Berlin. Viele Deutsche bringen ihr Bargeld nicht mehr zur Bank – sondern lassen es zu Hause. Das ist auch eine Folge der Niedrigzinspolitik.

Die Deutschen lieben ihr Bargeld. Ob in Scheinen oder Münzen, mehr als jeder zweite Bürger (53,3 Prozent) hat bis zu 300 Euro Bargeld zu Hause. Sieben Prozent horten mehr als 1000 Euro in ihrem Heim, jeder Sechste (17,1 Prozent) 300 bis 999 Euro und eine Minderheit von 1,8 Prozent sogar mehr als 10.000 Euro. Dies hat eine TNS-Emnid-Befragung im Auftrag der Postbank ergeben, die dieser Zeitung vorliegt. Befragt wurden 1000 Personen über 16 Jahre.

Höhere Summen über 10.000 Euro werden vor allem von 50- bis 59-Jährigen zu Hause aufbewahrt. Dies trifft vor allem auf Ostdeutsche zu, von denen 4,8 Prozent angeben, mehr als 10.000 Euro zu bunkern. Unter Westdeutschen sind es nur 1,2 Prozent. Bei den 16- bis 29-Jährigen gibt wiederum jeder zehnte Befragte an, mehr als 1000 Euro in bar zu Hause aufzubewahren. Dies sei ein Spitzenwert unter allen Altersklassen, so die Studie.

Folge der jahrelangen Niedrigzinspolitik

„Dass Sparer viel Bargeld zu Hause verwahren, ist auch eine Folge der jahrelangen Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank“, meint Marco Bargel, Chefvolkswirt der Postbank. Für private Haushalte lohne es sich bei ausbleibenden Zinserträgen kaum noch, ihr Geld auf einem Sparkonto zu halten. Gleichzeitig liebten die Deutschen Bares.

In kaum einem anderen Land ist der Anteil derjenigen, die ihre Einkäufe überwiegend bar bezahlen, so hoch wie hier. Die Kriminalpolizei warnt jedoch davor, große Mengen Bargeld zu Hause zu haben, steigt doch die Zahl der Einbrüche besonders in den Wintermonaten stark an.

Optimistischer Blick in die Zukunft

Insgesamt blicken die Bundesbürger angesichts ihrer Finanzen wieder optimistischer in die Zukunft. 58,3 Prozent sind zuversichtlich, dass sich ihre finanzielle Situation positiv entwickeln wird – im Vorjahr waren es nur 52,4 Prozent. Auch der Anteil der Pessimisten sank in der aktuellen Umfrage von 29,8 Prozent im Vorjahr auf nur noch 24,2 Prozent.

Jeder Sechste ist wiederum unentschieden, ob er seine finanzielle Zukunft positiv oder negativ einstuft. „Dass immer mehr Deutsche optimistisch in die Zukunft blicken, ist kein Wunder“, meint Bargel. Die deutsche Wirtschaft befinde sich in einem lang anhaltenden, kräftigen Aufschwung. „Hiervon profitieren durch steigende Beschäftigung und höhere Löhne auch Arbeitnehmerhaushalte.“

Deutlich mehr Westdeutsche als Ostdeutsche bewerten ihre Zukunft positiv

Der Optimismus unterscheidet sich teils deutlich nach Wohnort, Familienstand und Haushaltseinkommen. So bewerten 60,6 Prozent der Westdeutschen ihre finanzielle Zukunft positiv, während es im Osten nur 47,5 Prozent sind. Auch Familien mit vier Personen sind oft optimistischer (66,9 Prozent) als Alleinlebende (50,5 Prozent).

Je höher der Bildungsstand und das Haushaltseinkommen, desto größer die Zufriedenheit. 69,9 Prozent mit einem Einkommen von 2500 Euro und mehr blicken zuversichtlich nach vorn, bei geringeren Einkommen liegt die Quote nur bei 49,4 Prozent.

Niedrigste Jugendarbeitslosigkeit in der EU

„Alleinstehende mit Kindern haben ein höheres Armutsrisiko als Menschen, die in einer Partnerschaft leben“, sagt Bargel. Eine Einkommensquelle reiche häufig nicht aus, um den Grundbedarf eines Haushaltes zu decken. Unterdessen könnten junge Menschen positiv in die Zukunft zu schauen, sagt der Chefvolkswirt.

Deutschland habe unter allen EU-Staaten mit Abstand die niedrigste Jugendarbeitslosigkeit. „Aufgrund der demografischen Entwicklung werden junge Arbeitskräfte in den kommenden Jahren gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben.“