Auch Sparkassen starten schnelle Sofortzahlungen in Deutschland. Dadurch können Online-Einkäufe beschleunigt werden. Was sind Vorteile?

Zeit ist Geld. Seit November sind in Europa Überweisungen von Konto zu Konto binnen Sekunden technisch möglich. Bislang bot in Deutschland nur die HypoVereinsbank (HVB) solche Echtzeitüberweisungen – sogenannte Instant Payments – an. Von diesem Dienstag an folgen die meisten der 385 Sparkassen mit ihren etwa 50 Millionen Kunden.

Experten versprechen sich dadurch einen Schub für den Zahlungsverkehr. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu dem neuen Verfahren.

Was heißt Echtzeit?

Bislang ist es in der Bankenbranche üblich, Überweisungen zu sammeln und dann stapelweise abzuarbeiten. Auch Aufträge, die Kunden online einstellen, werden in der Regel erst mit Zeitverzug ausgeführt. Bei Instant Payments versprechen die Anbieter, dass das Geld binnen zehn Sekunden von einem Konto auf das andere Konto übertragen wird.

Zahlungsdienstleister, die Instant-Überweisungen anbieten, müssen rund um die Uhr und jeden Tag im Jahr für die Abwicklung dieser Zahlungen erreichbar sein, so die Bundesbank. Bislang gilt jedoch noch eine Obergrenze von 15.000 Euro für Instant-Payments-Zahlungen.

Seit wann gibt es Instant Payments?

In Europa sind seit dem 21. November 2017 die „SCT Inst“ genannten schnellen Überweisungen möglich. Noch am selben Tag testete die zum italienischen Unicredit-Konzern gehörende HVB das System.

„Als wir unsere erste Transaktion von Deutschland nach Italien in 2,5 Sekunden abgewickelt haben, waren wir schon stolz“, erinnert sich Gerhard Bystricky, der bei der HVB führend für die Produktentwicklung im Zahlungsverkehr zuständig ist. „Auch heute werden mehr als 95 Prozent der Instant-Payments-Überweisungen in weniger als drei Sekunden durchgeführt.“

Welche Vorteile bietet das Verfahren?

Sparkassen wollen Zahlungen deutlich beschleunigen.
Sparkassen wollen Zahlungen deutlich beschleunigen. © dpa | Ole Spata

Anders als bei einer Papierüberweisung oder einer herkömmlichen Online-Überweisung weiß man direkt, ob das Geld angekommen ist. Denn die empfangende Bank muss eine Bestätigung ausstellen. Wer zum Beispiel sein altes Auto privat verkauft, muss bisher das Risiko einkalkulieren, dass der Käufer nicht bezahlt. Würde das Geschäft via Echtzeitzahlung abgewickelt, hätte der Verkäufer direkt die Gewissheit, dass das Geld auf seinem Konto gelandet ist. Auch wer online shoppt, hat Vorteile: Je schneller der Händler das Geld hat, umso schneller wird die Ware verschickt.

Welche Banken machen noch mit?

In Deutschland war die HVB lange alleine auf weiter Flur, denn die Teilnahme an dem Verfahren ist für Banken freiwillig. Somit waren die Nutzungsmöglichkeiten von Instant Payments eingeschränkt: Denn Echtzeitzahlungen funktionieren nur, wenn auch die Bank des Empfängers diese anbietet. Die Beteiligung der Sparkassen erweitert die Möglichkeiten deutlich.

„Das ist ein ganz wesentlicher Schritt für den deutschen Markt“, meint Accenture-Experte Oliver Hommel. Für einen echten Durchbruch von Instant Payments wäre es notwendig, dass die anderen Banken und Bankengruppen nachziehen. Die Volks- und Raiffeisenbanken wollen die technischen Voraussetzungen bis Ende November schaffen, 2019 soll es dann für deren Kunden losgehen.

Wie sieht es in Europa aus?

Auch da ist noch Luft nach oben. Nach einer Übersicht von EBA Clearing aus dem Juni bieten aktuell 22 Institute in zwölf Ländern Instant Payments an. Der Zahlungsverkehrsraum Sepa (Single Euro Payments Area), der Überweisungen, Lastschriften und Kartenzahlungen grenzüberschreitend standardisieren und so beschleunigen soll, umfasst 34 Länder mit insgesamt 4200 Zahlungsdienstleistern: Neben den 28 EU-Staaten sind Island, Liechtenstein, Norwegen, die Schweiz, Monaco und San Marino dabei.

Was kostet der neue Service?

Das hängt vom Kontomodell ab. Je nach Kontomodell zahlen Kunden bei der Berliner Sparkasse 25 Cent oder 55 Cent pro Schnellüberweisung.

Was passiert, wenn es Probleme gibt?

Banken versichern, dass es bei Instant Payments wie bei einer herkömmlichen Überweisung möglich ist, irrtümlich transferierte Beträge zurückzuholen. „Wenn ein falscher Betrag eingetippt wird, ist das Geld erst mal weg. In einem solchen Fall kann der Kunde dann aber einen normalen Überweisungsrückruf machen“, sagt HVB-Mann Bystricky. (dpa)