Experten empfehlen Festgeld, Sparbriefe oder ein Eigenheim. Wer das Risiko nicht scheut, sollte auf Aktienfonds setzen

Hamburg. Am Donnerstag schockte die Europäische Zentralbank (EZB) Deutschlands Sparer mit ihrer Entscheidung, erstmals von Geschäftsbanken einen Strafzins für Sichteinlagen zu verlangen. Denn dieser historische Schritt dürfte die ohnehin niedrigen Sparzinsen weiter Richtung null Prozent treiben. Zugleich schossen die deutschen Aktien – zumindest kurzzeitig nach der EZB-Entscheidung in die Höhe. Der Deutsche Aktienindex (DAX) übersprang erstmals die Marke von 10.000 Punkten. Wie sollen die Hamburger in dieser Situation ihr Geld anlegen? Das Abendblatt fragte Experten aus der Region.

Ein wichtiges Kriterium für die Geldanlage – darin sind sich die Fachleute einig – ist die Risikobereitschaft des Einzelnen. Wer kein Risiko eingehen will und sein Geld in den kommenden Jahren nicht für eine größere Investition benötigt, sollte sich möglichst schnell über die derzeit attraktivsten Festgeldkonditionen informieren, bevor diese infolge der EZB-Entscheidung noch schlechter werden.

„Hier kann man schon bei einer Anlagedauer von zwei Jahren und einer Summe von 5000 Euro mit Zinsen von bis zu 1,8 Prozent rechnen“, sagt Max Herbst von der FMH-Finanzberatung – und zwar mit deutscher Einlagensicherung. Bei vier Jahren Anlagedauer sind sogar bis zu 2,1 Prozent Zinsen möglich. Zieht man die aktuelle Inflationsrate von 0,9 Prozent ab, bliebe eine reale Rendite von 1,2 Prozent. Und die meisten Volkswirte sehen für die kommenden Jahre ähnlich geringe Preissteigerungen wie zurzeit.

Die Hamburger Verbraucherzentrale empfiehlt sicherheitsorientierten Anlegern zudem spezielle Sparbriefe. Dazu zählten etwa Treppensparbriefe bei denen sich der Zins innerhalb von sechs Jahren von 0,9 auf rund drei Prozent erhöht. Eine durchschnittliche Verzinsung von 1,63 Prozent sind so über den gesamten Anlagezeitraum möglich.

Wer bereit ist, ein größeres Risiko einzugehen, sollte zumindest einen Teil seines Geldes in Aktien investieren. Auch wenn der DAX in den vergangenen drei Jahren bereits um fast 90 Prozent nach oben geschossen ist, sehen Experten noch Luft nach oben. Die Deutsche Bank Hamburg sagt zum Beispiel einen DAX-Anstieg auf 11.000 Punkte bis Ende 2014 voraus. Dies wäre innerhalb von sieben Monaten eine Rendite von mehr als zwölf Prozent. Allerdings sollten Privatanleger keinesfalls auf Einzeltitel setzen, sondern sich lieber für einen Aktienfonds entscheiden, der zum Beispiel den DAX eins zu eins abbildet.

Als eine weitere mögliche Geldanlage nennen die Experten den Kauf einer bezahlbaren Immobilie zur privaten Nutzung. Allerdings sind die Preise für Eigenheime gerade in Hamburg in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. So kostet heute ein Quadratmeter 36 Prozent mehr als im Jahr 2004. In ihrer jüngsten Studie zum regionalen Immobilienmarkt sehen die Experten der LBS Schleswig-Holstein-Hamburg in Toplagen wie Harvestehude, Rotherbaum oder der HafenCity bereits fallende Preise. „Der Süden und der Osten der Stadt sind dagegen Regionen, in denen die Preise in den kommenden Jahren noch deutliches Aufwärtspotenzial haben“, sagt LBS-Chef Peter Magel.