Airbus muss mal wieder bei seinem Riesenflieger nachbessern. Etwa zehn Prozent der Türen müssen wegen Problemen mit der Dichtung modifiziert werden. Ein Expertenteam wird dafür in Hamburg zusammengezogen.

Hamburg. Für die rund 470 Passagiere von Singapore Airlines waren es bange Minuten: Eigentlich wollten sie Anfang dieses Jahres bequem mit dem Riesenflieger A380 von London nach Südostasien reisen, doch über Afghanistan kam es plötzlich zu Problemen. Druckabfall in der Kabine, Sauerstoffmasken fielen aus der Decke. Der Pilot leitete eine Notlandung der Maschine ein. Statt in Singapur strandeten die Passagiere schließlich im aserbaidschanischen Baku. Verletzt wurde zum Glück niemand.

Dieser Zwischenfall vom Januar hat etwa 100 Experten des Flugzeugbauers Airbus viele Überstunden und vermutlich auch schlaflose Nächte beschert. Ursache für den plötzlichen Druckabfall in der Kabine war nämlich offensichtlich die defekte Dichtung an einer Tür des Riesenfliegers. „Wir haben den Vorfall zum Anlass genommen, um eine umfangreiche Überprüfung der Türen am A380 einzuleiten“, bestätigte Unternehmenssprecher Stefan Schaffrath am Donnerstag dem Abendblatt.

Eine Taskforce aus Flugphysikern, Akustikern, Ingenieuren und zahlreichen anderen Fachleuten wurde in Hamburg zusammengezogen, wo die Türen ursprünglich auch entwickelt wurden. Das Ergebnis ist wenig schmeichelhaft für den Flugzeugbauer und für die Designer aus der Hansestadt: „Etwa zehn Prozent der Türen müssen modifiziert werden“, so der Sprecher.

Die Problemzone der A380-Türen befindet sich offenbar in der oberen linke Ecke, zumindest wenn man einer Grafik Glauben schenkt, die Airbus am Donnerstag verbreitete (siehe unten). Dort könnten „potenziell Undichtigkeiten auftreten“, heißt es bei dem Flugzeugbauer.

Neben der Dichtung hat der Hamburger Expertentrupp auch noch einen zweiten Konstruktionsschwachpunkt an den A380-Türen identifiziert: Es handelt sich um die Abdeckungen, die die Türen im Normalfall vor Witterungseinflüssen schützen sollen. Diese ermüden offenbar schneller, als die Konstrukteure angenommen hatten, weil aufgrund der Größe des A380 auf der Außenseite noch stärkere Kräfte als bei den kleineren Fliegern wirken. Vibrationen und Klappergeräusche sind die Folge.

Trotz der eingeräumten Probleme bemüht man sich bei Airbus, die Konstruktionsschwächen als „nicht sicherheitsrelevant“ einzuordnen und verweist auf die zahlreichen, zusätzlichen Schutzmechanismen, wie zum Beispiel die Verriegelungsbolzen, die die Türen in Position halten. „Die Sicherheit der A380-Passagiere ist nicht gefährdet“, betont Schaffrath. Zu diesem Schluss kommen auch mehrere unabhängige Fachleute wie der Hamburger Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt. Im Fall der Maschine von Singapore Airlines sei es nur sehr langsam zu einem Druckabfall in der Kabine gekommen. Eine außerplanmäßige Landung und das Auslösen der Sauerstoffmasken seien in solchen Fällen vorgeschrieben. „Eine wirkliche Gefahr bestand für die Passagiere aber nicht.“

Großbongardt hält es vor diesem Hintergrund für ausreichend, dass Airbus die Türen im Zuge der regulären Wartungsintervalle überprüfen und gegebenenfalls umbauen will. Von der Größenordnung her seien die aktuellen Probleme sicher nicht mit früheren Schwierigkeiten beim A380 wie etwa den Haarrissen innerhalb der Tragflächen vergleichbar, so der Experte. In diesem Fall musste Airbus die betroffenen Teile an allen ausgelieferten Maschinen des Typs austauschen. Den Konzern kostete dies einen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag. Wie teuer die Behebung der Türprobleme wird, steht nach Angaben des Unternehmenssprecher derzeit noch nicht fest.