Berlin . Wieso macht der BR nicht beim Rechercheverbund von NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung“ mit? Der Indentant hat dazu eine klare Ansicht.

Der Rechercheverbund von NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung (SZ)“ ist, wenn es um investigative Recherchen geht, eine der besten Adressen im deutschsprachigen Journalismus.

Ob Panama Papers oder Paradise Papers, ob VW-Abgasskandal oder Exklusivgeschichten zum Whistleblower Edward Snowden – das vom ehemaligen „Spiegel“-Chefredakteur Georg Mascolo geleitete Team ist stets ganz vorne dabei. Gefühlt gibt es kaum eine Ausgabe der 20-Uhr-„Tagesschau“, in der nicht über eine neue Enthüllung des Rechercheverbunds berichtet wird.

Eine höchst interessante Meinung zu dem Zusammenschluss hat der ARD-Vorsitzende Ulrich Wilhelm, der auch Intendant des Bayerischen Rundfunks (BR) ist. Vor dem Hamburger Presseclub sagte er jetzt, auch der BR „hätte die Chance gehabt“, bei dem Rechercheverbund, „dabei zu sein“. Er selbst habe sich aber „dagegen ausgesprochen“.

Es hätte „eine zu große Unwucht, in der Medienlandschaft“ gegeben, wenn auch sein Sender sich dem Verbund angeschlossen hätte: „Die Durchschlagskraft wäre zu groß“. Auch ein Zusammenschluss von „ARD und ,Süddeutscher Zeitung‘“ sei „undenkbar“. Die Ballung von zu viel Medienmacht sei „nicht klug“.

Schon länger gibt es Kritik am Verbund von NDR, WDR und „SZ“

Wilhelms Worte sind bemerkenswert, weil es schon lange Kritik an dem Zusammenschluss der besten Rechercheure von NDR, WDR und der „SZ“ gibt. 2015 reichte der Verband Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT) Rechtsaufsichtsbeschwerde gegen den Rechercheverbund bei der nordrhein-westfälischen Staatskanzlei ein, der Aufsichtsbehörde des WDR.

Die Privatsender warfen ihm Wettbewerbsverzerrung zugunsten der „SZ“ vor. Die Aktivitäten der Recherchevereinigung seien nicht vom öffentlich-rechtlichen Auftrag der ARD-Anstalten gedeckt. Die Beschwerde hatte zur Folge, dass das WDR-Gesetz geändert wurde, das Zusammenschlüsse wie den Verbund nun erlaubt.

Auch Wilhelm hält den Rechercheverbund für rechtens. Er sei „keine verkappte Finanzierung einer Zeitung“ mit Gebührengeldern. Allerdings machte er auch deutlich, dass er von einer „punktuellen Zusammenarbeit“ zwischen öffentlich-rechtlichen Anstalten und privaten Printmedien mehr hält als von einem festen Zusammenschluss.

Newsletter von Gabor Steingart beginnt

Mit einer vergleichsweise kleinen Mannschaft wird der ehemalige Geschäftsführer der Handelsblatt Media Group (HMG), Gabor Steingart, diesen Montag sein seit Februar angekündigtes Morning Briefing starten.

Dem Medienmanager gehen nur zwei fest angestellte Mitarbeiter zur Hand: Neben der ehemaligen internationalen Koordinatorin der englischsprachigen „Handelsblatt“-Ausgabe „Global Edition“, Chelsea Spieker, über deren Wechsel wir berichtet hatten, ist dies Steingarts letzter Assistent bei der HMG. Unterstützt wird das Trio von mehreren freien Mitarbeitern.

Auf nennenswerte Hilfe seines ehemaligen Arbeitgebers, bei dem er kurioserweise immer noch unter Vertrag steht, darf Steingart aber nicht hoffen. Zwar hatte es in einer Pressemitteilung der DvH Medien, der Muttergesellschaft der HMG, vom 9. Februar geheißen, Steingarts Newsletter werde auch „an die mittlerweile rund 700.000 Abonnenten“ des „Handelsblatt“ Morning Briefing „herausgegeben“. Eine solche Vereinbarung zwischen der Verlagsgruppe und Steingart gibt es wohl schon seit ein paar Jahren.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Aber mittlerweile ist klar, dass eine Weitergabe der Abonnentendaten an den einstigen „Handelsblatt“-Geschäftsführer aus Datenschutzgründen unzulässig ist. Das hat Steingart erst kürzlich via Twitter bestätigt: Es gäbe „keine ,Mitnahme‘ von Daten, sondern nur ein Neu-Anmelden“, schrieb er.

Offenbar spricht Steingart mit der Gruppe darüber, ob sie ersatzweise seinen Newsletter in ihren Medien bewirbt. Es ist aber unwahrscheinlich, dass es dazu bis Montag eine Einigung gibt.