aky/dpa)