Ex-Chef Dirk Möhrle und Baumarktkette Hellweg haben Kreditzusagen erhalten. Nun müssen Gläubiger zustimmen

Hamburg. Es waren nervenaufreibende Stunden für den Ex-Chef von Max Bahr, Dirk Möhrle. Gebannt saß der Hamburger Investor am Montag in seiner Wohnung im Hamburger Stadtteil Winterhude und wartete auf das Votum des Gläubigerausschusses des insolventen Unternehmens. Der 50-Jährige war extra in der Hansestadt geblieben und nicht in das Berliner Büro seiner Beteiligungsgesellschaft gefahren, um für eine mögliche Vertragsunterzeichnung in der Nähe der Zentrale der Baumarktkette zu sein.

Ein paar Hundert Kilometer entfernt in Dortmund wartete auch der Inhaber der Baumarktkette Hellweg, Reinhold Semer, auf grünes Licht für die Übernahme von Max Bahr. Doch bis zum Abend war noch keine Entscheidung darüber gefallen, ob das Konsortium um Möhrle und Hellweg nun endgültig den Zuschlag für die noch verbliebenen 73 Baumärkte der insolventen Hamburger Kette bekommen würde.

Die Gespräche gestalteten sich vor allem deshalb schwierig, weil nicht nur ein, sondern gleich zwei Gläubigergruppen über das Schicksal der Tochter des Baumarktkonzerns Praktiker zu befinden haben. Nach den Max-Bahr-Gläubigern müssen auch noch die Kreditgeber des ebenfalls Pleite gegangenen Vermieters Moor Park über die Übernahme befinden. Erst dann ist eine Vertragsunterzeichnung möglich.

Zu den Moor-Park-Gläubigern zählt die Royal Bank of Scotland, die sich zuvor in Fragen einer Mietreduzierung für die Baumärkte als zäher Verhandlungspartner erwiesen hat. Im Prinzip sind sich die Parteien über eine moderate Absenkung der Mieten zwar einig, strittig ist aber die Frage, wer für die Beseitigung des Investitionsstaus in vielen Märkten aufkommen muss. Ein Großteil der Max-Bahr-Filialen befindet sich in keinem guten Zustand, weil die Tochter des Praktiker-Konzerns über Jahre hinweg der schwächelnden Muttergesellschaft finanziell unter die Arme greifen musste.

Vor dem entscheidenden Votum der Gläubiger war es Hellweg-Chef Semer und Investor Möhrle gelungen, die letzten noch ausstehenden Fragen bei der Finanzierung der anstehenden Übernahme aus dem Weg zu räumen, an denen das Projekt in der vergangenen Woche noch zu scheitern drohte. „Die Probleme mit den Banken und Kreditversicherern sind gelöst“, sagte Möhrle dieser Zeitung. „Die Finanzierung der Übernahme ist sicher.“

Das Konsortium benötigt für den Kauf von Max Bahr einen Kredit in Höhe von rund 65 Millionen Euro, über den unter anderem mit der Commerzbank, der IKB, der WGZ und der Volksbank Dortmund verhandelt wurde. Die Institute machten ihre Zustimmung von der Zusage eines Warenkreditversicherers abhängig, der den Lagerbestand der Märkte vorfinanziert. Diese Zusage liegt nun offenbar vor. Investor Dirk Möhrle hat ein großes, persönliches Interesse an der Übernahme von Max Bahr, weil sich das Hamburger Traditionsunternehmen bis zum Verkauf an den Konkurrenten Praktiker im Jahr 2008 im Besitz seiner Familie befand. Möhrles Vater Peter baute die Firma von einer einfachen Holzhandlung zu einer der größten deutschen Baumarktketten aus. Er verkaufte das Unternehmen aber letztlich, weil er Max Bahr für zu klein hielt, um gegen Konkurrenten wie Obi, Bauhaus oder Hornbach bestehen zu können.

Sohn Dirk, der Max Bahr selbst über sieben Jahre hinweg führte, hielt diese Entscheidung immer für falsch und will nun die Geschicke der Kette in eine bessere Richtung lenken. Im Konsortium mit dem Dortmunder Konkurrenten Hellweg ist Möhrle allerdings nur Minderheitsgesellschafter und strebt nicht die Rückkehr an die Firmenspitze an.

Das Konsortium plant nach einer Übernahme, Max Bahr als eigenständige Gesellschaft in der Hellweg-Gruppe weiterzuführen, zu der 92 eigene Baumärkte und 56 Filialen der ebenfalls erst vor Kurzem gekauften Kette BayWa zählen. Die Zentrale von Max Bahr soll laut früheren Aussagen in der Hansestadt bleiben, allerdings dürfte die Gruppe die alte Praktiker-Zentrale am Heidenkampsweg aufgeben und stattdessen wieder auf die Räume an der Wandsbeker Zollstraße zurückgreifen, wo sich über Jahrzehnte hinweg das Hauptquartier von Max Bahr befand. Gewisse zentrale Aufgaben wie Rechnungswesen oder IT könnten zudem nach Dortmund verlagert werden.

Max Bahr war Ende Juli in die Insolvenz gerutscht, nachdem zuvor schon die Muttergesellschaft Praktiker wegen Zahlungsunfähigkeit Konkurs anmelden musste. Der Konzern hatte sich mit unrentablen Rabattaktionen und endlosen Streitereien zwischen Vorstand und Eigentümern selbst ins Aus manövriert. Für 230 Praktiker- und gerade erst auf die Marke Max Bahr umgeflaggte Märkte hat sich kein Käufer gefunden, weshalb sich diese nun im Ausverkauf befinden und einzeln verwertet werden.