Menlo Park. Für das „Wohlbefinden“: Facebook plant radikale Änderungen. Beiträge von Freunden werden wichtiger als die von Unternehmen und Medien.

Facebook-Nutzer werden künftig prominenter Beiträge von Freunden und Familie statt von Unternehmen, Medien und politischen Gruppen zu sehen bekommen. Damit solle das weltgrößte Online-Netzwerk wieder stärker auf das ursprüngliche Ziel ausgerichtet werden, persönliche Verbindungen zu ermöglichen, schrieb Gründer und Chef Mark Zuckerberg in einem Facebook-Beitrag in der Nacht zum Freitag.

„Ich ändere das Ziel für unsere Produkt-Teams: Statt sich darauf zu konzentrieren, ihnen beim Finden relevanter Inhalte zu helfen, sollen sie Ihnen helfen, bedeutsamere soziale Beziehungen zu haben“, erklärte Zuckerberg.

Gut für das Wohlbefinden

Ein Grund für die Änderungen sei auch, dass laut Studien Kontakte über soziale Medien mit Menschen, die einem wichtig seien, gut für das Wohlbefinden sein könnten. „Andererseits kann das passive Lesen von Beiträgen oder das Anschauen von Videos - selbst wenn sie unterhaltsam oder informativ sind - nicht so gut sein.“ Facebook fühle eine Verantwortung dafür, dass Dienste des Netzwerks gut für das Wohlbefinden seien, schrieb Zuckerberg.

