Die Entscheidung für eine Anlageform ist nicht einfach: In turbulenten Zeiten bleiben Aktien unsicher, Versicherungsrenditen niedrig.

Hamburg. Wer in diesen Tagen Geld anlegen will, hat es nicht leicht. Nach der kräftigen Erholung des Deutschen Aktienindexes (DAX) stürzte gestern das Kursbarometer erneut um fünf Prozent ab. Mit seiner Ankündigung einer Volksabstimmung über das Sanierungspaket hat der griechische Ministerpräsident Giorgos Papandreou für große Verunsicherung gesorgt. Sollte man nur noch in Tages- und Festgeld anlegen oder bieten sich jetzt auch Chancen am Aktienmarkt? Das Abendblatt hat drei Investments für Geldanleger unter die Lupe genommen.

Aktien

Innerhalb der vergangenen sechs Wochen ist der Deutsche Aktienindex (DAX) um 25 Prozent gestiegen, um jetzt wieder einen Teil seiner Gewinne abzugeben. "Über die weitere Entwicklung ist kaum eine seriöse Prognose möglich", sagt Jochen Intelmann, Chefvolkswirt der Haspa. Gemessen an den Gewinnen der Unternehmen sei zwar ein höherer DAX-Stand als aktuell möglich, aber man müsse immer wieder mit negativen Überraschungen durch die Staatsschuldenkrise wie jetzt das Athener Referendum rechnen.

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So denkt auch Intelmanns Kollege Carsten Klude, Chefvolkswirt des Hamburger Bankhauses M.M.Warburg & CO. "Beim Schuldenabbau der Euro-Staaten sehen wir noch keinerlei Fortschritte." Es bleibe bisher bei einem Herumdoktern an den Symptomen. Auch bei den Konjunkturerwartungen bleibt der Experte vorsichtig. "Viele Analysten rechnen 2012 noch mit steigenden Gewinnen bei den DAX-Firmen. Das halten wir für zu optimistisch", sagt Klude.

Solche Einschätzungen sprechen nicht gerade für einen Einstieg am Aktienmarkt. Doch Ulrich Stephan, Chefanlagestratege der Deutschen Bank, hält dagegen: "Aktien werden gute Renditechancen bieten, wenn sich die Konjunkturperspektiven wieder aufhellen." Er rät zu Unternehmen, die sich durch stabile und hohe Dividenden auszeichnen. In der Tat sind damit - unabhängig von der Kursentwicklung - attraktive Renditen von bis zu knapp acht Prozent möglich. Allerdings ist das nur für risikobereite Anleger geeignet. Wer jetzt in die Deutsche Telekom investiert, erhält im nächsten Frühjahr 70 Cent je Aktie. Gemessen am aktuellen Aktienkurs entspricht das einer Dividendenrendite von 7,9 Prozent. Während die Deutsche Telekom ihre Ausschüttung für das nächste Jahr schon garantiert hat, beruhen die übrigen Dividenden in der Tabelle noch auf Schätzungen der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). "Die Ausschüttungen beziehen sich auf das Geschäftsjahr 2011, und das ist gut gelaufen", sagt Frank Klumpp von der LBBW. Deshalb rechnen die Experten der Bank sogar noch mit Dividendenerhöhungen, etwa bei Daimler von 1,85 auf 2,00 Euro oder BASF von 2,20 auf 2,35 Euro. "Wenn es im nächsten Jahr sehr schlecht läuft, könnten die Unternehmen auf eine Erhöhung verzichten", beschreibt Klumpp das Risiko für Anleger. Aber auch dann wären die Ausschüttungen noch attraktiv. Bei den Energiekonzernen ist eine Kürzung der Dividende in den Schätzungen schon berücksichtigt.

Sparbriefe

Zwar gab es in den letzten Wochen eine Aufwärtsbewegung bei Tages- und Festgeld, aber es ist offen, ob sich dieser Trend fortsetzt. Es kann deshalb lohnen, sich die jetzigen, längerfristigen Zinsen von bis zu vier Prozent zu sichern. Das ist immerhin ein deutlicher Aufschlag gegenüber den besten Tagesgeldzinsen in Höhe von 2,7 Prozent. Sicher geht, wer sein Geld auf verschiedene Zeiträume aufteilt. "Länger als drei Jahre sollte man sich aber nicht binden", rät Edda Castelló von der Verbraucherzentrale Hamburg. Denn die Zinsen für eine vierjährige Anlage sind nur geringfügig höher als für eine dreijährige Anlage. Bei den besten Anbietern wie der Bank of Scotland oder IKB direkt gibt es für vier Jahre 4,1 Prozent Zinsen pro Jahr.

Schon 2012 könnten die Zinsen wieder sinken. "Die sich abschwächende Konjunktur spricht nicht für steigende Zinsen", sagt Intelmann. "Wir rechnen damit, dass die Europäische Zentralbank (EZB) im Frühjahr oder Sommer die Zinsen wieder senkt. Denn viele südeuropäische Euro-Staaten drohen in eine Rezession zu rutschen."

Sinkende Leitzinsen der EZB werden dann auch die Sparer zu spüren bekommen. Bisher profitierten die Sparer auch vom Misstrauen der Banken untereinander. Sie liehen sich gegenseitig kaum noch Geld und waren deshalb verstärkt auf die Gelder der Sparer angewiesen. Mit der vom Euro-Gipfel beschlossenen Kapitalaufstockung der Banken wird sich auch diese Situation entspannen.

Lebensversicherungen

Daran werden Sparer zunächst kaum bei einer Geldanlage denken. Doch die Gefahr ist groß, dass die Verbraucher in diesen Tagen von ihren Vertretern noch zu einem Abschluss gedrängt werden. "Sichern Sie sich noch den höheren Garantiezins", werben Versicherungen. Richtig ist, dass der Garantiezins für Lebens- und Rentenversicherungen im nächsten Jahr von 2,25 auf 1,75 Prozent sinkt. Die Regierung will die Assekuranzen damit vor zu hohen Zinsversprechen bewahren, die sie später nicht halten können. "Wir erwarten einen regen Schlussverkauf, warnen aber vor einem voreiligen Abschluss", sagt Thorsten Rudnik vom Bund der Versicherten. "Denn das lohnt auch bei 2,25 Prozent kaum."

Der Zins wird nur auf den Sparanteil der Versicherungsprämie gutgeschrieben. Nach Einschätzung der Verbraucherzentrale Hamburg sind das nur 70 Prozent des Beitrages. "Wer sparen will, findet bei Banken bessere Angebote", sagt Edda Castelló von der Verbraucherzentrale Hamburg. Zwar gibt es zur Garantieverzinsung noch eine Überschussbeteiligung. Beides zusammen brachte den Versicherten in diesem Jahr eine durchschnittliche Rendite von 4,1 Prozent. Aber auch dieser Wert bezieht sich nur auf den Sparanteil. "Die Überschussbeteiligung ist nicht garantiert und wird oft drastisch reduziert", sagt Castelló. Auch die langen Laufzeiten von 20 oder 30 Jahren sprechen gegen Lebensversicherungen. Castelló: "Wer vorher aussteigt, verliert sehr viel Geld, wie viele unserer Beratungsfälle zeigen."