Berlin. Wie gut bereiten die Hochschulen ihre Studierenden auf die Digitalisierung vor? Offenbar nicht gut genug, wie eine aktuelle Umfrage zeigt.

Die Digitalisierung erobert immer mehr Bereiche des Alltags. Dennoch sehen sich viele Studenten in Deutschland durch ihr Studium an den Hochschulen nicht gut für die neue Technik gerüstet. Nur 41 Prozent der Frauen fühlen sich auf die Anforderungen in ihren zukünftigen Berufen gut vorbereitet, bei Männern sind es immerhin 51 Prozent.

Dies hat eine aktuelle Umfrage von 22.000 Studierenden ergeben, die von dem Personaldienstleister für Studenten, Studitemps, erstellt wurde und unserer Redaktion vorliegt. Zudem erhoffen sich nur 51 Prozent der Studentinnen eine Verbesserung ihrer Jobchancen durch die Digitalisierung. Unter Studenten sind es immerhin 64 Prozent.

Informatik-Studenten am besten vorbereitet

Je nach Studienfach ist der Umgang mit der neuen Technik unterschiedlich stark ausgeprägt. Am besten vorbereitet fühlen sich Informatik-Studenten: 71,2 Prozent sagen, dass sie „eher gut“ auf die digitalen Anforderungen ihrer künftigen beruflichen Tätigkeit durch ihr Studium vorbereitet sind, unter Medienwissenschaftlern sind es 57,8 Prozent, unter Ingenieurwissenschaftler 55,2 Prozent und unter Psychologen 44,5 Prozent.

Am schlechtesten schneiden in der Umfrage Sprach- und Kulturwissenschaftler ab, von denen sich nur 29,8 Prozent gut vorbereitet sehen. Nicht viel besser sieht es bei angehenden Juristen (30,1 Prozent) oder Erziehungswissenschaftler (33,4 Prozent) aus. Bei künftigen Medizinern sind es 38,7 Prozent.

Nur 40 Prozent der angehenden Lehrer fühlen sich gut vorbereitet

Koblenz: Studenten sitzen bei der Erstsemesterbegrüßung am Campus Koblenz der Universität Koblenz-Landau im großen Hörsaal.
Koblenz: Studenten sitzen bei der Erstsemesterbegrüßung am Campus Koblenz der Universität Koblenz-Landau im großen Hörsaal. © dpa | Thomas Frey

Besonders brisant: Studierende, die ein Staatsexamen als Abschluss anstreben ‒ also später meistens für den Staat arbeiten werden ‒ sehen sich am schlechtesten auf die digitalen Anforderungen in ihrem späteren Beruf vorbereitet, so die Umfrage. ​Studierende mit Ziel Lehramt fühlen sich nur zu 40 Prozent gut vorbereitet​. „Dieses Ergebnis ist fatal“, meint Eckhard Köhn​, Chef von Studitemps, dem Personaldienstleister für Studenten.

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„Die angehenden Lehrer und Erziehungswissenschaftler werden mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, die zu einem großen Teil in der digitalen Welt unterwegs sind. ​Wie wollen sie ihnen hier auf Augenhöhe begegnen?“ ​Der ​Digitalpakt von Bund und Ländern laufe ins Leere, wenn selbst junge Lehrer nicht auf die digitalen Anforderungen vorbereitet sind, kritisiert Köhn.

Digitale Ausstattung in Ostdeutschland am Besten

Auch regional klaffen bundesweit große Unterschiede. In Sachen Digitalisierung sind Studierende an Hochschulen in Ostdeutschland am Zufriedensten. An der Spitze steht Brandenburg: In dem Bundesland bewerten 88,2 Prozent die digitale Infrastruktur der jeweiligen Hochschule als „eher gut“. Danach folgen Sachsen (82,3 Prozent), Thüringen (79,8 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (79,0 Prozent).

Am schlechtesten schneidet Schleswig-Holstein in der Umfrage mit einer Zufriedenheit von 67,3 Prozent ab. Nur wenig besser sind das Saarland (70,5 Prozent), Bremen (71,0 Prozent) und Hamburg (72,1 Prozent). In Nordrhein-Westfalen wird die Infrastruktur von 75,6 Prozent als eher gut bewertet, in Niedersachsen sind es 79,8 Prozent und in Berlin 75,1 Prozent.

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