“Was mein Mund nicht sagen kann, sagen Tulpen aus Amsterdam.“ Die Schlagerschnulze trällerte das vor über 50 Jahren. Ach, hätten die international...

"Was mein Mund nicht sagen kann, sagen Tulpen aus Amsterdam." Die Schlagerschnulze trällerte das vor über 50 Jahren. Ach, hätten die international vernetzten Finanzbosse diesen versteckten Hinweis auf die Tulpen nur ernst genommen! Vielleicht wäre es dann gar nicht zur aktuellen Kreditkrise gekommen. Denn die Superspekulation, die folgende Gier und der Crash - das alles hat es schon mal gegeben. 1637 in Holland bei der Großen Tulpenmanie, auch als Tulpenwahn oder Tulpenhysterie bekannt.

Deren Muster ähnelt so verblüffend der Spekulationsblase von heute, dass sich unsere niederländischen Nachbarn nicht scheuen, für zwölf Euro eine "Krisentour zum frühesten historischen Vorbild" anzubieten. Auf ihren Pfaden informieren sich zum Beispiel Hobby-Börsianer, Mitglieder von Anleger-Klubs und echte Banker über den "Ellendigen Kerkhof", die letzte Ruhestätte für Gescheiterte, die als Ausweg nur den Selbstmord sahen. Dabei hatte alles so blumig angefangen.

Die ersten Tulpen, die "Lieblingsblumen des Sultans", hatten Händler aus dem Osmanischen Reich mitgebracht. Das Sinnbild für Wohlstand und Reichtum trieb schon bald seltsame Blüten. So brachte die Verenigde Ost-Indische Compagnie (nach Lehman-Bank-Manier) schon damals Anteilscheine für Tulpenzwiebeln unters Volk, als das begehrte Handelsobjekt selbst knapp geworden war im Gegensatz zu den unersättlichen Kaufwünschen.

Die Preise explodierten in den drei Jahren bis 1637 auf das Fünfzigfache. Für drei Tulpenzwiebeln wechselte schon mal ein Haus den Besitzer. Ein Exemplar der wertvollsten Tulpensorte, der "Semper Augustus", kostete bis zu 10 000 Gulden, und das zu einer Zeit, in der ein ehrbarer Zimmermann gerade mal 250 Gulden verdiente - im Jahr. Die Zwiebelgeschäfte liefen in Kneipen und Wirtshäusern, wo Unterhändler Käufer und Verkäufer zusammenbrachten.

Am 7. Februar 1637 platzte die Blase. Die Preise fielen um 95 Prozent. Mancher verlor sein ganzes Vermögen, wie der Landschaftsmaler Jan van Goyen, der allen Besitz in Tulpen investiert hatte. Auch damals griff die Obrigkeit ein.

Die Städte bildeten Schlichtungskommissionen und verboten es, Streitigkeiten über Tulpengeschäfte vor Gericht zu bringen. So war der Spuk schnell vorbei. Eine Rezession blieb aus.

Ob sich Geschichte (doch) wiederholt?