Berlin. Glamour im Bundestag: Multimillionär Maschmeyer musste im U-Ausschuss zu umstrittenen Aktiengeschäften aussagen. Und gab sich naiv.

Es kommt selten vor, dass Menschen mit Glamour-Faktor im Bundestag zu Besuch sind. Leute, die sonst auf den Seiten der Klatschpresse auftauchen, verirren sich eher nicht ins deutsche Parlament. An diesem Donnerstag aber hat Carsten Maschmeyer, ehemaliger Versicherungsverkäufer, Multimillionär und Ehemann der Schauspielerin Veronica Ferres, hier einen Auftritt. Vor der Tür des Saals E400, schräg gegenüber vom Reichstag, haben sich die Fernsehkameras aufgereiht; die Plätze für die Zuschauer reichen kaum aus.

Maschmeyer sagt als Zeuge aus in einem Untersuchungsausschuss. Der Bundestag will aufklären, wie es zu dubiosen Aktiengeschäften kam, bei denen der Staat geschröpft wurde. Es geht um Investmentfonds, deren Geschäftsidee darauf basierte, dass sich Anleger vom Finanzamt mehr Kapitalertragsteuer erstatten ließen, als sie zuvor gezahlt hatten.

Wie konnte das passieren?

Diese „Cum-Ex-Geschäfte“ sind zwar inzwischen gestoppt, aber bis es soweit war, vergingen mehr als zehn Jahre. Dem Steuerzahler soll ein Schaden von insgesamt zehn Milliarden Euro entstanden sein. Es ist ein Finanzskandal erster Güte, der direkt unter den Augen der Finanzbehörden ablief. Die Fragen, die der Ausschuss klären soll, sind einfach: Wie konnte das passieren? Und: Warum hat die Politik so lange gebraucht, bis das Geschäftsmodell tot war?

Maschmeyer hat selbst in einen solchen dubiosen Investmentfonds investiert, jedenfalls deutet viel darauf hin. Er soll den Abgeordneten berichten, wie es dazu kam und was er über das Geschäftsmodell wusste. Um es vorwegzunehmen: Maschmeyer wusste nichts, jedenfalls behauptet er das. Er finde solche Fonds „schlicht unmoralisch“, verkündete er schon öffentlich. Maschmeyer fühlt sich als Opfer.

Maschmeyer will Dokumente zur Verfügung stellen

Trotzdem ist der 57-Jährige ein guter Zeuge. Er fühlt sich von seinem Geschäftspartner, der Schweizer Privatbank Safra Sarasin, betrogen. Maschmeyer hat viel Energie darauf verwendet, sein Geld wiederzubekommen. Er hat Anzeige gegen die Bank erstattet, er hat sie verklagt. Er will mit dem Ausschuss kooperieren und ihm Gutachten und Dokumente zur Verfügung stellen.

Befragung von Maschmeyer im Untersuchungsausschuss

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    Die Geschichte, die der Multi-Millionär im Bundestag erzählt, hätte sich kein Drehbuchautor besser ausdenken können: 2010 investiert Maschmeyer zunächst fünf Millionen Euro in einen Fonds der Sarasin-Bank, dann noch einmal zehn Millionen Euro. Schließlich legen seine beiden Söhne, er selbst, seine ehemalige und seine jetzige Ehefrau und der Fußballtrainer Mirko Slomka insgesamt 40 Millionen Euro bei der Bank an. „Veronica, mach Dir keine Sorgen“, habe Bankerbe Eric Sarasin seiner Frau bei einem Treffen im Fußballstadion gesagt. Das sei eine sichere Anlage. Auch ihm selbst habe Sarasin den Fonds angepriesen. Es könne nichts schief gehen. Alles todsicher.

    „Die Geld-zurück-Garantie hat mir gereicht“

    Das Stichwort „Cum-Ex“ sei nie gefallen. Unterlagen zu den Investmentfonds habe er nie bekommen, sagt Maschmeyer. 40 Millionen Euro und nichts Schriftliches? Der Ausschuss staunt über das Geschäftsgebaren eines Mannes, der Bücher darüber schreibt, wie man Millionär wird und in einer Fernsehsendung Unternehmensgründern auf die Beine hilft.

    Dieser Mann will keine Informationen über die Anlagestrategie eines millionenschweren Fonds gehabt haben? Die Geld-zurück-Garantie von Sarasin habe ihm gereicht, sagt Maschmeyer. Oder in seinen Worten: „Das ist so, als wenn mir Herr Daimler sagt: Kannst dich ins Auto setzen, da ist ein Airbag drin.“ Das Versprechen auf acht bis zehn Prozent jährliche Rendite sei realistisch gewesen.

    40 Millionen Euro – plötzlich teilweise verschwunden

    Als Maschmeyer seine 40 Millionen Euro dann tatsächlich wiederhaben wollte, war ein Teil plötzlich „verschwunden“. Er habe bei Sarasin Druck gemacht, sei immer wieder vertröstet worden – und als er mit juristischen Konsequenzen drohte, habe er Drohbriefe erhalten. Schließlich einigte man sich außergerichtlich. Seitdem sind Sarasin und Maschmeyer verfeindet.

    Grünen-Finanzpolitiker Gerhard Schick, der den Untersuchungsausschuss initiiert hatte, setzt bei der weiteren Aufklärung nun auf Maschmeyers Dokumente. Man werde weiter aufklären. Eines aber sei sicher: Ein Teil der Milliarden, die dem Staat abhanden kamen, sei endgültig weg.