Deutscher Aktienindex überspringt erstmals die Marke von 11.000 Punkten. Was hat dazu geführt? Und wie geht es weiter?

Frankfurt Auf dieses Startzeichen zum Kaufen haben die Anleger am deutschen Aktienmarkt nur gewartet: In der Ostukraine soll am Wochenende eine Waffenruhe in Kraft treten und im griechischen Schuldenstreit bewegen sich die beiden Seiten aufeinander zu. Das lässt den deutschen Leitindex DAX am Freitag erstmals in seiner 27-jährigen Geschichte über die Marke von 11.000 Punkte springen, später fiel er aber wieder. Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen zur Rekordjagd des deutschen Börsenbarometers.

Was bewegt die Börsen?

Die Börse ist bestimmt von den internationalen Krisen auf der einen Seite sowie der Geldpolitik der Zentralbanken auf der anderen Seite. Mit der Annäherung in der Ukraine-Frage habe sich nun ein Punkt auf der Sorgenliste der Börsianer zunächst erledigt, sagt Andre Koppers vom Vermögensverwalter Oberbanscheidt & Cie. Spannend bleibe es in Griechenland. Insgesamt liefen die deutschen und europäischen Börsen in diesem Jahr klar besser als die Wall Street in New York. Sicher nutze auch der eine oder andere US-Investor den starken Dollar, um im Euro-Raum günstig Aktien zu kaufen.

Inwiefern befeuert Geld von den Notenbanken die Märkte?

Die Notenbanken sorgen bereits seit Jahren mit ihren niedrigen Leitzinsen sowie Kaufprogrammen dafür, dass die Party an den Börsen immer weitergeht. Zuletzt hatte die Europäische Zentralbank (EZB) am 22. Januar mit einer billionenschweren Geldspritze die Märkte euphorisiert und damit auch die Grundlage für den Sprung des DAX gelegt, der die 30 größten deutschen börsennotierten Unternehmen beinhaltet. „Der Aktienmarkt schwimmt im billigen Geld der Notenbanken nach oben“, sagt der Wertpapierexperte Ludwig Donnert von Orca Capital. Denn mit klassischen Schuldpapieren wie Staatsanleihen lässt sich wegen der mageren Zinsen kaum noch etwas verdienen – ebenso wenig wie mit Sparbuch und Tagesgeldkonto. Vielen Anlegern bleibt da nichts anderes übrig, als ihr gebunkertes Geld in die riskanteren Aktien zu stecken. Die hohe Nachfrage wiederum treibt die Kurse.

Bedeutet dies, dass es an den Börsen weiter aufwärts geht?

Ein weiterer Anstieg des deutschen Leitindex DAX in den Bereich von 11.500 Punkte sei ebenso möglich wie eine kräftige Korrektur auf 10.500 Punkte, sagt Christoph Geyer von der Commerzbank. Er sieht momentan zwar keinen Grund, warum es abwärts gehen sollte. Jedoch bereitet ihm die Sorglosigkeit der Marktteilnehmer gleichzeitig auch etwas Kopfzerbrechen. „Je länger der korrekturlose Anstieg dauert, umso heftiger dürfte ein Rückschlag dann ausfallen.“ Seinen letzten größeren Durchhänger hatte der DAX Anfang Januar, seitdem kletterte er um 17 Prozent.

Droht nicht langsam eine Blase?

Die Sorge bei den Experten vor einer Überhitzung der Aktienmärkte wächst in der Tat. „Die Rallye nimmt in ihrer Dynamik langsam verrückte Formen an“, sagt Daniel Saurenz von Feingold-Research. Der DAX ist für ihn mittlerweile deutlich überhitzt. Die Unternehmensgewinne in Europa müssten kräftig zulegen, um mit der Kursentwicklung Stand zu halten, sagt auch Sarah Brylewski vom Handelshaus Ayondo. Störfeuer könnten in diesem Jahr womöglich aus Asien kommen, wo das Wachstum merklich abkühle. Das könnte den DAX abstürzen lassen.