Monatlich 24 Jets der A320-Familie werden künftig in der Hansestadt endmontiert. Fertigungskosten des neuen A350 höher als erwartet

Hamburg. Als Folge der hohen Nachfrage hebt Airbus die Produktion bei seinem Verkaufsrenner weiter an: Die monatliche Fertigungsrate von Kurz- und Mittelstreckenjets der A320-Familie steigt von derzeit 42 auf 46 Maschinen im zweiten Quartal 2016. Damit wird auch sichergestellt, dass die Endmontage im neuen Werk im amerikanischen Mobile im Jahr 2015 anlaufen kann, ohne dass dies zulasten der bestehenden Standorte geht.

Wie schon bei vorangegangenen Ratenanhebungen ist Hamburg ein Gewinner der Produktionsausweitung: Im Werk auf Finkenwerder erhöht sich die monatliche Stückzahl nach Angaben des Unternehmens von 22 auf künftig 24 Flugzeuge, in Toulouse werden unverändert 16 Jets endmontiert und im chinesischen Tianjin wie bisher vier im Monat. Für den neuen Standort Mobile ist eine Monatsrate von zwei Maschinen geplant.

Mit der Anhebung der Produktionsrate reagiert Airbus auf einen entsprechenden Schritt des Erzrivalen Boeing. Die Amerikaner hatten bereits im Oktober angekündigt, die monatliche Fertigung von Jets der 737-Baureihe von damals 38 auf 47 Maschinen im Jahr 2017 zu erhöhen.

Doch für beide Hersteller dürfte noch mehr drin sein. „Bei Boeing gibt es Pläne, gegen Ende des Jahrzehnts weiter bis auf eine Rate von 52 Jets hochzugehen“, sagt der Hamburger Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt. „Airbus wird nichts anderes übrig bleiben, als eine ähnliche Größenordnung anzustreben, um bei den Lieferzeiten nicht ins Hintertreffen zu geraten.“

Dies sei schon deshalb wichtig, um nicht neuen Wettbewerbern in die Hände zu spielen, so Großbongardt: „Wenn die Fluggesellschaften zu lange auf ihre bestellten Maschinen warten müssen, könnten sie in Versuchung geraten, bei Konkurrenten von Airbus und Boeing zum Beispiel in Kanada oder China einkaufen zu gehen.“ Airbus-Vertriebsvorstand John Leahy hat bereits auf eine noch höhere Produktionsrate gedrängt: Der Markt vertrage mehr als 50 Jets der A320-Familie im Monat, ist er überzeugt.

Aufgrund der Verkaufsrekorde in den vergangenen Jahren ist der Auftragsbestand dieses Kassenschlagers auf aktuell 4272 Jets gestiegen; bei derzeitigen Fertigungsraten bedeutet das eine Auslastung von mehr als achteinhalb Jahren. Im vorigen Jahr sind 493 Maschinen der Typen A318, A319, A320 und A321 ausgeliefert worden, in Hamburg waren es 267.

Einschließlich der Langstreckenmodelle hat Airbus im vergangenen Jahr 626 Flugzeuge an die Kunden übergeben und einen neuen Auftragsrekord von 1503 Jets verbuchen können. Zwar war die Prognose für die Neubestellungen 2014 eher verhalten ausgefallen. Doch eine Bemerkung von Tom Enders, Chef der Airbus Group, deutet darauf hin, dass die Verkaufszahl am Ende höher liegen könnte als gedacht: „Die kommerzielle Nachfrage ist weiterhin stark, wenn nicht sogar noch etwas stärker als letztes Jahr“, sagte Enders in der Bilanzpressekonferenz des Airbus-Mutterkonzerns in Toulouse.

Der Erfolg des Unternehmens, das bis Ende 2013 EADS hieß, hängt angesichts der Sparzwänge der Regierungen und der damit schrumpfenden Rüstungshaushalte immer stärker vom Ziviljetgeschäft ab. Zum Gesamtumsatz von 59,2 Milliarden Euro (plus fünf Prozent) trugen die Airbus-Zivilflugzeuge immerhin 39,9 Milliarden Euro (plus sechs Prozent) bei. Der Nettogewinn des Konzerns verbesserte sich um 22 Prozent auf knapp 1,5 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Der Konkurrent Boeing, der ebenfalls Verkehrsjets und Rüstungsgüter anbietet, steigerte den Umsatz um sechs Prozent auf umgerechnet 63,2 Milliarden Dollar, erreichte aber einen mehr als doppelt so hohen Ertrag von umgerechnet 3,3 Milliarden Euro (plus 18 Prozent).

Allerdings musste die Airbus Group im vierten Quartal 2013 kräftige Sonderbelastungen von zusammen fast 730 Millionen Euro hinnehmen. Davon entfielen knapp 300 Millionen Euro auf den Konzernumbau, in dessen Zuge europaweit bis zu 5800 Stellen vor allem in der Rüstungs- und Raumfahrtsparte sowie in der Zentrale wegfallen sollen. Zudem wurden Rückstellungen von rund 430 Millionen Euro verbucht, weil die Fertigungskosten des neuen Langstreckenjets A350 höher ausfallen als erwartet. Derzeit läuft die Flugerprobung des Typs, noch vor Jahresende soll eine erste Maschine an den Kunden Qatar Airways ausgeliefert werden. Airbus sei jetzt in die kritischste Phase des Programms eingetreten, hieß es. Jede Änderung des Zeitplans und der Kostenannahmen könnte zunehmend höhere Rückstellungen zur Folge haben.

Doch auch die neue Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) bringt Enders zusätzliche Probleme. Die Abbestellung der letzten Serie von 37 Eurofighter-Kampfjets im Auftragswert von 3,2 Milliarden Euro will er aber nicht einfach hinnehmen. „Es gibt bestehende Verträge, und wir kennen die sehr genau“, sagt Enders und pocht damit auf Kompensationszahlungen, die auf annähernd 900 Millionen Euro taxiert werden.

Die Aussichten, den bis zu 90 Millionen Euro teuren Jet dafür im Ausland verkaufen zu können, beurteile er nicht sehr optimistisch, so Enders. Denn auch dort werden die Rüstungsetats zusammengestrichen. „Wir müssen uns darauf einstellen, dass wir die Produktion eher früher als später herunterfahren“, sagt Enders. Bislang hat die Eurofighter-Fertigung im bayerischen Manching Arbeit bis 2017.