Hannover. TUI-Deutschland-Chef Marek Andryszak erklärt, welche Ziele 2019 bei Urlaubern beliebt sind – und wer sich beim Buchen sputen sollte.

Weihnachten ist gerade vorbei, der Sommer noch fern. Doch wer seinen idealen Urlaub buchen möchte, sollte sich zügig darum kümmern. Vor allem wer mit Kindern reist und zu bestimmten Zeiten von bestimmten Flughäfen abfliegen will, sollte sich früh entscheiden.

„Die heiße Buchungsphase ist im Januar, Anfang Februar“, sagt Marek Andryszak, Chef von TUI Deutschland, der deutschen Tochtergesellschaft des größten europäischen Reiseanbieters TUI. Für die Osterzeit könne es bei manchen Zielen jetzt schon eng werden.

TUI-Chef: „Die Türkei erlebt einen Boom“

Im laufenden Tourismusjahr, es beginnt traditionell im Oktober, ist Spanien wieder besonders gefragt, allerdings etwas weniger als im sehr starken vergangenen Jahr, wie Andryszak sagt. Dafür erlebe die Türkei – nach einer Schwächephase – einen regelrechten Boom.

„Wenn es so weiterläuft wie bisher, werden wir sehr nah am besten Türkei-Jahr aller Zeiten sein.“ Für Ägypten, auch sehr gefragt, sei es ohnehin schon das beste Jahr überhaupt.

Sechs Millionen Deutsche reisten mit 2018 mit TUI

In beiden Ländern hatte der Tourismus in vergangenen Jahren unter Anschlägen gelitten. Offenbar stört die Urlauber auch nicht, dass in der Türkei Präsident Recep Tayyip Erdogan mit harter Hand autokratisch regiert und in Ägypten praktisch das Militär die Macht übernommen hat.

TUI-Deutschland-Chef Marek Andryszak.
TUI-Deutschland-Chef Marek Andryszak. © TUI Deutschland | TUI Deutschland

TUI Deutschland ist im TUI-Konzern neben der britischen die wichtigste Ländertochter. Sie brachte 2018 mehr als sechs Millionen Deutsche in den Urlaub. „Im laufenden Jahr wollen wir die Zahl wieder knacken“, sagt Andryszak. Das sind die Urlaubsvorlieben der Deutschen.

Spanien-Urlaub könnte etwas günstiger werden

Trotz der steigenden Nachfrage rechnet der TUI-Deutschland-Chef insgesamt nicht mit höheren Preisen. Spanien werde vielleicht tendenziell etwas günstiger, die Türkei minimal teurer. Das Land sei vor allem wegen seines unschlagbaren Preis-Leistungs-Verhältnisses so beliebt.

Für 1000 Euro pro Person und Woche erhalte der Urlauber sehr hohe Qualität bei Zimmer, Verpflegung, Service. Das ist einmalig.“ In Ägypten sei der Preis noch einmal niedriger, bei ebenfalls gutem Angebot.

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    Große Spannbreite bei Urlaubskosten

    Wie viel der Urlaub 2019 kosten kann, hängt vom Urlauber selbst ab. „Sie können für 300, 400 Euro pro Woche und Person auf Mallorca Urlaub machen, Sie können aber auch 2500 Euro ausgeben. Hotel direkt am Strand oder dritte Reihe? Kleines oder großes Zimmer, keine Verpflegung, Frühstück oder All-inclusive? Sie entscheiden.“

    Spanien, Türkei, Ägypten – alles große Touristenziele, aber hat Andryszak nicht ein paar Geheimtipps? „Wir sind einfach ein Großanbieter. Unsere Kunden suchen in der Mehrzahl nicht nach Geheimtipps, sondern nach einem guten Preis-Leistungsverhältnis und nach einem tollen Urlaub vor Ort.“

    Also im Wesentlichen Sonne, Sand, Meer satt plus immer mehr Aktivitäten und Exkursionen. Das bietet der Konzern mit Hotels und Kreuzfahrtschiffen.

    AIDAnova wird zur Nordsee überführt

    Das neue Kreuzfahrtschiff AIDAnova hat am Montag seinen Weg von der Meyer Werft in Papenburg über die Ems in Richtung Nordsee angetreten.
    Das neue Kreuzfahrtschiff AIDAnova hat am Montag seinen Weg von der Meyer Werft in Papenburg über die Ems in Richtung Nordsee angetreten. © dpa | Mohssen Assanimoghaddam
    Das mit Flüssiggas betriebene Schiff legte am Abend in Papenburg ab.
    Das mit Flüssiggas betriebene Schiff legte am Abend in Papenburg ab. © dpa | Mohssen Assanimoghaddam
    om Ufer aus beobachteten Schiffsfans das schwierige Manöver auf dem engen Fluss.
    om Ufer aus beobachteten Schiffsfans das schwierige Manöver auf dem engen Fluss. © dpa | Mohssen Assanimoghaddam
    Das Großereignis wurde auch medial begleitet: Übertragungswagen des Norddeutschen Rundfunks (NDR) stehen hinter dem Hafenbecken der Meyer Werft.
    Das Großereignis wurde auch medial begleitet: Übertragungswagen des Norddeutschen Rundfunks (NDR) stehen hinter dem Hafenbecken der Meyer Werft. © dpa | Mohssen Assanimoghaddam
    Eigentlich hatte die AIDAnova bereits am Montagmorgen starten sollen, doch wegen zu niedrigen Wasserstandes war das Ablegen auf den Abend verschoben worden.
    Eigentlich hatte die AIDAnova bereits am Montagmorgen starten sollen, doch wegen zu niedrigen Wasserstandes war das Ablegen auf den Abend verschoben worden. © dpa | Mohssen Assanimoghaddam
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    TUI-Chef: Müssen Onlinebuchung bekannter machen

