Mülheim. Der Tengelmann-Eigentümer gibt den Konkurrenten und den Gewerkschaften 14 Tage Zeit für eine Lösung. Wichtige Fragen und Antworten.

Drei Stunden lang saßen die Handelsbosse von Edeka, Tengelmann und Rewe am Donnerstagabend in Frankfurt zusammen. Doch die Gespräche endeten ohne eine Lösung für die verlustreiche Supermarktkette Kaiser’s Tengelmann. Immerhin: Die angedrohte Zerschlagung der Kaiser’s-Filialen ist noch nicht entscheiden.

Nach der Sitzung des Aufsichtsrates gab Tengelmann-Eigentümer Karl-Erivan Haub bekannt, dem „runden Tisch“ mit Konkurrenten und Gewerkschaften noch zwei Wochen Zeit zu geben, um eine Lösung zu finden. Scheitern die Verhandlungen, soll sofort mit dem Einzelverkauf der Filialen begonnen werden.

Wie kam es zu der Hängepartie?

Tengelmann will seine Supermarktkette an Edeka verkaufen. Das Kartellamt untersagte die Fusion am 1. April 2015. Daraufhin erteilte Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) am 12. Januar 2016 unter Auflagen eine Ministererlaubnis. Rewe, Markant und Norma klagten dagegen. Das Oberlandesgericht Düsseldorf gab ihnen recht. Der Fall liegt nun beim Bundesgerichtshof, der am 15. November entscheiden will, ob er die Beschwerden gegen den Fusionsstopp zulassen wird.

Kann Edeka die Kaiser’s-Filialen doch übernehmen?

Der Verkauf des kompletten Unternehmens an Edeka wäre die Lösung, bei der die wenigsten Mitarbeiter ihren Job verlieren würden. Gabriel hatte in seiner Sondererlaubnis zahlreiche Auflagen wie Sicherung von Jobs formuliert. Auch die Zentrale in Mülheim sowie die Verwaltung samt Fleischwerk und Logistikzentrum in Viersen müsste aufrechterhalten werden.

Doch um die Sondererlaubnis gerichtlich durchzuboxen, würden nach Schätzung von Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub weitere zwei Jahre vergehen, die seine Supermarktkette finanziell nicht verkraften würde. Außerdem müssten Rewe, Markant und Norma ihre Klagen zurückziehen.

Welche Rolle spielt Rewe?

Auch Rewe-Chef Alain Caparros hat signalisiert, dass er Teile der Supermarktkette übernehmen würde. Um Rewe die Rücknahme der Klage schmackhaft zu machen, könnte Edeka mit der Zusage winken, ihrerseits nicht gegen die beantragte Übernahme von 200 Coop-Supermärkten in Norddeutschland durch Rewe vor Gericht zu ziehen.

Ob sich die Wettbewerber die Kaiser’s-Filialen aufteilen können, entscheidet das Bundeskartellamt. Die Wettbewerbshüter hatten in ihrer Untersagung am 1. April 2015 deutlich gemacht, dass Edeka nur rund ein Drittel der damals 450 Kaiser’s-Tengelmann-Filialen übernehmen dürfe. Sonst entstünde in bestimmten Regionen eine Übermacht, unter der Kunden durch höhere Preise und Lieferanten aufgrund der noch größeren Marktmacht Edekas leiden würden.

Das gelte auch für den möglichen Erwerber Rewe. Zumal in etlichen Stadtteilen der Metropolen Berlin, München und Düsseldorf sowie einigen Markträumen in Oberbayern und Nordrhein-Westfalen Kaiser’s Tengelmann aus Sicht des Kartellamts der stärkste Wettbewerber von Edeka und Rewe ist.

Welche Konsequenzen hätte die Zerschlagung?

Die Handelskonzerne würden sich in NRW die lukrativsten Filialen herauspicken. Es wird spekuliert, dass danach 3000 der 4000 Beschäftigten auf der Straße stehen werden. Für sie müsste Tengelmann einen teuren Sozialplan aushandeln. In Berlin und München, gibt es dem Unternehmen zufolge viele Interessenten für den Kauf der Filialen.