Berlin. Der Wirkstoff Chlorpyrifos tötet nicht nur Insekten, sondern soll auch gesundheitsschädlich sein. Experten fanden Rückstände auf Obst.

Pflanzenschutzmittel geraten zunehmend in die Kritik. Nicht nur Glyphosat, das von der Bayer-Tochter Monsanto produziert wird, steht unter Verdacht, möglicherweise krebserregend zu sein. Es gibt noch weitere, bislang weniger bekannte Wirkstoffe anderer Unternehmen, die Krankheiten auslösen könnten.

Eines davon ist Chlorpyrifos. Das Insektizid, das zur Bekämpfung von Insekten eingesetzt wird, steht im Verdacht, Hirnschäden bei Ungeborenen auszulösen. Nun fordern die Grünen ein weltweites Verbot des Stoffes. „Dass Chlorpyrifos 2005 überhaupt eine EU-Zulassung bekommen hat, ist ein Skandal“, sagt der Grünen-Abgeordnete Harald Ebner unserer Redaktion.

Insektengift: Rückstände auf Orangen und Grapefruits entdeckt

Eine Verlängerung der Zulassung des Stoffes, die in der EU noch bis Januar 2020 gilt, müsse verhindert werden. Die Bundesregierung müsse „sich endlich zu einem sofortigen EU-weiten Verbot des gesundheitsschädlichen Pestizids bekennen“.

Zudem fordert der Politiker, dass Chlorpyrifos in die sogenannte POP-Liste (Persistent Organic Pollutants) der weltweit geächteten Chemikalien aufgenommen werde.

Chlorpyrifos wurde in den 1960er-Jahren von Dow Chemical auf den Markt gebracht. Die Produktion von Chlorpyrifos ist in Deutschland bereits seit 2009 eingestellt. Doch in anderen EU-Ländern wie Spanien wird es weiter eingesetzt. Somit landen auch hierzulande Rückstände des Stoffs, sagt Ebner: „44 Prozent der Grapefruits und 37 Prozent Orangen waren 2017 bei den staatlichen Kontrollen damit belastet.“

Ebner: Zulassung für Pestizide muss reformiert werden

Ebner empfiehlt Bundesernährungsministerin Julia Klöckner, sich der Initiative Dänemarks für ein Importverbot von Lebensmitteln mit Chlorpyrifos-Rückständen anzuschließen. „Bei diesem besonders gefährlichen Stoff kann es keinen Grenzwert, sondern allein Nulltoleranz geben“, meint Ebner. Auch das Landwirtschaftsministerium habe schon 2017 von einer „akuten Beeinträchtigung der Gesundheit“ durch Chlorpyrifos gesprochen.

Der Fall zeige auch, dass die Pestizid-Zulassungsverfahren reformiert werden müssen, so Ebner: „Chlorpyrifos hätte niemals zugelassen werden dürfen. Hinweise auf die hirnschädigende Wirkung von Chlorpyrifos gab es schon 1998 in einer vom Hersteller Dow selbst durchgeführten Studie – sie wurden aber ‚übersehen‘, und zwar nicht nur von Dow, sondern auch von den zuständigen Zulassungsbehörden in Spanien.“

Der Hersteller Monsanto darf weiter Gen-Soja in der EU verkaufen. Über das Mittel Glyphosat der Firma sagte der Bauernpräsident, es sei „manchmal unverzichtbar“. Mit einem kompletten Aus rechnete Klöckner nicht vor 2022.