Frankfurt/Peking. Die Vereinigten Staaten starten einen Handelsstreit mit China um Waschmaschinen und Solarmodule – mit Folgen für die Exportwirtschaft.

Bei den deutschen Traditionsunternehmen Bosch und Miele hat die Nachricht Besorgnis ausgelöst: Pünktlich zum Beginn des Weltwirtschaftsforums im Schweizer Bergort Davos macht US-Präsident Donald Trump ernst mit seiner „America First“-Strategie und hat angekündigt, auf alle importierten Waschmaschinen und Solarmodule drastische Strafzölle zu verhängen.

Der US-Präsident wettert seit Monaten gegen die Chinesen und wirft ihnen unfaire Handelspraktiken vor. Tatsächlich treffen Trumps Einfuhrzölle nicht nur die Waschmaschinen- und Solarmodulhersteller aus Fernost, sondern aus allen Ländern.

Deutsche Firmen sind verunsichert

Bei Solarmodulen verlangen die USA künftig Strafzölle zwischen 20 und 30 Prozent, bei Waschmaschinen sogar bis zu 50 Prozent. Führende deutsche Unternehmen reagieren verunsichert auf die neue Lage.

Man nehme die Entscheidung der US-Regierung zur Kenntnis, heißt es vorsichtig bei Bosch. Zum Konzern gehört das Unternehmen BSH, das Haushaltsgeräte der Marken Bosch und Siemens herstellt. Man werde „beobachten, wie sich diese mittelfristig auf unser Exportgeschäft in die USA auswirkt“, sagt ein Sprecher des Unternehmens. Derzeit sei BSH nicht betroffen, weil es keine Waschmaschinen aus europäischer Produktion in den USA verkaufe.

Demonstrationen gegen Trump am Rande des Weltwirtschaftsforums

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    Miele verkauft in den USA derzeit vor allem Staubsauger

    Unter anderem auf Waschmaschinen ist auch die Firma Miele spezialisiert. Rund 900.000 Geräte hat das Unternehmen im vergangenen Jahr produziert – davon mehr als 95 Prozent am deutschen Stammsitz des Unternehmens in Gütersloh. Miele geht nach eingehender Prüfung derzeit davon aus, dass deutsche Waschmaschinen nicht unter die neuen Zollbestimmungen fallen – zunächst.

    „Wäre dies anders und käme es tatsächlich zu einem Aufschlag von 20 Prozent, würde dies den Absatz unserer Waschmaschinen in den USA naturgemäß erschweren“, sagte Firmensprecher Carsten Prudent. Miele verkaufe in den USA derzeit vor allem Staubsauger und Kücheneinbaugeräte. Miele-Waschmaschinen ließen sich dort nur schwer absetzen, weil Amerikaner in der Regel andere Größen und Bauarten bevorzugten.

    Doch wer weiß, welche Produkte als nächstes mit Strafzöllen belegt werden könnten, wenn die USA ihre protektionistische Wirtschaftspolitik fortsetzen? US-Handelsminister Wilbur Ross hat bereits angekündigt, auch auf Polyesterprodukte und Edelstahl Strafzölle zu erheben. Sollte die US-Regierung wie angedroht die Maßnahmen auf importierte Autos und Maschinen ausweiten, wäre nahezu die gesamte deutsche Exportindustrie betroffen.

    Elektroverband sieht US-Maßnahmen mit Sorge

    Man beobachte die Entwicklungen genau, heißt es bei Miele. Denn rund 70 Prozent des Umsatzes generiert Miele nach eigenen Angaben durch Exporte in andere Länder. „Protektionistische Maßnahmen schaden auf Dauer allen Beteiligten“, sagt Sprecher Prudent. Das sieht auch der deutsche Zentralverband Elektrotechnik- und Elektroindustrie (ZVEI) so. Die protektionistischen Maßnahmen der USA betrachtet der Verband mit Sorge.

    „Hier einseitig vorzugehen birgt ein hohes Risiko“, sagt Andreas Gontermann, ZVEI-Chefvolkswirt, in Frankfurt. „Andere könnten zu Vergeltungsmaßnahmen herausgefordert werden“, sagte er am Rande eines Branchentreffens. „Am Ende könnten ein Vergeltungswettlauf und eine Abwärtsspirale stehen – von der wären dann alle negativ betroffen.“

    Trump sieht USA benachteiligt

    Noch sei zwar kein größerer wirtschaftlicher Schaden durch die protektionistischen Maßnahmen entstanden, sagt Gontermann, das könne sich aus Sicht des Verbandes aber ändern – und damit die Elektroindustrie insgesamt treffen. „Wir müssen als Exportnation dafür sorgen, dass wir weiter offene Märkte haben“, unterstrich ZVEI-Geschäftsführer Klaus Mittelbach.

    „Auch kleine Schritte in die entgegengesetzte Richtung sind sehr schädlich.“ US-Präsident Trump ist jedoch generell der Ansicht, die USA würden beim internationalen Handel benachteiligt. Trumps Handelsbeauftragter Robert Lighthizer sagte, US-Firmen hätten „erhebliche Schäden“ erlitten. Die Regierung werde die amerikanischen Arbeiter verteidigen.

    Trumps Politik schwört Handelskrieg herauf

    Noch richten sich die Maßnahmen vor allem gegen China. Denn das Handelsdefizit der USA gegenüber China ist kräftig gestiegen. Es lag im Dezember bei 33,5 Milliarden Dollar (27,3 Milliarden Euro) – so hoch wie noch nie in einem Monat. In einem Telefonat mit Chinas Staatspräsidenten Xi Jinping kündigte Trump vergangene Woche an, die Zollschranken für China zu verstärken. Chinas Handelministerium warnte prompt vor massiven Beeinträchtigungen des gesamten Welthandels.

    Kollateralschäden nimmt die US-Regierung schon jetzt in Kauf. So sind auch die südkoreanischen Hersteller Samsung und LG von den Strafzöllen betroffen. Südkoreas Handelsminister Kim Hyun Chong kündigte an, sich bei der Welthandelsorganisation WTO zu beschweren. Es drohen wechselseitige Strafzolleskalationen. Die USA selbst könnte ein Handelskrieg teuer zu stehen kommen. „Zölle führen dazu, dass Einfuhren und Produkte in den USA verteuert werden und die Konsumenten sich weniger Produkte leisten können“, warnte Bundesfinanzminister Peter Altmaier (CDU).