Das ist Facebook-Gründer Mark Zuckerberg

Mark Zuckerberg hat es vom Studienabbrecher zu einem der einflussreichsten Menschen der Welt gebracht. Wir zeigen sein Leben in Fotos.
Mark Zuckerberg hat es vom Studienabbrecher zu einem der einflussreichsten Menschen der Welt gebracht. Wir zeigen sein Leben in Fotos. © imago/Agencia EFE | imago stock&people
Mark Elliot Zuckerberg wurde am 14. Mai 1984 im US-Bundesstaat New York geboren. Mark Zuckerbergs Erfolg hängt mit der Gründung des sozialen Netzwerks Facebook zusammen. Zuckerberg und seine Kommilitonen programmierten das Studentenverzeichnis während des Studiums an der Harvard University in Massachusetts. Als Gründungsjahr von Facebook gilt 2004.
Mark Elliot Zuckerberg wurde am 14. Mai 1984 im US-Bundesstaat New York geboren. Mark Zuckerbergs Erfolg hängt mit der Gründung des sozialen Netzwerks Facebook zusammen. Zuckerberg und seine Kommilitonen programmierten das Studentenverzeichnis während des Studiums an der Harvard University in Massachusetts. Als Gründungsjahr von Facebook gilt 2004. © imago/ZUMA Press | imago stock&people
Nicht zuletzt wegen des wachsenden Erfolges von Facebook ließ Zuckerberg sein Studium schleifen. Stattdessen wurde unter anderem mit dem Investor Matt Cohler über den Ausbau des Netzwerkes nachgedacht. Das Foto stammt aus dem Jahr 2005.
Nicht zuletzt wegen des wachsenden Erfolges von Facebook ließ Zuckerberg sein Studium schleifen. Stattdessen wurde unter anderem mit dem Investor Matt Cohler über den Ausbau des Netzwerkes nachgedacht. Das Foto stammt aus dem Jahr 2005. © imago/ZUMA Press | imago stock&people
Mit dem Umzug von der Ostküste nach Kalifornien waren die Studienambitionen Zuckerbergs wohl vollständig begraben. Der neue Sitz von Facebook war ab Juni 2004 in Palo Alto.
Mit dem Umzug von der Ostküste nach Kalifornien waren die Studienambitionen Zuckerbergs wohl vollständig begraben. Der neue Sitz von Facebook war ab Juni 2004 in Palo Alto. © imago/ZUMA Press | imago stock&people
Was zunächst als lokales Verzeichnis von Harvard-Studenten begonnen hatte, wuchs nach der Gründung 2004 rasant. Diese Aufnahme zeigt die Facebook-Version von 2007.
Was zunächst als lokales Verzeichnis von Harvard-Studenten begonnen hatte, wuchs nach der Gründung 2004 rasant. Diese Aufnahme zeigt die Facebook-Version von 2007. © imago/ZUMA Press | imago stock&people
Im Jahr 2008 war Zuckerberg längst nicht mehr nur in den USA ein gefragter Mann. Bei einer Reise nach Deutschland entstand dieses Foto anlässlich eines Interviewtermins in Berlin.
Im Jahr 2008 war Zuckerberg längst nicht mehr nur in den USA ein gefragter Mann. Bei einer Reise nach Deutschland entstand dieses Foto anlässlich eines Interviewtermins in Berlin. © imago stock&people | imago stock&people
Doch sowohl in Interviews wie auch durch eigene Posts von Zuckerberg wird wenig über die Person Mark Zuckerberg oder die Unternehmenskultur von Facebook bekannt.
Doch sowohl in Interviews wie auch durch eigene Posts von Zuckerberg wird wenig über die Person Mark Zuckerberg oder die Unternehmenskultur von Facebook bekannt. © REUTERS | STEPHEN LAM
Der Film „The Social Network“ porträtiert den Unternehmen 2010 detailliert. Im Film wirkt Zuckerberg jedoch zeitweise wie ein fast soziopathischer Unternehmer, dem wenig an seinen Mitarbeitern liegt. Gespielt wird Zuckerberg von Jesse Eisenberg.
Der Film „The Social Network“ porträtiert den Unternehmen 2010 detailliert. Im Film wirkt Zuckerberg jedoch zeitweise wie ein fast soziopathischer Unternehmer, dem wenig an seinen Mitarbeitern liegt. Gespielt wird Zuckerberg von Jesse Eisenberg. © imago stock&people | imago stock&people
In den folgenden Jahren scheint sich das öffentliche Bild von Mark Zuckerberg jedoch zu ändern. Vor allem Auftritte wie eine Diskussionsrunde mit US-Präsident Barack Obama im Jahr 2011 verschafften ihm Bekanntheit auch bei Menschen, die Facebook selbst nicht nutzen.
In den folgenden Jahren scheint sich das öffentliche Bild von Mark Zuckerberg jedoch zu ändern. Vor allem Auftritte wie eine Diskussionsrunde mit US-Präsident Barack Obama im Jahr 2011 verschafften ihm Bekanntheit auch bei Menschen, die Facebook selbst nicht nutzen. © imago stock&people | imago stock&people
Im Jahr 2011 zog Zuckerbergs Firma nach Menlo Park in Kalifornien um.
Im Jahr 2011 zog Zuckerbergs Firma nach Menlo Park in Kalifornien um. © imago/ZUMA Press | imago stock&people
Ein Jahr später ging das Unternehmen an die Börse.
Ein Jahr später ging das Unternehmen an die Börse. © imago stock&people | imago stock&people
Berufliches und Privates scheint Mark Zuckerberg bewusst nicht getrennt zu haben. Seine ältere Schwester Randi war bis August 2011 unter anderem Sprecherin von Facebook. Nach dem Ausstieg produzierte sie vor allem Formate für TV-Sender und andere Plattformen. Neben Randi hat Mark Zuckerberg noch zwei weitere Schwestern: Donna und Arielle.
Berufliches und Privates scheint Mark Zuckerberg bewusst nicht getrennt zu haben. Seine ältere Schwester Randi war bis August 2011 unter anderem Sprecherin von Facebook. Nach dem Ausstieg produzierte sie vor allem Formate für TV-Sender und andere Plattformen. Neben Randi hat Mark Zuckerberg noch zwei weitere Schwestern: Donna und Arielle. © imago stock&people | imago stock&people
Seit Mai 2012 ist Mark Zuckerberg verheiratet. Die Nachricht über die Hochzeit mit Priscilla Chan teilte der Unternehmer natürlich auf Facebook. Das Paar hat zwei Töchter – August und Maxima. Gemeinsam mit seiner Frau betreibt Mark Zuckerberg eine Stiftung, die sich unter anderem für die Bekämpfung von Krankheiten einsetzt.
Seit Mai 2012 ist Mark Zuckerberg verheiratet. Die Nachricht über die Hochzeit mit Priscilla Chan teilte der Unternehmer natürlich auf Facebook. Das Paar hat zwei Töchter – August und Maxima. Gemeinsam mit seiner Frau betreibt Mark Zuckerberg eine Stiftung, die sich unter anderem für die Bekämpfung von Krankheiten einsetzt. © imago stock&people | imago stock&people
