Das Norderstedter Floristik-Unternehmen plant bundesweit 210 weitere Filialen. Das neue Konzept setzt auf Service und Nachhaltigkeit. In Hamburg werden 60 Floristen gesucht.

Hamburg. Die Kundin schaut etwas irritiert in den Laden an der Osterstraße. Sie war schon einige Zeit nicht mehr da. „Irgendetwas hat sich verändert“, sagt sie. Alexander Zoern, Chef von dem Norderstedter Unternehmen Blume2000, parkt gerade seinen Firmenwagen, ein Elektroauto, vor der Filiale ein. „So wie dieses sollen künftig alle unsere Geschäfte aussehen“, sagt er.

Blume2000, vor 40 Jahren in Hamburg als Discounter gestartet, erfindet sich gerade neu. Nicht nur die bundesweit 190 Geschäfte erhalten mit einem grün hinterlegten Logo ein neues Gesicht, das Unternehmen will erstmals in der Firmengeschichte auch selbst Blumen für die Kunden binden. Deshalb sucht der Konzern, der rund 30 Millionen Euro in den Umbau der Filialen stecken wird, mittelfristig rund 1000 Floristen, darunter 400 im Großraum Hamburg. Allein in diesem Jahr sollen mehr als 100 Floristen, davon 60 in Hamburg, eingestellt werden. Zudem setzt Blume2000 verstärkt auf nachhaltigen Anbau. „40 Prozent unserer Topfpflanzen kommen aus der Region. Ein Großteil ist nachhaltig angepflanzt worden“, so Zoern. „Auch die Rosen kommen schon zur Hälfte aus zertifizierten Farmen in Afrika und Südamerika.“ Sieben Tage Garantie gibt das Unternehmen künftig auf seine Rosen.

Blume2000 arbeitet seit 2013 mit der niederländischen Umweltstiftung MPS zusammen. Unternehmen, die dort Mitglied sind, müssen ihre Verbrauchsdaten in den Bereichen Energie, Dünger, Müll, Pflanzenschutzmittel und Wasser offenlegen. MPS bietet darüber hinaus Zertifikate für den sozialverträglichen Anbau. Daneben achtet die Stiftung auf soziale Aspekte bei den Produktionsbedingungen.

Die Handelskette arbeitet mit rund 400 Gärtnerbetrieben in Deutschland, den Niederlanden, Dänemark sowie Betrieben in anderen westeuropäischen Staaten zusammen. „Wir laden unsere Gärtner auch nach Hamburg ein und informieren, wie sie unsere nachhaltige Strategie unterstützen können. Alle Produkte, die die Anforderungen erfüllen, bekommen das Label ‚Nachhaltiger Anbau‘“, sagt Zoern.

Wenig Kunststoff

Tatsächlich, der Laden an der Osterstraße sieht anders aus. Statt Schaufenster hat Blume2000 zur Straßenseite hin Rolltore bauen lassen, die geöffnet werden können und den Eingangsbereich vergrößern. Plastikverpackungen für die Blumen sind in dem neuem Geschäft nur noch selten zu sehen. Stattdessen sind sie durch Papier ersetzt worden. Pflänzchen wie Primeln werden in Holzkisten zur Schau gestellt. „Wir vermeiden den Einsatz von Kunststoff. Wann immer wir es können, tauschen wir in den neuen Läden Plastik durch Papier, Zinkvasen, Tontöpfen und Holz aus“, sagt Zoern. Nur wenige Blumen müssen weiterhin in einer Plastikverpackung angeboten werden. „Die Weihnachtssterne würden sich sonst nicht halten“, so der Chef.

„Bis Jahresende werden 31 Filialen das neue Konzept übernommen haben“, sagt Zoern. „Ich freue mich, dass unsere Mitarbeiter die Umstellung unterstützen. Wir werden zu einer kleinen Markthalle.“ Neben Schnittblumen, Pflanzen und Töpfen hat das Unternehmen in den schon herausgeputzten Geschäften auch Eigenmarken, etwa Saatgut für Basilikum, Blumenerde und Dünger im Programm, genauso wie handliche Spaten und Werkzeuge oder auch Grußkarten. Erfolgreich ist laut Zoern auch der Online-Handel des Unternehmens. „Wir schicken derzeit eine Million Pakete pro Jahr an unsere Kunden.“

Das „2000“ als Namensbestandteil ist der früheren Hamburger Postleitzahl geschuldet. Das Unternehmen kennen zwar viele Deutsche, doch über seine Wirtschaftszahlen schweigt Blume2000 gern. Für das Abendblatt wurde eine Ausnahme gemacht. Während das Unternehmen den Umsatz in Höhe von 110 Millionen Euro plus 40 Millionen durch den Internet- und Großhandel im vergangenen Jahr halten konnte, geht es der übrigen Branche nicht so gut. Allein in Hamburg, wo Blume2000 rund 40 Geschäfte betreibt, hat sich die Zahl der Fachhändler in den vergangenen Jahren von mehr als 750 auf knapp 500 verringert. Bundesweit ist der Umsatz mit Rosen, Tulpen und anderen Blumen zwischen 2008 und 2012 um fünf Prozent auf drei Milliarden Euro gesunken. Inklusive der Topf- und Gartenpflanzen werden nur noch gut sechs Milliarden Euro durch den privaten Einkauf erwirtschaftet. „Im Jahr 2013 ist der Umsatz nochmals um sieben Prozent gefallen“, sagt Zoern. „Zudem beträgt inzwischen der Anteil der selbstständigen Floristen am gesamten Blumenhandel nur noch 39 Prozent. Anfang 2000 waren es immerhin noch 50 Prozent.“ Das Blume2000-Franchisekonzept soll künftig eine attraktive Option für selbstständige Floristen werden.

Der Markt ist hart umkämpft. Schon seit Jahren müssen sich die Fachgeschäfte einer neuen Konkurrenz stellen. Während der Marktanteil der bundesweit 15.000 Fachhändler sinkt, legen Discounter wie Aldi und Lidl, aber auch Tankstellen, Bau-, Garten- und Supermärkte zu. Immer häufiger greifen die Kunden zum Blumenbündel für weniger als zwei Euro an der Discounterkasse. Ein Preis, bei dem der Fachhandel nicht mithalten kann. „Der Kampf der Billiganbieter um Preise und Kunden wird in der Branche weitergehen. Der typische Blumenkunde will aber nicht nur niedrige Preise, sondern sucht Auswahl und einen Service in den Geschäften“, sagt Zoern.

Durch die Neupositionierung habe Blume2000 den Übergang vom Discounter zum Blumenfachgeschäft geschafft. „Der Erfolg des neuen Blume2000-Konzeptes hat auch schon bei der Konkurrenz großes Interesse ausgelöst. Wettbewerber aus ganz Europa, den USA und Asien pilgern derzeit in die Osterstraße“, so Zoern. „Wir haben die Antwort auf die Herausforderung der Supermärkte gefunden, das begeistert die ganze Blumenbranche.“

Der Geschäftsführer ist zuversichtlich, dass Blume2000 im Wettbewerb bestehen und den Marktanteil ausweiten kann. „Wir wollen dieses Jahr beim Umsatz um vier Prozent zulegen“, sagt er. Zudem soll die Zahl der Filialen, die bislang meist in der nördlichen Hälfte Deutschlands ansässig sind, auf 400 steigen. Damit soll auch der süddeutsche Raum besser erschlossen werden. Zoern gibt sich zuversichtlich, dass dies mittelfristig gelingt. Das neue Gesicht von Blume2000 soll dazu beitragen.