Mieterverein: Höhe der Einsparungen hängt vom Zeitpunkt des Öleinkaufs ab.

Hamburg. In den nächsten Wochen und Monaten trudeln bundesweit bei Millionen von Mietern die Abrechnungen der Nebenkosten für 2014 ein – auch in Hamburg. Für die meisten dürfte das eine gute Nachricht sein: Das milde Wetter und die sinkenden Ölpreise lassen bei den Heizkosten eine Erstattung erwarten. Die Höhe der Einsparung gilt allerdings nicht für alle Haushalte in gleichem Maße. Am meisten verändert haben sich die Preise für Heizöl. Doch gerade deshalb kann die Abrechnung bei ölbeheizten Wohnungen sehr unterschiedlich ausfallen.

„Ausgerechnet die milde Witterung könnte einen Strich durch die Rechnung machen“, sagt Unternehmenssprecher Robert Woggon vom Energiedienstleister Techem. Zwar sind die Preise für Heizöl im vergangenen Jahr von mehr als 83 Euro im Juni auf weniger als 60 Euro zum Jahresende gefallen, bei einer Abnahme von 3000 Litern inklusive Mehrwertsteuer. Im Jahresdurchschnitt verringerte sich der Heizölpreis um 8,4 Prozent.

Doch die Vermieter berechnen keine Durchschnittspreise, sondern ihre realen Kosten, also was sie für das Heizöl bezahlt haben. Und so richtig nach unten gerauscht sind die Preise erst in den letzten Wochen und Monaten des Jahres 2014. „Wie an der Börse mit Aktien, so ist es auch für Vermieter schwierig, immer den günstigsten Zeitpunkt für den Kauf von Heizöl zu erwischen“, sagt der Vorsitzende des Mietervereins zu Hamburg, Eckard Pahlke, und zeigt durchaus Verständnis für das Problem.

Haben sich die Vermieter zwischen Januar und September mit Heizöl eingedeckt, würden ihre Mieter von den fallenden Preisen nicht viel merken. „Durch den witterungsbedingt geringeren Verbrauch war Heizöl möglicherweise länger als üblich in den Tanks der Wohnhäuser verfügbar“, heißt es auch bei Techem. Und das wäre dann Heizöl zu den Preisen des Vorjahres, als es noch teurer war. Dazu kommt der Einfluss des Wetters, der regional unterschiedlich ist und von Techem in langen Tabellen und Abrechnungsprotokollen erfasst wird.

Rechnet man nun den Einfluss von Wetter und Preisen zusammen, so konnte ein Mieter mit einer Ölheizung auf der Nordseeinsel Helgoland mit einem Minus von 29,3 Prozent bei den Heizkosten am meisten herausholen. Unter den größeren Städten kamen Düsseldorf, Mannheim und Frankfurt auf Einsparungen um die 27 Prozent. Für Hamburg beziffert Techem die Ersparnis auf 22,5 Prozent für Ölheizungen und 15,3 Prozent bei Gasheizungen.

„Durch den milden Winter und die gesunkenen Ölpreise erwarten wir für die Hamburger Haushalte eine durchschnittliche Entlastung der Heizkosten um 20 Prozent“, sagte Pahlke dem Abendblatt. Voraussetzung sei dafür allerdings, dass die Vermieter bereits zu einem günstigeren Zeitpunkt Heizöl gekauft haben. Im Schnitt betragen die Heizkosten in modernen Wohnungen in Hamburg ein Euro je Quadratmeter im Monat – für eine 70-Quadratmeter-Wohnung sind dies 70 Euro monatlich oder 840 Euro jährlich. In Altbauwohnungen mit hohen Räumen können die Kosten jedoch teurer sein. Generell rät Pahlke jedem Mieter: „Liegen die Kosten über einem Euro pro Quadratmeter, so sollte bei jedem Verbraucher die rote Lampe angehen. Dann kann durchaus ein Fehler vorliegen.“

Wer seine Wohnung mit Gas oder Fernwärme heizt, hat wiederum keine großen Änderungen zu erwarten. „Wir sehen bei Gas noch keinen Rückgang auf breiter Front“, sagt Unternehmenssprecher Florian Krüger von dem Vergleichsportal Verivox. Der früher einmal enge Zusammenhang zwischen dem Öl- und dem Gaspreis werde immer schwächer. Auch Pahlke vom Hamburger Mieterverein hat den Eindruck, dass die Preisanpassung vor allem dann schnell funktioniere, wenn die Preise steigen. „Wenn sie fallen, erfolgt die Preissenkung gefühlt erst mit mehrwöchiger Verzögerung.“ Dauerhaft können sich die Verbraucher ohnehin nicht auf günstiges Wetter und eine gute Preisentwicklung verlassen, so Techem-Sprecher Woggon. Eine Techem-Analyse habe gezeigt, dass der Energieverbrauch der Haushalte seit geraumer Zeit nicht mehr gesunken ist, sobald die Auswirkungen von wärmerem oder kälterem Wetter herausgerechnet sind. Vielmehr müsse Energieeffizienz im eigenen Heizungskeller beginnen.

Dennoch: Sollte der Ölpreis so niedrig bleiben wie im Moment, sind zumindest für das Jahr 2015 bei den Heizkosten Einsparungen von mehreren Hundert Euro pro Haushalt möglich. Mieter bekommen die Abrechnung aber erst 2016, und dafür hat der Vermieter bis Ende des Jahres Zeit.