Berlin. Der Anteil der Akademiker unter deutschen Landwirten hat sich vervierfacht. Die Anzahl der Agrar-Studenten steigt immer weiter an.

Größere Betriebe, internationaler Wettbewerb: Deutschlands Landwirtschaft wandelt sich dramatisch, die Anforderungen an die Hofbesitzer steigen. Und auch die Qualifikation der Landwirte hat in den vergangenen Jahren zugenommen, wie eine Untersuchung für das Forum Moderne Landwirtschaft zeigt. Danach hat sich die Zahl der selbstständigen Landwirte mit Studium in den vergangenen fünf Jahren auf ungefähr 40.000 vervierfacht. Das entspricht einem Anteil von deutlich über zehn Prozent der rund 370.000 selbstständigen Landwirte.

Angetrieben wird der Trend zum akademischen Bauern unter anderem durch die moderne Technik. So nutzen manche Betriebe bereits Drohnen, um gezielter Schädlinge auf den Feldern bekämpfen zu können, Trecker fahren autonom und satellitengesteuert über Äcker, manch Milchbetrieb nutzt inzwischen vollautomatische Futter- und Melkanlagen, komplett mit Massierroboter für die Kühe.

Hightech und Agrar-Business

Gleichzeitig sind Höfe heute komplizierte Wirtschaftsbetriebe mit hohem Kapitaleinsatz. Die Verbindung aus Hightech und Geld erfordert aus Sicht von Michael Schmitz vom Institut für Agrarpolitik und Marktforschung der Universität Gießen kluge Köpfe. „Die interdisziplinäre Verbindung zwischen Business und Naturwissenschaften übt auf Studenten eine große Faszination aus.“

Der Untersuchung zufolge wird die Zahl der Agrarwissenschaftsstudenten im Wintersemester 2015/16 um 1,92 Prozent auf 17.670 steigen. 15 Jahre zuvor waren es erst 8817 Studenten. Die Zahlen hat das Statistikunternehmen Statista im Auftrag des Forums ermittelt. Im Forum sind Verbände und Unternehmen der Agrarbranche sowie Landwirte zusammengeschlossen.

Bauernpräsident rechnet mit weiterem Einkommensrückgang

Eines bleibt allerdings auch in diesem Jahr gleich: Die Landwirte klagen. Vor dem Deutschen Bauerntag, der am Mittwoch in Hannover beginnt, berichtet die Branche von drastischen Einbußen – das zweite Jahr in Folge. „Eine Trendwende ist im Moment nicht in Sicht“, sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied.

„Wir befürchten, dass wir in diesem Jahr je nach Produktionsrichtung nochmals 15 bis 35, 40 Prozent Einkommensrückgang erleiden müssen.“ Die Branche belastet die niedrigen Milchpreise. Und auch die Ernte soll eher durchschnittlich ausfallen.