Reederei macht 173 Millionen Euro Verlust. CDU: Anteile sind Haushaltsrisiko für Hamburg

Hamburg. Deutschlands größte Reederei Hapag-Lloyd rutscht wegen der anhaltenden Schifffahrtskrise tiefer in die roten Zahlen. Das Hamburger Traditionsunternehmen mit Sitz am Ballindamm hat seine Verluste im ersten Halbjahr 2014 um rund 100 Millionen Euro ausgeweitet. Trotz gestiegener Transportmengen sank der Umsatz um gut vier Prozent auf 3,2 Milliarden Euro. Der Fehlbetrag wuchs von 72,2 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum auf 173,3 Millionen an. Allerdings seien darin Sonderkosten für die geplante Fusion mit der chilenischen Reederei CSAV enthalten, teilte das Unternehmen am Dienstag mit.

Mit der Fusion, die bis Ende des Jahres unter Dach und Fach sein soll, will Hapag-Lloyd zusätzlich um die 200 Millionen Euro jährlich einsparen. Aber auch das zuletzt durch erhebliche Sparanstrengungen wieder positive operative Ergebnis sackte von plus 13,5 Millionen Euro im Vorjahr auf ein Minus von 73,7 Millionen Euro ab. Als Begründung nannte das Unternehmen den starken Preisverfall bei den Frachtraten. Für den Transport eines Containers lagen diese im Durchschnitt bei 1424 Dollar, also umgerechnet 1063 Euro. Das sind 98 Dollar weniger als 2013. „Dass wir trotz der deutlichen Kosteneinsparungen unter dem Strich dieses unbefriedigende Ergebnis haben, lag an der enttäuschenden Entwicklung der Raten in allen Fahrtgebieten“, sagte der neue Vorstandsvorsitzende Rolf Habben Jansen, der seit Juli im Amt ist.

Größter Einzelaktionär von Hapag-Lloyd ist derzeit die Stadt mit einem Anteil von 36,9 Prozent. Der Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne hält 28,2, der Reisekonzern TUI noch 22 Prozent. Die restlichen 13 Prozent gehören Banken und Versicherungen. Entsprechend heftig fiel nach dem Bekanntwerden der Zahlen die Kritik der Opposition im Rathaus aus.

Der anteilige Verlust für die Stadt liege bei 68,5 Millionen Euro, hieß es aus der CDU-Fraktion. Hapag-Lloyd entwickele sich für die Stadt zu einem Fass ohne Boden. „Jetzt ist endgültig klar, dass sich die SPD mit dem Kauf der zweiten Tranche an Hapag-Lloyd Hamburg in ein finanzielles Abenteuer gestürzt hat, das sich für die Stadt nun bitter rächt“, sagte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Roland Heintze.

„Die Halbjahreszahlen von Hapag-Lloyd sind erschreckend“, sagte Anjes Tjarks, wirtschaftspolitischer Sprecher der Grünen. „Jetzt gibt es kein Schönreden mehr und keine Vertröstung auf eine bessere Zukunft.“ Der Senat habe noch vor der Sommerpause dem Wirtschaftsausschuss der Bürgerschaft eine verbesserte Lage des Unternehmens in Aussicht gestellt, kritisierte die Fraktionsvorsitzende der FDP, Katja Suding. Die aktuellen Zahlen ließen davon nichts erkennen. „Man muss sich fragen, ob der Senat noch in der Lage ist, die Situation seiner Beteiligung realistisch einzuschätzen“, so Suding. Eine Dividendenzahlung rücke in immer weitere Ferne.

Ein Sprecher der Finanzbehörde wies die Vorwürfe zurück: „Alles, was wir getan haben, geschah nicht, um kurzfristige Dividendengewinne zu realisieren, sondern um Hapag-Lloyd am Standort zu halten.“ Das Unternehmen bewege sich in einem schwierigen Marktumfeld. „Dabei ist es im Vergleich mit seinen Konkurrenten aber noch gut positioniert“, so der Sprecher.