Hamburgs Masterplan weist in die richtige Richtung

Die Elektromobilität spielt in der öffentlichen Wahrnehmung mehrheitlich noch immer eine untergeordnete Rolle. Zu Unrecht. Die Batterien in Elektrofahrzeugen werden immer leistungsstärker, Ladestationen sind inzwischen so optimiert, dass die Nachladezeit sich deutlich verkürzt – 30 Minuten, das ist vertretbar. Und auch das stärkste Argument gegen die Anschaffung eines E-Mobils, der hohe Preis, zieht nicht mehr, seitdem die Automobilkonzerne an deutlich billigeren Lösungen arbeiten, um von der Entwicklung nicht abgekoppelt zu werden. Ein ausschließlich elektrisch betriebener BMW kostet laut Listenpreis beispielsweise schon weniger als 35.000 Euro, das ist nicht viel mehr als eine 3er Limousine.

Jeder zehnte Schornsteinfeger in Hamburg fährt zu seinen Kunden mit einem E-Mobil. Pizzadienste nutzen E-Roller zur Auslieferung der Bestellungen. Und Formel-1-Star Nico Rosberg, der am vergangenen Wochenende den Rennsportfans wieder gezeigt hat, dass er nicht gerne hinterherfährt, hat sich einen Elektro-Smart angeschafft. Und dennoch wartet die Mehrheit der deutschen Autobesitzer immer noch ab. Ein Grund dafür ist die fehlende Infrastruktur. Deshalb ist es richtig, dass Hamburg jetzt die Initiative ergreift, um diese Zurückhaltung zu durchbrechen. Die Stadt gibt 4,1 Millionen Euro aus, um die Zahl der öffentlichen Ladestationen innerhalb von zwei Jahren zu vervierfachen. Ihr Argument: Weiß ein Autofahrer, dass er sein Fahrzeug in der Stadt verlässlich aufladen kann, verschafft ihm das einen zusätzlichen Anreiz, umzusteigen.

Natürlich spielt bei der Ermittlung des Bedarfs ein gewisser Zweckoptimismus eine Rolle. So gehen die städtischen Experten davon aus, dass sich die Zahl der Elektrofahrzeuge auf Hamburgs Straßen bis Mitte 2016 verfünffachen wird. Das mag etwas hoch gegriffen sein. Aber schon bei einer Verdreifachung des E-Mobil-Bestands hätten sich die Investitionen gelohnt, vor allem für Hamburgs Luft. Nicht nur, dass die batteriebetriebenen Autos keine Schadstoffe mehr ausstoßen. Die Energie, mit der sie an den Ladestationen gefüttert werden, ist reiner Ökostrom.