Nach dem abgebrochenen Studium 2004 erhielt Marc Zuckerberg im Mai 2017 doch noch einen akademischen Titel. Die Präsidenten der Harvard University überreichte Zuckerberg einen Ehrentitel.
Nach dem abgebrochenen Studium 2004 erhielt Marc Zuckerberg im Mai 2017 doch noch einen akademischen Titel. Die Präsidenten der Harvard University überreichte Zuckerberg einen Ehrentitel. © imago/UPI Photo | MATTHEW HEALEY
Bei solchen Auftritten und Treffen mit Staats- und Regierungschefs wirkt Zuckerberg mittlerweile schon wie ein Experte. Schon bei einem Treffen mit dem damaligen französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy im Jahr 2011 war nichts mehr zu sehen vom zuvor schüchternen IT-Nerd.
Bei solchen Auftritten und Treffen mit Staats- und Regierungschefs wirkt Zuckerberg mittlerweile schon wie ein Experte. Schon bei einem Treffen mit dem damaligen französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy im Jahr 2011 war nichts mehr zu sehen vom zuvor schüchternen IT-Nerd. © imago stock&people | imago stock&people
Hier ist Mark Zuckerberg mit Russlands Premierminister Dimitri Medwedew im Jahr 2012 zu sehen. Beobachter vermuten mittlerweile, dass hinter Zuckerbergs politischem Interesse mehr steht.
Hier ist Mark Zuckerberg mit Russlands Premierminister Dimitri Medwedew im Jahr 2012 zu sehen. Beobachter vermuten mittlerweile, dass hinter Zuckerbergs politischem Interesse mehr steht. © imago stock&people | imago stock&people
So vermuten einige, dass der Facebook-Chef solche Treffen zur Routine werden lassen will. Ihm werden Ambitionen auf das Amt des US-Präsidenten nachgesagt. Bis dahin trifft Zuckerberg aber weiter als Privatmann auf Personen wie Papst Franziskus. Verschmerzen dürfte es Zuckerberg: Er ist einer der fünf reichsten Privatmänner der Welt.
So vermuten einige, dass der Facebook-Chef solche Treffen zur Routine werden lassen will. Ihm werden Ambitionen auf das Amt des US-Präsidenten nachgesagt. Bis dahin trifft Zuckerberg aber weiter als Privatmann auf Personen wie Papst Franziskus. Verschmerzen dürfte es Zuckerberg: Er ist einer der fünf reichsten Privatmänner der Welt. © imago/Independent Photo Agency Int. | imago stock&people
Doch nicht alles scheint im Lot: Der politische Druck auf Facebook wächst, nachdem im März 2018 publik wurde, dass sich die umstrittene britische Analysefirma Cambridge Analytica Zugang zu Daten von Millionen Facebook-Nutzern verschaffte. Sie steht im Verdacht, die US-Präsidentenwahl Ende 2016 zugunsten von Donald Trump beeinflusst zu haben. Zuckerberg gibt sich demütig und hat erklärt, das Vertrauen der Nutzer sei verletzt worden. In einem CNN-Interview fügte er dann  eine Entschuldigung hinzu: „Das war ein grober Vertrauensbruch und es tut mir sehr leid, dass das passiert ist.“
Doch nicht alles scheint im Lot: Der politische Druck auf Facebook wächst, nachdem im März 2018 publik wurde, dass sich die umstrittene britische Analysefirma Cambridge Analytica Zugang zu Daten von Millionen Facebook-Nutzern verschaffte. Sie steht im Verdacht, die US-Präsidentenwahl Ende 2016 zugunsten von Donald Trump beeinflusst zu haben. Zuckerberg gibt sich demütig und hat erklärt, das Vertrauen der Nutzer sei verletzt worden. In einem CNN-Interview fügte er dann eine Entschuldigung hinzu: „Das war ein grober Vertrauensbruch und es tut mir sehr leid, dass das passiert ist.“ © dpa | Marcio Jose Sanchez
Am 10. April 2018 musste sich Zuckerberg den Fragen zum Facebook-Datenskandal vor dem US-Kongress in Washington stellen. Dutzende Fotografen waren anwesend. Die Anhörung wurde sogar im Fernsehen live übertragen.
Am 10. April 2018 musste sich Zuckerberg den Fragen zum Facebook-Datenskandal vor dem US-Kongress in Washington stellen. Dutzende Fotografen waren anwesend. Die Anhörung wurde sogar im Fernsehen live übertragen. © dpa | Ting Shen
Es war eine einfache Frage, mit der US-Senator Dick Durbin den Wert der Privatsphäre an Zuckerberg persönlich demonstrierte. „Mister Zuckerberg, würden Sie sich wohl damit fühlen, uns mitzuteilen, in welchem Hotel Sie die vergangene Nacht verbracht haben?“, fragte der 73-jährige Demokrat aus Illinois in der zweiten Stunde der Anhörung. „Um... Äh...“, entgegnete der überraschte Tech-Milliardär und schien kurz zu überlegen, ob er die Frage beantworten soll, bevor er sie vorsichtig lächelnd mit einem „Nein“ quittierte.
Es war eine einfache Frage, mit der US-Senator Dick Durbin den Wert der Privatsphäre an Zuckerberg persönlich demonstrierte. „Mister Zuckerberg, würden Sie sich wohl damit fühlen, uns mitzuteilen, in welchem Hotel Sie die vergangene Nacht verbracht haben?“, fragte der 73-jährige Demokrat aus Illinois in der zweiten Stunde der Anhörung. „Um... Äh...“, entgegnete der überraschte Tech-Milliardär und schien kurz zu überlegen, ob er die Frage beantworten soll, bevor er sie vorsichtig lächelnd mit einem „Nein“ quittierte. © REUTERS | LEAH MILLIS
Der 34-Jährige räumte beim Thema Datensicherheit schwere Fehler ein. Zuckerberg musste aber kaum Federn lassen. Die Angriffslust vieler Senatoren wurde von mangelnder Sachkenntnis gebremst. Und dem Facebook-Chef blieb viel Raum für Ausweichmanöver.
Der 34-Jährige räumte beim Thema Datensicherheit schwere Fehler ein. Zuckerberg musste aber kaum Federn lassen. Die Angriffslust vieler Senatoren wurde von mangelnder Sachkenntnis gebremst. Und dem Facebook-Chef blieb viel Raum für Ausweichmanöver. © REUTERS | LEAH MILLIS
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Die Beiträge von Unternehmen und Medien sollen zudem danach priorisiert werden, „ob sie bedeutungsvolle Interaktionen ermutigen“. Mit anderen Worten sollen Inhalte, zu denen sich ein Nutzer und seine Freunde äußern, höher im Newsfeed platziert werden. Dabei wird Facebook mit Hilfe seiner Algorithmen versuchen, vorherzusagen, über welche Beiträge man sich wohl austauschen wollen werde.