    Doch TUI will mehr, die Gewohnheiten der Deutschen ändern sich, andere Anbieter drängen in den Markt. „Flexibilität wird immer wichtiger. Es geht nicht mehr nur um drei Wochen Urlaub im Sommer. Der Kunde will vielleicht nur zwei Wochen ans Meer, dafür aber noch drei Städte-Kurztrips im Jahr machen“, sagt Andryszak. Den einen Urlaub buche er pauschal, die anderen wolle er individuell gestalten.

    Um hier richtige Angebote machen zu können, muss TUI seine Kunden besser kennenlernen als bisher, was mit einer tief greifenden Änderung des Geschäftsmodells einhergeht. Der Konzern entwickelt sich vom klassischen Reiseveranstalter, der Urlaube organisiert, hin zu einem Betreiber von Hotels und Kreuzfahrtschiffen.

    Der nächste Schritt: „Künftig werden wir ein Digitalunternehmen“, sagt Andryszak. Schon jetzt biete das Unternehmen mehr als 100.000 Hotels an, weltweit. Die könne man natürlich auch im Internet buchen. „Bisher ist das aber noch nicht bekannt genug, daran müssen wir arbeiten.“

    Deutsche buchen noch immer viel im Reisebüro

    Etwas bremst den Wandel: Die im Vergleich mit anderen westeuropäischen Staaten wenig verbreitete Digitalisierung und bisher begrenzte Begeisterung der Deutschen für die neuen Möglichkeiten. Deutschland sei das Land mit dem stärksten Offline-Vertrieb. Mehr als 80 Prozent der Reisen werden im Reisebüro verkauft. Die Zahl der Onlinebuchungen wachse jedoch überproportional.

    Bei tui.com gab es 2018 ein Plus von 30 Prozent. „Polen, Briten, Niederländer, alle sind deutlich weiter als wir“, sagt der TUI-Deutschland-Chef. Der Deutsche informiere sich zwar online, buche aber im Reisebüro.

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      TUI eröffnet Reisebüros, um an Daten zu kommen

      Die Nachteile: Die Strukturen sind nicht für Digitalisierung aufgestellt, das Unternehmen weiß deshalb nicht viel über die Kunden. Viele Daten lägen beim Reisebüro, sagt Andryszak.

      Das Unternehmen hat deshalb inzwischen gut 500 eigene Reisebüros eröffnet, die Technik im Hintergrund der neuen digitalen Zeit angepasst. Inzwischen interessierten sich auch andere Reisebüros für die Technik, die sie schneller und flexibler mache. Und TUI Zugang zu den Daten gewährt.

      Wissen, was der Kunde will, wird immer wichtiger

      Mit denen will TUI das Angebot für die Kunden verbessern. Aus dem Reiseverhalten der Vergangenheit lässt sich erkennen, was den Kunden vielleicht noch interessieren könnte, mehr Strand, mehr Städtereisen, andere Regionen und welche Zusatzangebote interessant sind.

      Denn im klassischen Geschäft mit der Bündelung von Flug und Hotel sind die Margen gering. „Markteintrittsbarriere null, Wettbewerbsintensität extrem, Bindung des Kunden an die Marke sehr schwierig, Marge herausfordernd“, formuliert es Andryszak.

      TUI wetteifert mit Booking.com um Kunden

      Eine Lösung neben starken Angeboten wie Nur-Erwachsenen-Hotels oder besonderer Urlaub mit Kindern oder Robinson Club: Zusatzangebote und mehr Service. Etwa Ausflugsmöglichkeiten, die der Kunde per App übermittelt bekommt und auch mit wenigen Klicks buchen kann. „Da passgenaue Angebote zu machen, geht erst, wenn ich weiß, wer reist wie warum und mit wie vielen Kindern.“

      Dass TUI mit einer eigenen Buchungsplattform in Konkurrenz tritt zu etablierten Vermittlern wie Booking.com aus den Niederlanden und dem US-Konzern Airbnb, sieht Andryszak sportlich. „In Städten ist Booking vielleicht überlegen, das ist aber nicht unser Kerngeschäft. Am Mittelmeer sind wir deutlich besser, nicht nur in der Angebotsbreite, sondern auch bei den Preisen.“

      TUI garantiere einem Hotelier, 100 Zimmer oder das gesamte Haus zu füllen. Entsprechend gebe es Rabatt, den das Unternehmen im Verkaufspreis weitergeben könne. „Am Mittelmeer wird das ein ordentliches Armdrücken, in Städten versuchen wir aufzuschließen.“