Investition von fünf Millionen Euro. Senat stellt städtischen Fuhrpark teilweise auf Fahrzeuge mit Alternativantrieb um

Hamburg. Der Vorstandsvorsitzende des Hafenunternehmens Buss, Johann Killinger, und Vattenfall-Chef Pieter Wasmuth tun es bereits. Und Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) tut es bald auch – nämlich Dienstfahrten soweit möglich mit einem Elektroauto zu absolvieren. Die Hamburger Senatskanzlei werde in Kürze eines ihrer Dienstfahrzeuge durch einen BMW i3 ersetzen. Das Fahrzeug werde dann vom Chef der Senatskanzlei, Staatsrat Christoph Krupp, sowie dem Bürgermeister genutzt, kündigte ein Senatssprecher am Dienstag an. Hintergrund ist eine neue Richtlinie zur Beschaffung städtischer Fahrzeuge, die der Senat zuvor beschlossen hatte. Demnach soll der öffentliche Fuhrpark nur noch bei einer begründeten Ausnahmegenehmigung durch Fahrzeuge mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren ergänzt werden. Für den Rest gilt: E-Mobil. Und damit die Fahrzeuge auch immer genug Saft zum Fahren haben, hat der Senat auch gleich einen Masterplan zum Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge in Hamburg auf den Weg gebracht.

Derzeit stehen den Nutzern von Elektrofahrzeugen 138 Ladeplätze in Hamburg zur Verfügung, davon 100 im öffentlichen Straßenraum oder auf Park-and-ride-Plätzen. Ziel der SPD-Regierung ist es, dieses Angebot in zwei Jahren zu vervierfachen. Bis Mitte 2016 soll es 592 Ladeplätze geben. Und da pro Ladesäule in der Regel zwei Ladeplätze zur Verfügung stehen, müssen bis Mitte 2016 also 227 zusätzliche Standorte für öffentliche Elektrostecker geschaffen werden. Rund fünf Millionen Euro werden dazu benötigt. Die Stadt stellt 4,1 Millionen zur Verfügung, der Bund weitere 600.000. Der Rest des Geldes muss von privaten Anbietern aufgebracht werden, welche zur Kofinanzierung herangezogen werden.

„Wir müssen emissionsfreie Antriebe fördern, um die Luftbelastung zur besseren Lebensqualität in Hamburg zu reduzieren“, sagte Wirtschafts- und Verkehrssenator Frank Horch (parteilos) zur Begründung des Senatsbeschlusses. „Für künftige Nutzer von E-Autos setzen wir mit dem Ausbau der Ladeplätze ein wichtiges Signal, dass es sich lohnt, auf einen umweltverträglichen Elektroantrieb umzusteigen.“ Die Koordination für den Aufbau und Betrieb der Ladesäulen soll die städtische Stromnetz Hamburg GmbH übernehmen, die von Vattenfall gekauft worden ist. „Die Suche nach geeigneten Standorten erfolgt in enger Abstimmung mit den sieben Bezirken“, versprach Horch.

Die Zeiten umständlicher Abrechnungen sollen für die Nutzer der Ladestationen auch der Vergangenheit angehören. Wer auf öffentlichen Ladestrom zurückgreifen möchte, kann mit einem Stromvertrieb seiner Wahl einen Autostromvertrag abschließen und erhält dann eine Chipkarte, die er vor Ort nur noch in die Stromtanksäule stecken muss, um den Ladevorgang zu starten. Stromnetz Hamburg berechnet das Entgelt und schickt es mit einer Bearbeitungsgebühr an den Stromanbieter. Wer keinen festen Vertrag abschließen will, kann sich mit dem Smartphone über eine App an der Ladesäule anmelden. Der Nutzer erhält den Strom dann von einem vorgegebenen Lieferanten, mit dem die Stromnetz GmbH einen Versorgungsvertrag schließen wird.

Der Ausbau der Ladeinfrastruktur erfolge nicht nach Gutdünken, sondern dem Bedarf angepasst, betonte Peter Lindlahr, Geschäftsführer der städtischen Gesellschaft zur Förderung innovativer Antriebe hySolutions. Der Bedarf sei anhand der Beschaffungsinitiativen der Privatwirtschaft sowie der öffentlichen Förderprogramme ermittelt worden. Bestärkt sieht Lindlahr sich durch die jüngste Entwicklung. So sei die Nutzung der derzeitigen Ladestationen in den vergangenen Monaten um 40 Prozent nach oben geschnellt. Ein wenig Optimismus dürfte bei der Berechnung der künftigen Nutzer aber auch dabei gewesen sein: Derzeit rollen knapp 1000 Elektrofahrzeuge über Hamburgs Straßen. HySolutions rechnet bis Mitte 2016 mit einem Anstieg auf 4990. Gemessen am Gesamtaufkommen an Fahrzeugen wäre der Anteil dann aber immer noch im einstelligen Prozentbereich.

Um die Elektromobilität in der Hansestadt zusätzlich anzukurbeln, sollen die Behörden mit gutem Beispiel vorangehen. Der umweltfreundliche BMW des Bürgermeisters wird dabei nur Teil eines Programms zum vorrangigen Einsatz von Elektrofahrzeugen im städtischen Fuhrpark.

Eine Potenzialanalyse hat ergeben, dass bei der Ersatzbeschaffung neuer Fahrzeuge in diesem Jahr in 46 Fällen der Umstieg auf alternativ angetriebene Autos im städtischen Fuhrpark möglich ist. Zum Jahresende würden dann bereits mindestens 70 von 240 Behördenfahrzeugen einen Elektroantrieb haben. Laut Lindlahr ist die Umstellung wirtschaftlich vertretbar: „Die Anschaffung eines E-Mobils rechnet sich im Schnitt ab 6500 gefahrenen Kilometern im Jahr. Und das schaffen die Behördenfahrzeuge allemal.“

Kritik kommt von der FDP: Sie wirft dem SPD-Senat vor, nur Ankündigungsvorreiter zu sein. Wirklich kreative Ideen wie die von der FDP-Fraktion vorgeschlagene Nutzung von Laternen als Ladestationen hätten keine Chance.