Berlin. Um Vermögen aufzubauen, setzen die deutschen Sparer vor allem auf Wohnimmobilien. Für das Alter legen immer weniger genug Geld zurück.

In Deutschland sparen die Menschen viel zu wenig für die Zeit nach dem aktiven Berufsleben. 40 Prozent legen nichts für die Altersvorsorge zurück, heißt es im aktuellen Vermögensbarometer des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands. Im Vorjahr lag ihr Anteil noch bei 32 Prozent. Fast ein Viertel der Befragten spart sogar überhaupt nicht mehr. Auch hier gibt es eine steigende Tendenz, heißt es in der Erhebung. Vor allem Haushalte mit kleinem und mittlerem Einkommen gehören zu den Sparverweigerern für das Alter.

Die Zahlen hält Georg Fahrenschon, Präsident des Sparkassen- und Giroverbands, für dramatisch. „Der Anteil der Menschen ohne regelmäßige Altersvorsoge ist kontinuierlich steigend.“ Gelingt es nicht, die Menschen zum Sparen zu bewegen, droht eine Versorgungslücke. „Es lohnt sich den Euro nicht auszugeben, sondern zur Seite zu legen, um im Alter nicht in Armut aufzuwachen.“

Klagen über schlechte Rendite der Sparbücher

Mit dem Vermögensbarometer fragen die Sparkassen ab, wie in Deutschland gespart wird. Zwar interessieren sich die Deutschen nur mäßig für die Altersversorgung, doch insgesamt wird wieder mehr gespart. Die Sparquote liegt derzeit bei rund 9,5 Prozent. Laut Statistischem Bundesamt entspricht das mehr als 167 Milliarden Euro für das Jahr 2014. Ein neuer Rekordwert, heißt es beim Sparkassenverband. Und das trotz der niedrigen Zinsen.

Doch genau die Zinspolitik von Europäischer Zentralbank (EZB) und der US-Notenbank Federal Reserve bereitet den Sparern große Sorgen. Fast ein Drittel der Befragten klagt darüber, dass bewährte Geldanlagen wie das Sparbuch kaum noch Rendite bringen. Vor allem die kleinen und mittleren Einkommen leiden weit „überdurchschnittlich“ an den Mini-Zinsen. Die Griechenland-Krise oder die finanzschwachen Staaten in Europa sehen die wenigsten noch als Sorgenfaktor an.

Nur langsam werden Aktien interessant

Das Sparen wollen die Deutschen laut Erhebung auch künftig nicht aufgeben. Nur sieben Prozent wollen mehr Geld ausgeben. 19 Prozent kündigten sogar an, ihren Konsum einzuschränken. Das Geld soll am liebsten angelegt werden. Doch wie? Fast die Hälfte hält das klassische Sparbuch für nicht mehr geeignet. Nur langsam rücken Aktien als beliebte Anlageprodukte in den Mittelpunkt. 2014 konnten sich nur rund neun Prozent der Befragten vorstellen, in Wertpapiere zu investieren. In diesem Jahr sind es bereits 36 Prozent. Gefragt sind zudem Lebensversicherungen, aber auch Edelmetalle oder Festgeld-Konten.

Am beliebtesten sind jedoch nach wie vor Immobilien. Über die Hälfte der Befragten nutzt das Eigenheim zum Aufbau von Vermögen. Fahrenschon geht jedoch nicht davon aus, dass es zu einer Blase am Immobilienmarkt durch die privaten Haushalte kommt. Es seien eher internationale Investoren, die die Preise für Grundstücke und Häuser vor allem in den Ballungsräumen nach oben treiben würden.

Die Politik soll die Sparer unterstützen

Beim Thema Altersvorsorge appelliert der Sparkassen-Präsident nun an die Politik. „Sie muss sich mit dem Instrumentenkasten der staatlichen Vermögensförderung auseinandersetzen“, sagt Fahrenschon. Sparen und Vorsorge müssten viel stärker unterstützt werden, um im Alter nicht in große Schwierigkeiten zu geraten. Dazu gehört für ihn etwa die finanzielle Förderung beim Hausbau oder für das Wertpapier-Sparen. „Der Staat muss den Haushalten mit kleinerem und mittlerem Einkommen ein Signal geben, dass er sie bei der Altersvorsorge unterstützt.“