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Radikaler Einschnitt für Unternehmen und Medien

Das bedeutet, dass Beiträge von Facebook-Seiten zwar grundsätzlich weiterhin den Weg in den Newsfeed finden werden – aber bevorzugt, wenn sich der Freundeskreis darüber austauscht. Zugleich können die Inhalte-Anbieter Platz im Nachrichtenstrom der Nutzer über Facebooks Anzeigenplattform kaufen.

Für viele Unternehmen und Medien dürften die Änderungen einen radikalen Einschnitt bedeuten. Facebook hatte in den vergangenen Jahren im Gegenteil versucht, verstärkt zur Plattform für Medieninhalte zu werden. Die Zahl der Anzeigeplätze im Newsfeed werde nicht erhöht, sagte Facebook-Manager John Hegeman der dpa.

Damit wäre es denkbar, dass der Schritt den Wettbewerb um vorhandene Werbeslots anheizt. Zugleich können Nutzer selbst in den Einstellungen dafür sorgen, dass die Beiträge von Seiten, denen sie folgen, ganz oben im Newsfeed auftauchen - und damit die Änderung aushebeln.

Zuckerberg: Menschen werden weniger Zeit bei Facebook verbringen

Er rechne damit, dass mit den Änderungen Menschen weniger Zeit bei Facebook verbringen würden, räumte Zuckerberg ein. „Aber ich erwarte auch, dass die bei Facebook verbrachte Zeit wertvoller sein wird.“ Damit werde die Entscheidung auf lange Sicht auch für das Geschäft gut sein. „Wir müssen das System neu fokussieren“, sagte der Facebook-Chef der „New York Times“.

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    Facebook-Manager Hegeman bestritt, dass die Änderungen zur sogenannten „Filterblase“ führen könnte - einer Situation, bei der ein Nutzer von Algorithmen nur Inhalte angezeigt bekommt, die zu seinen Ansichten passen. „Es stimmt zwar, dass die Leute mehr Freunde haben, die mit ihnen einer Meinung sind.“ Zugleich hätten aber die meisten Nutzer so viele Freunde bei dem Netzwerk, dass man unterm Strich verschiedenen Ansichten ausgesetzt werde.

    Hegeman erklärte auch, hinter dem Schritt stecke kein Versuch, politische Kontroversen um Facebook-Inhalte zu entschärfen. Das Online-Netzwerk war vor allem nach dem US-Präsidentschaftswahlkampf 2016 für die Ausbreitung gefälschter Nachrichten auch über dubiose Facebook-Seiten kritisiert worden. (dpa)