Der Aktienindex Dax steigt auf über 11.000 Punkte

Wir leben in verrückten Zeiten. Die Welt scheint aus den Fugen geraten, in der Ukraine droht trotz der mutigen Vermittlung durch Angela Merkel noch immer ein großer Krieg. Die Griechen haben einer Regierung zur Macht verholfen, die das Land an den Abgrund führt und jeden Tag ein Stück weitergeht. Und Europas Wirtschaft ächzt unter einer akuten Wachstumsschwäche, einer chronischen Reformverweigerung und einer latenten Deflation.

Normalerweise ist das ein Umfeld, in dem Aktien fallen. Unsicherheit galt stets als Gift für die Märkte, Deflation als gefährlich für Unternehmensgewinne. Heute ist alles anders, der Dax jagt von Rekordhoch zu Rekordhoch. In Deutschland herrscht Anlagenotstand: Durch die Euro-Krise und die Politik der Zentralbank sind klassische Staatsanleihen uninteressant geworden, sie rentieren sich kaum noch. Auch Sparbuch oder Sparbrief haben mit Minizinsen jeden Reiz verloren.

Großinvestoren wie Lebensversicherungen gehen deshalb seit Monaten verstärkt in Aktien und treiben damit weiter die Kurse. Selbst wenn die Notierungen nicht weiter steigen sollten, bieten Standardwerte wie die Deutsche Telekom, Allianz, BASF oder Siemens ihren Anteilseignern Dividendenrenditen von mehr als drei Prozent. Von den 30 größten Aktiengesellschaften schütten 29 Dividenden aus – die Hälfte von ihnen sogar mehr als zwei Prozent. Das minimiert das Risiko dramatischer Rückschläge. Natürlich bleiben Aktien Risikopapiere, aber mitunter überschätzen die Deutschen die Gefahr.

Wir sind ein Volk der gebrannten Kinder. Nun rächt sich, dass sich hierzulande nie eine Aktienkultur entwickelt hat und erst um die Jahrtausendwende viele wie von Sinnen auf einen fahrenden Zug aufgesprungen sind. Wer sich damals schnellen Reichtum versprach, wurde bitter enttäuscht. Jeder fünfte Deutsche hat schon einmal nennenswert mit Aktien verloren. Deshalb haben viele die jüngste Kursrallye verpasst. Nun kurzfristig und überhastet einzusteigen, birgt neue Risiken. Mittelfristig aber führt kein Weg an der Aktie vorbei.